Mexiko-Stadt. Der neue US-Präsident drohte am ersten Tag bereits mit Gewalt. Aber in Panama hat die Trump'sche Anmaßung das Land geeint.

Es dauerte kaum zwei Stunden, da reagierte Panamas Präsident José Raúl Mulino auf Donald Trumps verbalen Angriff. „Im Namen der Republik Panama und ihres Volkes weise ich die Worte, die US-Präsident Trump in seiner Antrittsrede in Bezug auf Panama und den Kanal geäußert hat, in aller Deutlichkeit zurück“, erklärte Mulino. „Der Kanal gehört Panama und das wird auch so bleiben.“

Zuvor hatte der neue Herr im Weißen Haus eine gute Minute seiner Antrittsrede auf die Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik verwandt, die einst die USA bauten, 1914 einweihten und bis Ende des Jahrtausends betrieben, und die Trump nun wieder zurückhaben will. „Wir haben ihnen den Kanal gegeben, und wir werden ihn uns zurückholen“, sagte er im ruppigen Ton und behauptete: „China ist der Betreiber des Panamakanals. Aber wir haben ihn nicht an China gegeben.“ Und wieder beharrte Trump darauf, dass gerade US-Schiffe zu hohe Durchfahrtsgebühren zahlten und „nicht fair behandelt“ würden.

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Trump verpackte in dieser Minute gleich mehrere Falschinformationen und Lügen. Und wiederholte implizit die Drohung, sich den Kanal zur Not auch mit militärischer Macht zurückzuholen. Schon am ersten Amtstag hat der neue US-Staatschef den Konflikt mit Lateinamerika begonnen, das für Washington lange „Hinterhof“ und selbstverständliches Einflussgebiet war. Aber in Panama hat die Trump‘sche Anmaßung das Land geeint. Unternehmer, Politiker und Bevölkerung stehen in seltener Einheit zusammen und weisen die US-Forderung zurück. Gestützt wird das Land zudem von nahezu allen Staaten der Region, wo Trumps Worte den antiimperialistischen Reflex auslösten.

Panamas Präsident José Raúl Mulino wehrt sich gegen Trumps Forderungen: „Der Kanal gehört uns.“
Panamas Präsident José Raúl Mulino wehrt sich gegen Trumps Forderungen: „Der Kanal gehört uns.“ © AFP | Arnulfo Franco

Donald Trump wirf Panama Betrug vor

Für das kleine Land, das seine Existenz überhaupt nur dem Bau des Kanals verdankt, ist die 80 Kilometer lange Passage die Lebensader. Im vergangenen Jahr überwies die Kanalbehörde (ACP) zwei Milliarden Dollar in die Staatskasse als Anteil der Durchfahrtsgebühren. Insgesamt trägt der Logistiksektor zwölf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Panamas bei. Die Oberhoheit über die Wasserstraße liegt in Hand der ACP, die vertraglich zur Neutralität verpflichtet ist.

Die Passage-Gebühren durch den Kanal sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Die Passage-Gebühren durch den Kanal sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. © AFP | Arnulfo Franco

Trump bezeichnete die von US-Schiffen für die Durchfahrt durch den Kanal gezahlten Gebühren wiederholt als „Betrug“ und die Behandlung der US-Marine als „unfair und rücksichtslos“. In Wahrheit ist es so, dass US-Kriegsschiffe die Wasserstraße ohne Reservierungsgebühren durchfahren dürfen und auch nicht lange auf einen Slot zur Passage warten müssen, sondern immer Priorität genießen. In den vergangenen neun Jahren hätten die USA für diese Vorzugsbehandlung gerade einmal „17 Millionen Dollar an Mautgebühren bezahlt“, heißt es bei der Kanalbehörde ACP. Und die US-Handelsflotte zahlt keine höheren Gebühren als andere Schiffe, allerdings ist die Maut im vergangenen Jahr vor allem infolge der Dürre und folgender Wasserknappheit gestiegen, weil weniger Frachter die Passage passieren konnten.

China könnte versuchen, die Passage für US-Kriegsschiffe unmöglich zu machen

Wahr ist allerdings, dass China inzwischen mit Balboa am Pazifik und Colón auf der Karibikseite zwei der fünf Häfen verwaltet, die an den Kanal grenzen. Es ist also durchaus vorstellbar, dass Peking im Krisen- oder Konfliktfall versucht, den Transport von Gütern an die US-Küste zu erschweren und die Passage für US-Kriegsschiffe unmöglich zu machen. Hypothetisch etwa dann, wenn Peking beispielsweise Taiwan angreift und Washington dem Land zur Hilfe kommen will.

„China hat Panama zu einem strategischen Knotenpunkt für seinen politischen, kommerziellen und militärischen Vormarsch in der Region gemacht“, kritisiert Euclides Tapia, Professor an der Fakultät für Internationale Beziehungen der Universität Panama. „Panamas Unabhängigkeit ist beeinträchtigt, seit die Regierung 2017 die Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und die zu Peking aufgenommen hat.“

Schon lange versucht China in ganz Lateinamerika seinen Einfluss zu stärken, um Zugang zu Rohstoffen und Nahrungsmitteln zu bekommen. Das Land ist heute der zweitgrößte Handelspartner der Region. Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums hat sich das chinesisch-lateinamerikanische Handelsvolumen in nur zwei Jahrzehnten von zwölf Milliarden Dollar im Jahr 2000 auf 315 Milliarden Dollar im Jahr 2020 erhöht.