Berlin. Der russische Präsident ist ein Meister der psychologischen Kriegführung. Seine Einschüchterungsversuche folgen einem Muster.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine tobt nun schon seit mehr als 1000 Tagen. Präsident Putin überzieht das Nachbarland mit Drohnen- und Raketenangriffen, kämpft sich auf dem Boden Meter für Meter vor. Die Ukraine stemmt sich tapfer gegen die Angriffe und erweist sich als so hartnäckiger Gegner, dass es längst auch in Russland wehtut.
Dabei verteidigte sich die Ukraine von Anfang an, wie Militärexperte Carlo Masala immer wieder betont hat, bildlich gesprochen mit nur einer Hand. Die andere Hand wurde und wird von westlichen Verbündeten auf dem Rücken festgehalten. Was er sagen will: Die Waffen, die Panzer, die Raketen und Flugzeuge, die die Ukraine brauchte, kamen erst nach langen Debatten und zu spät. Und die Entscheidungen waren immer von russischen Drohungen begleitet.
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Das Spiel mit der Angst ist ein ganz wesentlicher Teil von Putins psychologischer Kriegsführung. Der russische Präsident, der lange für den Geheimdienst in Deutschland gearbeitet hat, glaubt, die Menschen im Westen gut zu kennen. Er hält sie für verweichlichte Jammerlappen, die am Ende eher den Schwanz einziehen und hoffen, dass die Gefahr einfach so vorüberzieht.
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Putin zieht aber nicht vorüber wie ein schweres Unwetter. Seine Drohungen, sein Säbelrasseln, das Weltkriegsgetöse, das sein Lautsprecher Medwedew anstimmt, gehören zum Repertoire der Angstmacherei. Ja, Putin rüstet auf. Der Angriff auf die ukrainische Großstadt Dnipro war offenbar ein Test einer neuen Mittelstreckenrakete, entwickelt auf der Basis einer bestehenden Interkontinentalrakete größerer Reichweite. Der Abschuss war den Amerikanern kurz zuvor aber angekündigt worden. Die Sprengköpfe dieser Rakete könnten auch nuklear sein, so sagte es Putin in seiner Videoansprache klar und deutlich. Dazu warnte er die westlichen Unterstützerländer: „Wir sehen uns im Recht, unsere Waffen gegen militärische Objekte der Länder einzusetzen, die es zulassen, dass ihre Waffen gegen Objekte bei uns eingesetzt werden.“
Die neuerlichen Drohungen sind Russlands Antwort auf die ATACMS- und Storm-Shadow-Entscheidung von US-Präsident Joe Biden und Keir Starmer, dem britischen Premierminister. Washington und London haben den Ukrainern erlaubt, mit ihren Flugkörpern weit hinein in russisches Gebiet zu schießen. Es war die Antwort auf den Einsatz nordkoreanischer Soldaten in diesem Krieg. Die Ukraine hat den neuen Spielraum auch schon genutzt. Angeblich wurde ein Hauptquartier zerstört, das zentral für den Einsatz der nordkoreanischen Soldaten war und Russland jetzt beim weiteren Vorrücken zurückwirft.
Die USA und Großbritannien, selbst Atommächte, stellen sich den Einschüchterungsversuchen entgegen. Putin versteht nur eine Sprache – die der Stärke. Niemand, auch Russland nicht, hat Interesse an einem Atomkrieg, bei dem es nur Verlierer gibt.
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Am Ende gehören das Getöse und alle vermeintlichen Vorschläge für eine Waffenruhe zum Vorspiel von Verhandlungen. Selenskyj weiß, dass die Zeit gegen ihn läuft – auch weil Putins psychologische Kriegsführung im Westen so erfolgreich ist. Erfolgreicher als die auf dem Schlachtfeld.
Dazu kommt: Amerika hat am 20. Januar einen neuen Präsidenten, und Donald Trump will den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden beenden. Das zweitwichtigste Unterstützerland – Deutschland – steckt im Wahlkampf fest. Der Druck, endlich eine Verhandlungslösung zu finden, wächst. Und die Chancen stehen vielleicht besser, als man denkt.
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