Berlin. Eine Psychologin erklärt, warum Freundschaften so wichtig sind und warum nicht alle Apps für Freundschaften für jeden geeignet sind.

Jeder vierte Erwachsene fühlt sich sehr einsam, so das Ergebnis des „Deutschland-Barometer Depression 2023“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. Ob berufliche Verpflichtungen, Umzüge, Familiengründung oder einfach ein voller Terminkalender – Freundschaften zu pflegen oder gar neue zu schließen, ist für Erwachsene nicht immer einfach. Gleichzeitig fällt es vielen Erwachsenen schwerer als in ihrer Jugend, neue Menschen kennenzulernen. Genau für dieses Problem versprechen zahlreiche Apps eine Lösung.

„Soziale Interaktion ist ein menschliches Grundbedürfnis. Fehlen soziale Kontakte, kann das wiederum zu Einsamkeit und Depressionen führen“, sagt Psychologin Christina Wempe aus Ludwigshafen. „Freundschaften tragen dazu bei, dass man sich wohlfühlt. Sie bieten die Möglichkeit, sich auszutauschen, eine schöne Zeit zu verbringen, aber auch Unterstützung zu bekommen, wenn man gerade in einer Krise steckt.“

Psychologin: „Wenn man nur zu Hause sitzt, passiert auch nichts“

Wer sich einsam fühlt, sollte Wempe zufolge selbst die Initiative ergreifen. „Wenn man nur zu Hause sitzt, passiert auch nichts. Ich würde es daher schon jedem in einer solchen Situation empfehlen, Gruppen oder Vereinen beizutreten – da ist es erst einmal eigentlich auch ganz egal, ob das ein Chor oder Sportverein ist.“

Der Vorteil solcher Gruppen sei insbesondere, dass man dort eine relativ große Auswahl habe – eine gute Voraussetzung, um Menschen zu finden, die zu einem passen. „Zumal man, wenn man sich in so einem Kontext kennenlernt, ja auch in der Regel zumindest schon einmal ein gemeinsames Interesse hat. Und gemeinsame Interessen sind ein gutes und wichtiges Fundament für Freundschaften.“

Hilfe bei der Suche nach Freunden versprechen außerdem einige Apps, die sich darauf spezialisiert haben, Menschen anhand verschiedener Faktoren zu vernetzen. Dabei komme es ganz auf die jeweiligen Personen an, welche App am besten zu ihnen passe, so die Psychologin – schließlich verfolgen die Apps auch bei der Vernetzung ihrer Nutzer unterschiedliche Ansätze.

Suche nach neuen Freunden: Diese seriösen Apps können dabei helfen

Eine der beliebtesten Anwendungen für die Suche nach neuen Freunden ist „Meetup“. Die App bringt Menschen auf Basis gemeinsamer Interessen persönlich oder virtuell zusammen, um gemeinsam zu wandern, zu kochen oder zu lesen. Nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren beispielsweise auch die zusammengehörenden Apps „Gemeinsam Erleben“ und „Spontacts“. Auch hier können sich die Nutzer für gemeinsame Aktivitäten und aktuelle Veranstaltungen anmelden, die von den Mitgliedern der „Gemeinsam Erleben“-Community selbst vorgeschlagen werden.

Verschiedene Apps vernetzen ihre Nutzer über Gruppenaktivitäten oder via Direktchat zu zweit.
Verschiedene Apps vernetzen ihre Nutzer über Gruppenaktivitäten oder via Direktchat zu zweit. © iStock | Marco_Piunti

Auch „Meet5“ bringt kleine Gruppen von Menschen in der Nähe zusammen, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Im Gegensatz zu vielen anderen Apps richtet sich diese jedoch bewusst nicht an junge Menschen, wie zum Beispiel Studierende. „Meet5“ richtet sich vielmehr an Menschen ab 40 Jahren. Der Schnitt der Nutzer liegt dabei laut dem Anbieter sogar noch etwas höher.

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Im Oktober 2023 ging außerdem eine neue App für die Freundschaftssparte der Dating-App „Bumble“ an den Start. „Bumble For Friends“ (Bumble BFF) funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie herkömmliche Dating-Apps. Die Nutzer erstellen ein Profil, fügen Fotos hinzu und geben Wohnort, Interessen und Hobbys an.

Anhand dieser Informationen werden potenzielle neue Freunde vorgeschlagen. Bei Interesse an einer Person wischt der Nutzer nach rechts, andernfalls nach links. Wischen beide nach rechts, entsteht ein „Match“ und die App stellt eine Chatfunktion zur Verfügung, über die die Nutzer dann miteinander in Kontakt treten und sich miteinander zu einem Treffen verabreden können. Das Bedienprinzip ist bekannt aus der populären Dating-App „Tinder“.

Apps für jede Zielgruppe: Nachbarschaft, Hundebesitzer, Mütter

Wer Freunde in der eigenen Nachbarschaft sucht, für den könnte „Nextdoor“ die App der Wahl sein. Nutzer der App können hier lokale Veranstaltungen entdecken und Nachbarn kennenlernen.

Twindog“ richtet sich an Hundebesitzer, die einen Spielpartner für ihren Vierbeiner suchen. Nutzer können hier nach Kriterien wie Alter, Größe und Temperament nach Hunden in ihrer Nähe suchen, die gut zum eigenen Hund passen. Sozusagen nebenbei vernetzen sich Hundebesitzer mit anderen Hundebesitzern und planen gemeinsame Aktivitäten.

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Momunity“ bringt Mütter zusammen, die sich nach Unterstützung und Austausch mit anderen Müttern suchen. Die App bietet sowohl die Möglichkeit, sich digital zu bestimmten Themen auszutauschen, als auch persönliche Treffen zu vereinbaren.

Auch auf großen Plattformen wie Facebook, Instagram oder Tiktok können die Nutzer gut neue Menschen kennenlernen.
Auch auf großen Plattformen wie Facebook, Instagram oder Tiktok können die Nutzer gut neue Menschen kennenlernen. © iStock | grinvalds

Auch über die „klassischen“ sozialen Netzwerke ist das Finden neuer Freunde möglich. Plattformen wie Facebook, Instagram oder Tiktok bieten viele verschiedene Möglichkeiten, Gleichgesinnte zu treffen und echte Verbindungen aufzubauen. Eine Möglichkeit besteht beispielsweise darin, sich in sozialen Netzwerken Gruppen oder Communitys anzuschließen, die den eigenen Interessen entsprechen. So lernt man Menschen mit ähnlichen Hobbys und Leidenschaften kennen.

„Man muss schauen, was von den ganzen Angeboten am besten zu einem als Person passt. Manche Menschen stresst die Vorstellung, direkt eine ganze Gruppe an neuen Leuten kennenlernen zu müssen. Andere haben beispielsweise beim Online-Dating schon schlechte Erfahrungen mit Ghosting gemacht und Angst, dass ihnen so etwas bei der Suche nach neuen Freunden wieder passiert“, erklärt Wempe. „Bei Verabredungen in einer Gruppe ist das deutlich unwahrscheinlicher, als wenn man nur zu zweit miteinander schreibt.“