Berlin. Was fühlen wir, was denken wir über andere? Chef und Kollegen entlarven uns mit einem Blick. Expertentipps für eine bessere Haltung.
- Im Job verspielen wir Chancen durch falsche Körpersprache
- Eine bewusstere Haltung ist der Schlüssel zum Erfolg
- Experte verrät, was bei Chefs und Kollegen Kompetenz ausstrahlt
Für einen guten ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Das gilt beim Flirt genauso wie im Job. Wer sich bockig mit verschränkten Armen ins Meeting setzt, wird bei seinen Kollegen vermutlich nicht allzu großen Anklang finden. Aber stimmt das wirklich?
Der Körpersprache-Experte Stefan Verra erklärt, wie man die eigene Körpersprache mit einfachen Tricks verbessert und welche Haltungen Sie unbedingt vermeiden sollten, wenn Sie im Beruf maximalen Erfolg für die Karriere anstreben.
Wie wichtig ist Körpersprache im Beruf?
Stefan Verra: Sehr wichtig. Worte vermitteln, welche Ausbildung man gemacht hat. Aber an der Körpersprache erkennt man, ob der- oder diejenige auch wirklich glaubwürdig wirkt. Teamfähigkeit, Humor, Sympathie – all das kann man mit Worten ausdrücken. Die Körpersprache ist wie ein Blick hinter die Kulissen. Sie vermittelt, ob dem auch wirklich so ist.
Wie schnell bilden wir uns, beispielsweise bei einem Vorstellungsgespräch, eine Meinung von unserem Gegenüber?
Verra: Unterbewusst passiert das innerhalb von 180 Millisekunden. Das Trügerische ist, dass uns das aber erst viel später bewusst wird. Die Einordnung passiert auch dann, wenn wir uns gar nicht beobachtet fühlen. Gewöhnen Sie sich also eine sympathische, gewinnende Körpersprache an, auch wenn Sie sich gerade nicht beobachtet fühlen. Damit müssen Sie sich nie verstellen.
- Studie: Forschende finden mögliche Ursache für Fettleibigkeit
- Untersuchungen: Stress erkennen – Diese Blutwerte sind alarmierend
- Gesunde Ernährung: Kind mag kein Gemüse? Ein Kinderarzt gibt Tipps
- Frauen: Endometriose-Betroffene geht radikalen Weg gegen Schmerzen
- Gewicht: Ärztin klärt auf – So kann Kaffee beim Abnehmen helfen
Es gibt also keine zweite Chance für einen ersten Eindruck?
Verra: Nein. Evolutionär war es wichtig, bei einer Einschätzung zu bleiben. Wenn wir den Säbelzahntiger zum zweiten Mal sehen, wäre es ungeschickt zu sagen: Vielleicht ist der doch nicht so gefährlich, wie ich zunächst gedacht habe. Hat man die erste Chance verspielt, gelten zwei Regeln. Erstens: Verhalte dich ab jetzt so, wie du wahrgenommen willst – und zwar konsequent! Und zweitens: Halte das über einen sehr langen Zeitraum aufrecht. Irgendwann werden diese positiven neuen Eindrücke den ersten schlechten Eindruck überlagern.
Erfolgreich im Job: Was Sie empathischer wirken lässt
Der eigene Auftritt: Wie sollte er aussehen und wie nicht?
Verra: Er sollte in der Dynamik und in der Stabilität zur eigenen Persönlichkeit und zur aktuellen Stimmung im Raum passen. Egal, ob Sie viel Temperament besitzen oder eher der zurückhaltende Typ sind: Achten Sie darauf, ob die Leute eher ausgelassen oder niedergeschlagen sind. Entsprechen Sie dem ein wenig. Der Trick ist das Tempo: Niedergeschlagene bewegen sich langsamer als euphorische Menschen. Passen Sie also Schritttempo, Gesten und Kopfdrehungen an. Sie wirken damit emphatisch.
Wie kann ich selbst meine Körpersprache beurteilen und wie verbessere ich sie?
Verra: Das Entscheidende ist, zu erkennen, was wir eigentlich tun. Während Sie diese Zeilen lesen, wissen Sie nicht, wie Ihre Mundwinkel stehen, was Ihre Augenbrauen machen und wie Sie Ihre Füße halten. Erst durch mein Aufzählen wurde Ihnen das bewusst. Konzentrieren Sie sich eine ganze Woche lang auf ein einzelnes Signal, zum Beispiel das Lächeln. Machen Sie sich immer wieder bewusst, wie ihre Mundhaltung gerade ist. Selfies und Spiegel helfen. Sie werden erkennen, dass Sie weit weniger freundlich dreinschauen, als Sie sich innerlich fühlen. Das wird Ihnen helfen, die Mundwinkel öfter zu heben. Damit wirken Sie gleich viel selbstbewusster. Und so machen Sie das mit möglichst vielen Körperteilen. Pro Woche eines!
Welche Verhaltensweise ist ein Karriere-Killer, etwa im Vorstellungsgespräch?
Verra: Der sture Versuch, ernst genommen zu werden. Das lässt einen distanziert oder sogar arrogant wirken. Dabei beurteilt unser Gehirn im ersten Moment, ob es mit dem Gegenüber überhaupt weiter in Kontakt bleiben will. Deswegen: Setzen Sie alles daran, ein angenehmer, sympathischer Mensch zu sein. Denn auch Sie beurteilen Kollegen, Nachbarn und Fremde vor allem danach.
Die größten Fehler, die Sie mit Ihrer Körperhaltung machen können
In verschiedenen Situationen ist die richtige Körperhaltung besonders wichtig, etwa, weil der Fokus des Gesprächs auf Ihnen liegt oder Sie mit einer Person allein im Raum sind. Stefan Verra gibt die besten Tipps für einzelne Gesprächs-Momente im Beruf:
Gehaltsverhandlung: Fühlen wir uns unterbezahlt, warten wir mit der Verhandlung meist zu lange. Dementsprechend gereizt sind wir bei dem Thema. Folglich gehen viele schon mit aufgeheizter Stimmung ins Gespräch. Das ist auch an der Mimik zu erkennen. Stefan Verra rät: „Sprechen Sie die Angelegenheit früh genug an – und zwar bei der Person, die es betrifft. Außerdem sollten Sie es auf sympathische Art und Weise machen. Der Chef muss das Gefühl haben, dass Sie emotional positives Element des Teams sind. Wer beleidigt agiert, hat schlechte Karten.“
Bewerbungssituation: Die Körpersprache ist Ausdruck unserer Persönlichkeit. Durch das Tempo der Schritte zum Sitzplatz vermittelt man Dynamik oder Ruhe. Stefan Verra weiß: „Sprechen Sie mit mehreren Personen, sollten Sie sich schnell jener Person zuwenden, die gerade spricht. Wer das zögerlich tut, wirkt respektlos. Ihre fachliche Kompetenz steht schon im Bewerbungsschreiben, jetzt geht es darum, dass Sie die auch glaubwürdig verkörpern. Achten Sie deswegen auf eine asymmetrische Haltung. Also ein Bein überschlagen, den Ellbogen auf der Armlehne aufgestützt, etwas zurückgelehnt. Damit wirken Sie entspannter und selbstsicher.“
- ADHS bei Erwachsenen:Betroffene erklärt, was wirklich hilft
- Schlafstörungen:Häufig hilft nur noch diese Methode
- Hormone:Wechseljahre mit 27 – Die ersten Anzeichen der Menopause
- Demenz: Ab wann Gedächtnislücken besorgniserregend sind
Meeting: Wenn immer die Gleichen das Wort ergreifen, frustriert das. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie nicht immer etwas Kluges zu sagen haben. Dieser Frust zeigt sich aber an der Sitzposition, erklärt Stefan Verra: „Es ist wie in der Schulklasse in der letzten Reihe. Dort wird getuschelt und die Augen verdreht. Damit aber signalisiert man den Kollegen, dass man destruktiv ist. Die Folge: noch weniger Gehör! Setzen Sie sich etwas weiter nach vorne. Zeigen Sie aktive Zuhör-Signale. Nicken, lächeln, erstauntes Heben der Augenbrauen. Auch mal mitschreiben. Das zeigt sofort, dass Sie interessiert sind. Wenn Sie solche Signale konsequent und deutlich zeigen, sind Sie automatisch im Fokus.“