Berlin. Als die Dinosaurier ausstarben, fingen Ameisen an, Landwirtschaft mit Pilzen zu betreiben. Forscher klären nun den Zusammenhang.
Über 250 Ameisenarten haben sich darauf spezialisiert, als Nahrungsvorrat in unterirdischen Kammern bestimmte Pilze anzubauen. Diese versorgen sie mit oberirdisch gesammeltem Pflanzenmaterial. Nun haben Forscherinnen und Forscher eines internationalen Teams herausgefunden, dass sie das bereits seit mehr als 66 Millionen Jahren tun.
Wie das Fachmagazin „Science“ berichtet, rekonstruierten beteiligte Forscherinnen und Forscher der Universität Hohenheim durch Gensequenzierung einen Evolutionsbaum. Insgesamt nahmen sie 475 Pilzarten unter die Lupe und kombinierten sie mit den schon bekannten Stammbäumen der pilzzüchtenden Ameisen. Der Vergleich zeigt, dass sich die Evolution der Arten seit Jahrmillionen in gegenseitiger Beeinflussung, sogenannter Koevolution, vollzieht.
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In einer Pressemitteilung der Hochschule Hohenheim erklärte der Biologe Christian Rabeling: „Manche Pilze bilden Strukturen, die nur in der Kultivierung durch Ameisen vorkommen.“ Dass sie sich außerhalb des Nests gar nicht kultivieren lassen, sei „ein Zeichen einer echten koevolutiven Beziehung, bei der sich beide Partner gegenseitig beeinflussen und gemeinsam entwickeln“.
Ameisen züchten Pilze: Mit dem Asteroideneinschlag fing alles an
Den Forschern gelang es sogar, den Startpunkt der ungewöhnlichen Zusammenarbeit zu identifizieren. Untersuchungen zufolge begann alles mit dem Einschlag eines Asteroiden. Jener Himmelskörper, dessen Aufprall auf der heutigen mexikanischen Halbinsel vor 66 Millionen Jahren das Aussterben der Dinosaurier zur Folge hatte. Mit einer Sprengkraft von mindestens 200 Millionen Hiroshima-Bomben hinterließ er einen etwa 200 Kilometer großen Krater.
Durch Staubpartikel in der Erdatmosphäre und die Dunkelheit kühlte die Erde drastisch ab, was zu einem Massensterben vieler Pflanzenarten führte. Das wiederum verschaffte Pilzen, die für ihre Energiegewinnung nicht auf Sonnenlicht angewiesen sind, einen evolutionären Vorteil. Diese Überlegenheit der Pilze könnte ein möglicher Schlüsselfaktor dafür gewesen sein, dass Ameisen sich verstärkt auf die Kultivierung von Pilzen konzentriert haben.
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Nebenbei hat das Forschungsteam auch noch zahlreiche neue Pilzarten und -gattungen entdeckt und beschrieben. Ein wichtiger Punkt im Hinblick auf die Biodiversität. „Die Artbeschreibung ist der erste Schritt zum Schutz der Artenvielfalt“, erklärt Christian Rabeling. „Denn schützen können wir nur Arten, die wir kennen. Und je mehr wir über sie wissen, wo sie herkommen und wie sie leben, desto besser können wir Maßnahmen zu ihrem Schutz ableiten.“