Hagen. Mit der Schutzmaske als Standard-Ausrüstung starten die Hagener Schulen ins neue Schuljahr. So löst das CRG in Haspe die Herausforderungen.
Irgendwie soll alles so werden wie früher, und dennoch ist vieles so anders. Am Mittwoch starten die Hagener Schulen in das neue Schuljahr 2020/21 – ein Erlebnis, wie es auch den ganz alten Hasen der Branche fremd sein dürfte. „Aber wir sehen der Sache gelassen und positiv entgegen“, betont Michael Pütz, Direktor des Hasper Christian-Rohlfs-Gymnasiums (CRG), und setzt für das künftige Miteinander in Corona-Zeiten vor allem auf den gesunden Menschenverstand: „Wir freuen uns zunächst einmal, dass es mit dem Präsenzunterricht jetzt wieder losgeht. Eine Hygiene-Polizei werden wir sicherlich nicht einsetzen.“
Maßgeschneiderte Hygienekonzepte entwickelt
Die Hagener Schulverwaltung sieht sich für den Start in das bevorstehende Schuljahr 2020/21 unter Corona-Bedingungen bestens gerüstet. Dabei haben die einzelnen Schulen den individuellen Bedingungen entsprechend anhand der bestehenden Vorgaben eigene, maßgeschneiderte Hygienekonzepte entwickelt.
Grundsätzlich ist seitens der Stadt eine Intervallreinigung der Räumlichkeiten vorgesehen, und die Reinigung von Kontaktflächen wird intensiviert. Der Fachbereich Gebäudewirtschaft zieht zudem externe Reinigungsfirmen hinzu, um die anfallende Mehrarbeit stemmen zu können. Permanent hält das Schulamt engen Kontakt zu den Schulleitungen, um die notwendigen Verhaltensweisen zum Schutz vor einer Corona-Infektion abstimmen zu können. „Zusätzlich stehen den Schulen Plakate, Absperrband und Klebeband zur Verfügung, um die geltenden Regeln sichtbar zu machen“, berichtet Stadtsprecherin Clara Treude aus dem städtischen Krisenstab.
Unter Einhaltung der Schutz-, Abstands- und Hygieneregeln können die Schulen in Eigenverantwortung ebenfalls entscheiden, ob und in welchem Rahmen sie Einschulungsfeiern für die i-Männchen anbieten. „Einige Schulen haben beispielsweise berichtet, dass sie die Einschulung etappenweise mit kleinen Schülergruppen oder in Turnhallen durchführen“, weiß Treude.
Robert-Koch-Institut gibt den Rhythmus vor
Oberbürgermeister Erik O. Schulz betont in seiner Funktion als Leiter des Krisenstabs mit Blick auf den bevorstehenden Schulstart: „Im Krisenstab arbeiten wir seit Ausbruch der Pandemie ohne Unterlass daran, uns in Hagen auf die jeweilige Situation einzustellen. Bei den Schutz- und Hygienemaßnahmen in unseren Schulen halten wir uns genau an die Angaben des Robert-Koch-Instituts. Die Stadtverwaltung stellt Seife zur Verfügung und sorgt für eine kontinuierliche Versorgung mit Desinfektionsmittel sowie bei Bedarf mit Mund-Nasen-Bedeckungen“, versucht er mögliche Sorgen der Eltern um die Sicherheit der Kinder ein wenig zu zerstreuen
Dr. Anjali Scholten, Leiterin des Hagener Gesundheitsamtes: „Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen lassen sich Neuinfektionen nicht ausschließen. Wir wissen aber, wie wir damit umzugehen haben: Im Falle auftretender Infektionen verfolgen wir die Kontaktpersonen nach, um Infektionsketten zu unterbrechen.“ Das lasse sich gerade in den Schulen gut nachhalten. Im Falle einer Infektion würden alle Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt bzw. getestet. „Im Ernstfall ziehen wir auch das Herausnehmen einzelner Gruppen aus dem Schulbetrieb in Erwägung oder überprüfen, ob Schulschließungen – wie vor den Ferien – notwendig sind.“
Dabei gilt an dem Gymnasium am Ufer der Ennepe zunächst einmal der klassische, ganz pragmatische Vierklang: Maske tragen, auf den Fluren immer rechts laufen, Hände waschen und natürlich den gebotenen Mindestabstand wahren. „Wir setzen auf klare Regeln, die auch in der Realität einsetzbar sind“, will sich Pütz gar nicht erst in zig Spezialregelungen verzetteln: „Gängelung schafft nur miese Stimmung.“ Mit diesem Kurs habe man auch schon vor den Ferien gute Erfahrungen gemacht, berichtet der CRG-Chef von vier pubertierenden Migranten-Schülern, die seinerzeit selbst in einer unbeobachteten Ecke des Schulhofes mit Maske vor Nase und Mund sowie dem gebotenen Sicherheitsabstand miteinander diskutiert hätten – „das klappt“.
Jeder Platz kann desinfiziert werden
Entsprechend ist Pütz auch optimistisch, dass die von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer zunächst einmal bis Ende August verhängte Maskenpflicht für das gesamte Schulgelände und auch die Unterrichtssituationen respektiert wird. „Natürlich wird das Kollegium darauf achten. Zudem wird in jeder Klasse Handdesinfektion möglich sein, und auch die Plätze können von den Schülern entsprechend gereinigt werden.“
Darüber hinaus ist während der Unterrichtszeit den ganzen Tag über eine Putzkraft unterwegs, die sich um die Kontaktflächen im Gebäude kümmert.
Außerdem wird an der Hasper Schule der Pausenhof nach Jahrgängen strukturiert, um ein mögliches Ansteckungsrisiko auf einen nachvollziehbaren Rahmen reduzieren zu können. Ansonsten bleiben sämtliche Eingänge und Klassenräume geöffnet und es wird auch kein aufwändiges Aufstellregelwerk für die einzelnen Klassen etabliert.
Starre Raumzuordnungen für die einzelnen Klassen wird es am CRG zunächst ebenfalls nicht geben: „Die Jahrgänge durchmischen sich ohnehin – das fängt in Klasse 5 mit dem Religionsunterricht an, setzt sich ab der Klasse 7 mit der zweiten Fremdsprache fort und löst sich in der Oberstufe mit dem Kurssystem ohnehin völlig auf“, sieht Pütz in diesem Korsett keinen Sinn.
Gestaffelt in die Sport-Umkleiden
Der Sportunterricht steht unter den gleichen Auflagen wie der Trainings- und Wettkampfbetrieb der Vereine: 30 Personen pro Halleneinheit sind möglich, allerdings dürfen sich in den engen Umkleidekabinen maximal sechs bis sieben Personen gleichzeitig aufhalten. „Die werden also gestaffelt genutzt werden müssen“, setzt Pütz darauf, dass der Sportunterricht zunächst vorzugsweise im Freien stattfindet. Wie der Schwimmunterricht gestaltet werden kann, ist derweil noch offen.
Ansonsten wird auch das gesamte CRG-Kollegium zum Start in die Schule zurückkehren. Pädagogen gelten nur dann noch als besonders gefährdet, wenn ein ärztliches Attest ihnen bescheinigt, dass aufgrund einer Vorerkrankung eine Corona-Infektion einen gefährlicheren Krankheitsverlauf bedeuten könnte. Einer Risiko-Lehrerin wurde daraufhin die Chance eingeräumt, ihren Unterricht in der Aula abzuhalten und somit für die notwendigen Abstände und den entsprechenden Schutz zu sorgen.
Die dazugehörigen Masken müssen die Schüler übrigens selbst mitbringen – wie auch in der privaten Realität. „Sie sollen bei uns Verhaltensregeln lernen, die auch im sonstigen Alltag funktionieren und keine skurrilen Spezialitäten. Wir rechnen schließlich damit, dass wir die Masken das nächste halbe Jahr noch tragen müssen.“