Berlin. Kamala Harris oder Donald Trump? In den USA wird am 5. November gewählt. Bei „Miosga“ geht es wieder einmal hauptsächlich um Trump.

„Die Probleme beginnen am Tag nach der Wahl – egal, wer gewinnt”, sagt der ehemalige SPD-Politiker Sigmar Gabriel voraus. Gewinnt Donald Trump, würde er einen Rachefeldzug gegen die Demokraten starten. Gewinnt die Demokratin Kamala Harris, dann würde der Republikaner das Ergebnis nicht akzeptieren.

So oder so, da ist Gabriel überzeugt, habe es Auswirkungen, „wenn ein Land nur noch mit sich selbst beschäftigt ist.” Denn: „Europa ist eine Provinz ohne Amerika.”

Der SPD-Mann ist zwar davon überzeugt, dass Trump nicht aus der NATO austreten würde. Aber: Zweifel am Bündnis reichen schon. „Das ist eine Einladung an Putin, uns zu testen”, sagt er.

Warum kommt Trump so gut an?

Einige in der ARD-Talkrunde sind überzeugt, dass Trump sein angekündigtes Deportationsprogramm durchsetzen würde. „54 Prozent der Amerikaner halten das Programm für gut”, sagt die deutsch-amerikanische Politologin Cathryn Clüver Ashbrook.

Dass so ein Programm für innenpolitisches Chaos sorgen und ein Loch in den Haushalt reißen würde, spiele dabei keine Rolle. „Das wird alles ganz furchtbar, grauenhaft”, meint der „Welt”-Journalist Jörg Wimalasena.

„Caren Miosga“: Das waren die Gäste:

  • Sigmar Gabriel, ehemaliger SPD-Politiker
  • Cathryn Clüver Ashbrook, Deutsch-amerikanische Politologin
  • Julius van de Laar, Wahlkampfexperte
  • Jörg Wimalasena, Politischer Korrespondent („Die Welt“)

Moderatorin Caren Miosga will von ihren Gästen wissen, warum Trump so erfolgreich ist. Immerhin ist er ein verurteilter Straftäter und offen rassistisch; und dazu lügt er notorisch. Julius van de Laar ist Wahlkampfexperte und sieht den Erfolg vor allem darin begründet, dass er ein „Meister des Narrativs” sei. „Es ist jedes Mal dieselbe Erzählung”, sagt er. Trump fange mit Negativem an, präsentiere eine einfache Lösung und am Ende sei America wieder great.

Gabriel sieht das ähnlich und nennt Trumps Rhetorik die „Sprache der Rechtsradikalen”. „Trump spricht die gleiche Sprache wie Höcke”, sagt er. Immer, wenn Trump merke, dass die Ökonomie unter einem Plan leide, würde er wieder zurückrudern und dazu eine Geschichte erzählen.

Trump profitiert von Wahrnehmungslücke in der Bevölkerung

Was Trump außerdem erfolgreich mache, sei die Botschaft „Ich bin einer von euch”, erklärt van de Laar. Mit Aktionen, die bei Tiktok viral gehen, oder Auftritten in Podcasts mobilisiere er vor allem die jungen Männer, die sonst nicht wählen gehen würden.

Bei Kamala Harris hingegen, sei die große Frage, wofür sie wirklich stehe – neben dem zentralen Thema Abtreibung. „Was die Gegenseite anbietet, ist wenig”, sagt Jörg Wimalasena.

Cathryn Clüver Ashbrook macht außerdem eine „Wahrnehmungslücke” in der Bevölkerung für den Erfolg des Republikaners aus. Im US-Wahlkampf gilt vor allem: die Wahrnehmung der Realität. „Perception is reality“, bestätigt der Wahlkampfexperte van der Laar. 72 Prozent der US-Bürger hätten Umfragen zufolge das Gefühl, dass es mit dem Land bergab gehe, egal, was Biden gemacht habe. „Trump ist in der Lage, die Wut und den Frust über die Eliten zu mobilisieren”, so Gabriel.