Berlin/Washington. Der US-Präsident kündigt einen bemannten Flug zum Mars an. Davon profitiert Elon Musk. Was plant er, wie realistisch ist die Mission?

Es sind nur wenige Sätze in der Antrittsrede von Donald Trump, aber sie könnten die Welt langfristig mehr verändern als viele andere Ankündigungen des neuen US-Präsidenten: „Wir werden unser Schicksal zu den Sternen tragen und amerikanische Astronauten losschicken, um die US-Flagge auf dem Mars zu platzieren“, sagte Donald Trump im Kapitol.

Und wenige Sätze später fügte er hinzu: „Wir werden kühn träumen, und nichts wird sich uns in den Weg stellen, denn wir sind Amerikaner.“ Der kühne Plan der Marsmission ist eine Ansage an China und Russland, dass die USA auch den neuen Wettlauf zum roten Planeten gewinnen wollen – so wie es die USA in den sechziger Jahren mit der gewaltigen Kraftanstrengung des Apollo-Projekts schafften, den ersten Menschen auf den Mond zu schicken.

Trumps Antrittsrede: Zölle, E-Autos und der Mars

weitere Videos

    Trump will zum Mars – und Elon Musk dürfte davon profitieren

    Trumps Ankündigung ist aber vor allem auch eine große Geste an den Tech-Milliardär Elon Musk: Er träumt schon seit Jahren von Mars-Flügen und einer Kolonisierung des eigentlich lebensfeindlich kalten, staubigen Planeten. In seiner ersten Amtszeit hatte sich Trump eher für weitere Mondlandungen begeistert – jetzt schlägt er sich auf die Seite jenes Mannes, der seinen Wahlkampf mit hunderten Millionen Dollar und seiner Plattform X (vormals Twitter) unterstützt hatte. „Amerika fliegt zum Mars“, jubelte Musk nach Trumps Rede.

    Lesen Sie auch: Mit einer aggressiven Rede beginnt Trump seine zweite Amtszeit

    Besser kann es für ihn nicht laufen: Musks Raumfahrtkonzern SpaceX steht schon bereit. Mit dem Raumschiff Starship will SpaceX bis 2026 fünf unbemannte Missionen zum roten Planeten unternehmen. Wenn alles klappt, sollen in vier Jahren die erst bemannten Flüge zum Mars mit einer Reisezeit von sechs Monaten folgen – vielleicht gerade noch rechtzeitig, um Trumps Präsidentschaft zu krönen. Für den Tech-Unternehmer wäre es aber nur der Anfang: Die Häufigkeit der Marsflüge soll danach „exponentiell wachsen“, schon in 20 Jahren will Musk eine sich selbst versorgende Stadt auf dem Mars mit einer Million Einwohnern errichtet haben.

    The Inauguration Of Donald J. Trump As The 47th President
    Tech-Milliardär Elon Musk jubelte nach der Antrittsrede von Donald Trump: „Amerika fliegt zum Mond“. Bei einem Auftritt in der Capital One Arena zeigte Musk seine Freude deutlich. © Getty Images via AFP | Christopher Furlong

    Der Milliardär steht mit seinem Blick zum Mars nicht allein. Auch die US-Raumfahrtbehörde Nasa plant dort eine bemannte Landungsmission, allerdings hält sie eine solche Unternehmung frühestens 2040 für realistisch. Ebenso wie China und Russland führen die USA bislang unbemannte Missionen zum Mars durch. Zuletzt haben die USA ihn mit der Sonde Insight erkundet und so Hinweise auf flüssiges Wasser unter der Gesteins-Oberfläche des Planeten gefunden.

    Auch interessant

    Beim Wettlauf zum Mars sind bemannte Mondmissionen eine Zwischenetappe

    China plant sogar schon, 2028 Gesteinsproben auch zurück zur Erde zu bringen. Später soll es eine bemannte Marsmission der Volksrepublik geben und eine „permanente Basis“. Doch als Zwischenetappe nehmen sowohl die USA als auch China den Mond ins Visier. Laut Nasa-Plänen könnten die USA Ende 2026 wieder einen Menschen zum Mond schicken, auch China bereitet eine solche Mission vor.

    Auch interessant

    Musk aber hält von den Mond-Plänen gar nichts, die sind für ihn bloß „Ablenkung“. Der reichste Mann der Welt lässt den Firmensitz von SpaceX in Texas schon zum „Tor zum Mars“ ausbauen. Es fügt sich gut, dass Trump einen Freund von Musk zum neuen Nasa-Chef machen will, den Unternehmer und Amateur-Astronauten Jared Isaacman. Offenbar wird der US-Präsident, beraten von Musk, die Raumfahrtpolitik neu ausrichten. Es geht um sehr, sehr viel Geld.

    Third test launch of SpaceX Starship rocket (date to be confirmed)
    Ein Starship-Rakete kurz vor dem Start zu einem Testflug. © AFP | CHANDAN KHANNA

    Musk will die Polkappen des Mars abschmelzen

    In ihr Apollo-Programm zur Mondlandung pumpten die USA in den sechziger Jahren inflationsbereinigt 280 Milliarden Dollar, 20.000 Unternehmen und Universitäten waren beteiligt – um tatsächlich acht Jahre nach der Ankündigung 1969 mit Neill Armstrong erstmals einen Menschen auf dem Mond spazieren zu lassen. Wie die US-Regierung diesmal vorgehen wird, wie weit Trump der fantastischen Ideen einer Marsbesiedlung folgt, ist unklar, aber der Profiteur steht ziemlich sicher fest: Elon Musk. Die Aufträge für ein amerikanisches Mars-Programm dürften vor allem an Musks Unternehmen SpaceX gehen.

    3d Model of Mars
    Der rote Planet: ein Sehnsuchtsort von Elon Musk. © iStock | inhauscreative

    Allerdings ist die Frage, ob er so schnell liefert wie versprochen. Eigentlich wollte Musk schon dieses Jahr Menschen zum roten Planeten schicken, so hatte er es 2016 angekündigt. Jetzt sind weitere Verzögerungen wahrscheinlich. Nur alle zwei Jahre gibt es ein Zeitfenster, in dem sich Mars und Erde bei ihren Umrundungen der Sonne im selben Quadranten des Sonnensystems befinden und der rote Planet in einer Entfernung von „nur“ 60 Millionen Kilometer vergleichsweise gut erreichbar ist.

    Auch interessant

    Heißt: Gibt es einmal Probleme, wird sich alles deutlich verspäten. Was die weiteren Pläne zur Besiedlung anbelangt, haben viele Wissenschaftler ohnehin Zweifel – unter anderem mehr Strahlung, weniger Schwerkraft, zu viel Staub, dazu die Kälte von 0 bis -100 Grad gelten als derart große Hindernisse für menschliches Leben, dass die Erde selbst nach Klimakatastrophe oder Atomkrieg noch behaglicher wäre als der Mars. Nach Musks Konzept müssten die Menschen dort erst unter riesigen Glaskuppeln leben, später soll die Atmosphäre durch Abschmelzen der Polkappen so verändert werden, dass der Mars wärmer und feuchter wird – selbst wenn das „Terraforming“ gelänge, wäre es ein Jahrhundert-Projekt.

    US-Präsident Donald Trump bei seiner Antrittsrede, in der er auch die Marsmission ankündigte, hinter ihm Vizepräsident JD Vance. l
    US-Präsident Donald Trump bei seiner Antrittsrede, in der er auch die Marsmission ankündigte, hinter ihm Vizepräsident JD Vance. l © AFP | BONNIE CASH

    Musks Idee: Marsianer retten die Menschheit

    Aber Musk denkt in großen Zeiträumen. Es geht ihm um mehr als Flaggen und Fußabdrücke. Die Marskolonie solle nicht sterben, falls Versorgungsschiffe von der Erde den Planeten nicht mehr anfliegen könnten, etwa nach einem Atomkrieg. So wie Amerika dem Rest der Welt im ersten und zweiten Weltkrieg geholfen habe, könnten dann „die zukünftigen Marsianer kommen und uns helfen und retten.“  

    Da treffen sich vielleicht die Überlegungen von Musk und Trump, der in seiner Antrittsrede die territoriale Erweiterung der USA ankündigte. Was, wenn auch die Marsianer Amerikaner wären? „Die Zukunft ist unsere“, rief Trump in seiner Antrittsrede aus, „und unser Goldenes Zeitalter hat gerade begonnen.“ Tech-Milliardär Musk appelliert auch schon an den Besitzinstinkt: „Jede Zivilisation, die etwas auf sich hält, sollte mindestens zwei Planeten haben.“