Berlin. Antje Tillmann war gegen Friedrich Merz‘ Antrag. Hinweise auf mögliche Gründe für ihre Entscheidung findet man in ihrer Vergangenheit.

Es sind ereignisreiche letzte Tage im Bundestag für Antje Tillmann (CDU). Nach 22 Jahren tritt die finanzpolitische Sprecherin der Unionsfraktion nicht noch einmal in ihrem Wahlkreis Erfurt – Weimar – Weimarer Land II an. Dieser Tage sieht sie zum ersten Mal, wie ihre Union mit den Stimmen der AfD einen Antrag im Bundestag durchsetzt.

Mit den Stimmen einer Partei also, die in ihrer Wahlheimat Thüringen vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Von 196 Unionspolitikern war sie die einzige, die gegen den Antrag gestimmt hat, der die Migrationspolitik verschärfen soll. Acht weitere Fraktionsmitglieder haben keine Stimme abgegeben.

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Warum Tillmann gegen den Antrag gestimmt hat, darüber lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren. Den zahlreichen Medienvertretern, die bei ihren Büros anfragen, lässt die Mutter einer Tochter ausrichten, dass sie im Laufe des Tages eine Stellungnahme auf ihren Social-Media-Kanälen abgeben wird. Möglicherweise waren es ähnliche Gründe wie die ihrer Parteikollegin Monika Grütters (CDU), die laut eigener Aussage die Nähe zur AfD nicht ertragen konnte und nicht abgestimmt hatte.

Dass Tillmann nicht noch einmal für den Bundestag kandidiert, begründet die 1964 geborene Diplom-Finanzwirtin in einem Gastbeitrag in der „Thüringischen Landeszeitung“ unter anderem mit dem „Umgang miteinander“. In unserer Gesellschaft werde eher verurteilt als zugehört, die Menschen sollten mehr aufeinander zugehen und Verantwortung übernehmen.

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Tillmann nahm minderjährigen syrischen Geflüchteten bei sich auf

Verantwortung hat die gläubige Katholikin vor zehn Jahren selbst übernommen. Damals nahm sie einen 15-jährigen syrischen Geflüchteten bei sich auf, der ohne Eltern nach Deutschland gekommen war. Mittlerweile beginnt ihr „Ziehsohn“ eine Meisterausbildung zum Industriemechaniker. Ein Beruf, der Tillmann zufolge dringend gebraucht wird und weshalb sie pauschalen Rückführungsforderungen kritisch gegenübersteht.

Für ihre Zukunft außerhalb des Bundestages hat sie ein klares Ziel: Sie möchte als Betreuerin von Menschen arbeiten, die Unterstützung brauchen.