San Francisco. Die USA lassen Auflagen für Raketen fallen. Auch die Europäer könnten der Ukraine mit Abstandswaffen helfen. Drei Systeme im Vergleich.
Die USA erlauben der Ukraine, Ziele in Russland mit amerikanischen Raketen anzugreifen. Die Partner in Europa haben sich in der Vergangenheit mit der Regierung in Washington abgestimmt. Gerade Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) legte betont Wert darauf. Kommt es nun zu einer Kettenreaktion? Welche Waffensysteme kämen überhaupt in Betracht?
Bei den USA geht es um Raketen des Typs ATACMS. Franzosen und Briten haben mit dem Storm Shadow/Scalp ein Marschflugkörper im Arsenal. Auch Deutschland könnte der Ukraine mit einer Abstandswaffe helfen: mit dem Taurus.
Die ersten beiden Systeme sind längst im Ukraine-Krieg im Einsatz. Freilich bekam die ukrainische Armee anfangs eine gedrosselte Version von ATACMS, die laut Hersteller lediglich 165 Kilometer fliegen konnte. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Partner zudem bei der Zielfestlegung mitreden; und für die Steuerung meist mit Experten vor Ort sind.
Eine Taurus-Lieferung hat Kanzler Scholz mehrfach prinzipiell und sehr entschieden abgelehnt, zuletzt Mitte September. Sein Nein bleibe, „auch wenn andere Länder anders entscheiden.“
Ukraine: Ziele weit hinter der Front mit ATACMS erreichbar
ATACMS ist eine Rakete mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Mit ihr lassen sich feindliche Truppen oder Waffenlager hinter der Front bekämpfen. Oft wird der Gefechtskopf mit Streumunition ausgerüstet. Abgefeuert wird sie von einem Startfahrzeug, beziehungsweise von einem Artillerie-Raketenwerfer.
Die Flugkurve ist weitestgehend schon beim Start vorgegeben. ATACMS verfügt aber über vier Steuerflügel am Heck: Noch im Flug sind deshalb Kurskorrekturen möglich.
Taurus wäre die größere Bedrohung
Storm Shadow (in Frankreich: Scalp) und Taurus sind Marschflugkörper. Sie können Flugbahn- und Höhe eigenständig ändern und niedrig fliegen. Das erschwert es, sie abzuwehren. Sie werden von Kampfjets aus der Luft abgeschossen.
Bei Gewicht (1300 Kilo), Länge (5,10 Meter), Geschwindigkeit (1170 Km/h) und Flughöhe (40 Meter) weichen die Marschflugkörper unwesentlich voneinander ab. Sie kommen auch vom selben europäischen Mutterkonzern MBDA. Bei Taurus ist zudem die schwedische Firma Saab dabei.
Taurus hat eine ausgeklügelte, hochmoderne Steuerung und ist für Kremlchef Wladimir Putin aus zwei Gründen die größere Bedrohung. Zum einen beträgt die Reichweite bis zu 500 Kilometer, fast doppelt so lang wie bei ATACMS und Storm Shadow. Zum anderen hat Taurus die Spezialfähigkeit, Betonwände zu sprengen. Wenn Militärs eine Lieferung an die Ukraine diskutieren, haben sie ein sensibles Ziel im Auge: die Krim-Brücke.
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