Berlin. Eine invasive Ameisenart breitet sich explosiv in der Stadt Kehl in Baden-Württemberg aus. Stadt und Anwohner sind verzweifelt.
Sie sind überall: Kleine, krabbelnde schwarze Häufchen, die eine ganze Stadt lahmlegen. Ob auf dem Spielplatz, unter der Straße oder sogar im eigenen Haus – eine nordafrikanische Ameisenart hat die Stadt Kehl in Baden-Württemberg im Griff. Die Tapinoma magnum verbreitet sich bereits seit letztem Herbst in der Stadt. Im Stadtteil Marlen haben sich die Ameisenkolonien zuletzt explosiv vermehrt. Die Stadt und Anwohner sind verzweifelt: Nichts würde gegen die invasive Ameisenart helfen.
Die Ameisenart stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und sorgt nicht zum ersten Mal für Ärger in Deutschland. Auch die Stadt Limburg hatte im vergangenen Jahr mit den Tierchen zu kämpfen. Die Tapinoma magnum kann sich vor allem so schnell ausbreiten, da sich die einzelnen Völker nicht gegenseitig bekämpfen, sondern sich zu sogenannten Superkolonien zusammenschließen können.
Dadurch würden nicht nur wirtschaftliche Schäden entstehen, auch die heimische Fauna würde bedroht, warnt Gregor Koschate, Umweltbeauftragter der Stadt Kehl. Die Tiere fressen Pflanzen auf und zerstören so die umliegende Umwelt. Der Kehler Oberbürgermeister appelliert an höhere Behörden, nun schnell zu handeln: Er fürchtet, die Ameisen könnten auch landes- oder gar bundesweit für Probleme sorgen.
Schädlingsbekämpfung ohne Erfolg – aber mit hohen Kosten
Auch die von der Stadt engagierte Schädlingsbekämpfungsfirma scheint machtlos gegen die Millionen von Krabbeltierchen zu sein. Seit Monaten versucht die Firma, die Ameisen mit maisstärkehaltigem Heißschaum zu entfernen – allerdings ohne Erfolg. „Das ist richtig krass“, wird ein Mitarbeiter der Firma auf der Webseite der Stadt zitiert. „Das habe ich so noch nie gesehen.“
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Mit dem Heißschaum sollen die Ameisennester zerstört werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Dabei trifft der Heißschaum mit viel Druck auf die Erde, um auch Ameisennester in bis zu einem Meter unter der Erde zu vernichten. Die kleinen schwarzen Tierchen sind aber besonders flink: Oft haben die Ameisen ihre Brut bereits in Sicherheit gebracht, noch bevor sie vom kräftigen Strahl getroffen werden können.
Hinzu kommt, dass die Ameisen sich inzwischen auch in anderen Stadtteilen anzusiedeln scheinen und dort ihre Kolonien bilden. Dabei breiten sie sich nicht nur auf öffentlichen Flächen wie Wiesen, Straßen und Gehwege aus, sondern auch in Einfahrten, Gärten und Häusern. Die Amok-Ameisen siedeln sich sogar in Verteilerkästen an und führen dadurch zu Strom- und Internetausfällen.
Stadt fühlt sich mit Problem alleingelassen
Koschate möchte nun die Abstände zwischen den Einsätzen zur Schädlingsbekämpfung verringern. Damit würden aber hohe Kosten auf die Gemeinde zukommen: Würde man gegen die Ameisen vorgehen, müsste die Stadt pro Superkolonie mit Kosten von mindestens 50.000 Euro wöchentlich rechnen, heißt es auf der Webseite von Kehl.
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Die Stadt Kehl fühlt sich mit der Plage und den damit verbundenen Kosten alleingelassen. Der Oberbürgermeister Wolfram Britz macht seinem Ärger nun Luft und wendet sich in einem Brief an das Umweltministerium des Landes, das Regierungspräsidium Freiburg und die Umweltbehörde beim Landratsamt. Er fordert die Gründung eines Netzwerks „aus Vertreterinnen und Vertreten der Forschung, der Wirtschaft und der Politik“, da invasive Arten wie die Tapinoma magnum auch auf Landes- oder Bundesebene für Probleme sorgen könnten.