Attendorn. . Der Ärztemangel zwingt Krankenhäuser, sich um Ärzte auch aus dem Ausland zu bemühen. Die Attendorner Helios-Klinik spannte sogar die Politik ein.

  • Helios Klinik Attendorn freut sich über Zulassung für indische Ärztin
  • Zahlreiche bürokratische Hürden zu überwinden
  • Bundestagsabgeordneten Dr. Matthias Heider eingeschaltet

Der Ärztemangel zwingt die Krankenhäuser dazu, sich intensiv um junge Ärzte, auch aus dem Ausland, zu bemühen. Die Attendorner Helios Klinik spannte sogar den heimischen Bundestagsabgeordneten Dr. Matthias Heider ein, um bürokratische Hemmnisse auf dem Weg zur Anerkennung des Berufsabschlusses einer junge Ärztin, die aus Indien stammt und in der Ukraine studiert hat, schneller aus dem Weg zu räumen.

Das ist gelungen. Seit dem 15. Februar hat Dr. Atishararha Iqbaluddin Khan eine Stelle als Assistenzärztin an der Attendorner Klinik und wird im Team von Dr. Stephan Doldi, Chefarzt der Kardiologie, eine fünfjährige internistische sowie eine dreijährige kardiologische Ausbildung genießen. Obwohl ihre Abschlüsse anerkannt sind, muss Frau Dr. Kahn noch eine sogenannte Kenntnisprüfung ablegen, die laut Dr. Doldi „einer Wiederholung des Staatsexamens“ gleich kommt.

Karriere überall möglich

Das sollte für die erst 30-jährige Ärztin kein Problem darstellen, ist Dr. Doldi überzeugt, der in den höchsten Tönen von den Fähigkeiten seiner Assistenzärztin, der er die Mitbetreuung seiner Privatpatienten anvertraut hat, schwärmt.

„Sie ist so unglaublich gut, es ist eine Wonne“, so der Chefarzt, der Frau Dr. Kahn nach ihrer Ausbildung eine Karriere an jedem Krankenhaus zutraut. „Auch in München oder Berlin“, wo viele junge Ärzte heute gerne hin wollen.

Selbst Duisburg hat Probleme

Nicht nur das Sauerland ist wenig attraktiv, „bereits Städte wie Duisburg, Wuppertal und Dortmund bekommen Probleme“, weiß Dr. Doldi zu berichten.

Wie kommt dann so ein „Rohdiamant“ wie Dr. Kahn nach Attendorn? Durch die Gnade des Alphabets. Bei ihrer Suche nach einem Praktikumsplatz im Internet stand A wie Attendorn ganz oben, erzählt Dr. Atishararha Kahn.

Lotsenfunktion und Ersatzfamilie

Und in der Helios Klinik tut man alles um sie, aber auch andere ausländische Ärzte zu halten. Sie erleben oftmals einen regelrechten Kulturschock, wenn sie nach Deutschland kommen, müssen sich mit den neuen Gegebenheiten und der Sprache auseinandersetzen. Hier übernimmt das Krankenhaus, eine Lotsenfunktion, die Kollegen „suggerieren Familie“, wie Dr. Stephan Doldi es ausdrückt, die, wie bei einem Oberarzt, im Jemen lebt.

Ärztemangel und Ausländeranteil

Der Ärztemangel ist in den Krankenhäusern bereits angekommen. Bei den Hausärzten kündigt er sich an.

Über 90 Prozent der Assistenzärzte in der Attendorner Helios Klinik kommen aus dem Ausland.

35 Prozent der Hausärzte in Attendorn sind über 60 Jahre alt

Die Hilfestellungen reichen von der Konto-Eröffnung über Behördengänge und die Wohnungssuche bis hin zum Autokauf. Bei dem von Dr. Doldi beklagten Mangel an Integrationsangeboten bietet Klaus Kämmerer, der Stadt Attendorn, Hilfe an.

Pädoyer für Studiengang Medizin

Was den Ärztemangel angeht ist er mit sich mit Dr. Matthias Heider darin einig, dass die Einrichtung eines Studiengangs Medizin an der Universität Siegen Impulse für die Region bringen würde.

Das gilt bereits für das neue Herzkatheterlabor an der Attendorner Helios Klinik, wo im ersten Jahr 650 Untersuchungen durchgeführt wurden. Eine Zahl, auf die man stolz ist und die auch zur positiven Entwicklung der Klinik beigetragen hat, die voll belegt ist.