Nashville. Weniger Schlaf bei gleicher Gesundheit? Forscher finden optimale Schlafdauer für Erwachsene – und sie ist kürzer als bislang gedacht.

Der Mensch braucht im Schnitt zwischen sieben und acht Stunden Schlaf. So lautet bislang die dringende Empfehlung auf Basis wissenschaftlicher Forschung. Wer über längere Zeit weniger schläft, schade seiner Gesundheit, wird gewarnt. Nun zeigt eine neue großangelegte Studie, dass es offenbar doch gar nicht so viel Schlaf sein muss. Brauchen wir uns bei der Frage „Bekomme ich wirklich ausreichend Schlaf?“ also gar nicht so verrückt machen?

Ein Team um die Mediziner Neil Zheng und Evan Brittain vom Vanderbilt University Medical Centre in Nashville, Tennessee, in den USA analysierte die Daten von Fitnesstrackern von fast 7000 Personen über rund fünf Jahre hinweg. Das Ergebnis der digitalen Daten: Die durchschnittliche Schlafdauer der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer lag bei lediglich 6,7 Stunden pro Nacht – und die meisten von ihnen waren vollkommen gesund. Diese Erkenntnisse veröffentlichten die Forschenden nun im Fachblatt „Natur Medicine“.

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Das Team verglich die Schlafdauer und Schlafqualität der Teilnehmenden zudem mit deren Anfälligkeit für chronische Krankheiten. Dabei zeigte sich, dass bei Menschen, die entweder sehr viel oder sehr wenig schliefen, das Risiko für Bluthochdruck, Depressionen und Angstzustände stieg. Das geringste Risiko für diese drei Erkrankungen hatten demnach tatsächlich Menschen mit einer Schlafdauer von knapp unter sieben Stunden pro Nacht.

Allerdings bedeutet das nicht, dass nun jede oder jeder nur noch knapp sieben Stunden schlafen sollte. Die Spanne der Schlafdauer, die die Forschenden mit einer optimalen Gesundheit in Verbindung bringen konnten, war am Ende relativ breit. Laut der Studie führte eine Schlafdauer von sechs bis acht Stunden pro Nacht zu vergleichbaren Gesundheitsergebnissen.

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    „Unsere Ergebnisse stützen die Annahme, dass sieben Stunden Schlaf für Erwachsene eher die Mitte des gesunden Bereichs als die Untergrenze darstellen“, schreibt das Forscherteam in seiner Arbeit. Doch wie kommt es, dass plötzlich auch eine Schlafdauer von nur sechs bis sieben Stunden pro Nacht für die körperliche und geistige Gesundheit womöglich schon völlig ausreichend ist?

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    Die Forschenden sehen den Grund dafür in der Fehleranfälligkeit vorangegangener Studien. Diese bezogen ihre Daten meist aus Fragebögen, die die freiwilligen Studienteilnehmer ausgefüllt hatten. Doch Selbstauskünfte seien stark fehleranfällig und daher nicht zuverlässig genug, sagte Brittain gegenüber dem englischsprachigen Nachrichtenportal iNews.

    Für die neue Untersuchung nutzte das Team um Brittain und Zheng Daten von Aktivitätstrackern, die ihnen im Rahmen des sogenannten „All of us“-Forschungsprogramms zur Verfügung gestellt wurden. Da Tracker den Schlaf präzise überwachen und die Schlafphasen direkt digital aufzeichnen, bringen sie laut der Forscher wesentlich genauere Ergebnisse hervor, als dies bei Selbsteinschätzungen möglich ist.

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    Von den insgesamt 6.785 Teilnehmern der Studie waren gut 70 Prozent weiblich, gut 70 Prozent hatten eigenen Angaben zufolge einen Hochschulabschluss und knapp 85 Prozent waren weiß. Die Teilnehmenden hatten ein mittleres Alter von rund 50 Jahren.

    Wie auch die Forschenden zuvor betonen die Wissenschaftler, dass das Schlafbedürfnis eines jeden Menschen individuell ist und etwa auch vom allgemeinen Gesundheitszustand einer Person abhängt. Die neuen Erkenntnisse können also nur als Orientierung dienen. Beispielsweise bei Fettleibigkeit und Schlafapnoe, einer Erkrankung, die dazu führt, dass der Betroffene mehrmals pro Nacht aufwachen, verringerte sich die Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck oder Depressionen, wenn die Betroffenen länger schliefen, wie die neue Studie ebenfalls zeigt.

    Wie Techniker Krankenkasse betont, bieten gerade die Ferien eine gute Möglichkeit, sein individuelles Schlafbedürfnis herauszufinden. Der Rat: Abends immer zur selben Zeit ins Bett gehen, keinen Wecker stellen und erst aufstehen, wenn man sich wach und ausgeschlafen fühlt. Zudem solle man darüber Buch führen, wie lange man pro Nacht geschlafen hat, heißt es auf deren Webseite. Hieraus lasse sich dann das persönliche Schlafpensum ablesen, das auch während der Arbeitswochen eingehalten werden sollte.