Berlin. Wahlkampfplakate in Sachsen, Thüringen und Brandenburg: Kampagnenexperte beobachtet vor den Landtagswahlen einen überraschenden Trend.

Kein Wahlkampf ohne Wahlplakate: Hunderte Konterfeis von Politikerinnen und Politikern, dazu Slogans, Versprechen und Symbole – überall hängen sie aktuell in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Wahlplakate machen Politikwerbung für alle sichtbar, sorgen aber auch immer wieder für Kontroversen. Aktuellstes Beispiel ist der AfD-Landtagsabgeordnete Wilko Möller, der in Frankfurt/Oder das Bild einer blonden Familie plakatierte. Das Problem: Die Armposition des Mannes erinnert stark an den Hitlergruß, inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft.

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Tim Herrmann ist Kampagnenberater und war bis 2023 im SPD-Parteivorstand für die Kampagnenplanung zuständig. Das Möller-Plakat ist für ihn ein Ausreißer, es passt nicht zum aktuellen Stil der meisten anderen Plakate der AfD: „Sie geht weg von ihrem schrillen, alarmistischen Sound und hin zu einer mitunter sogar umarmenden Stimmung, die fast schon einen volksparteilichen Charakter hat“, erklärt Herrmann. Dagegen würden die Parteien der demokratischen Mitte sich immer mal wieder des Stils bedienen, den die AfD vor fünf Jahren verwendete, und zu einer deutlich härteren Sprache greifen.

FDP in Brandenburg: „Zwischen Hipster und strammem Nazi“

Tatsächlich findet man bei der Plakatkampagne der CDU Thüringen Sprüche wie „Fußfesseln für Frauenschläger“ oder schlicht „Ampel stoppen“. Auch die FDP Brandenburg übernimmt klassische AfD-Themen: Spitzenkandidat Zyon Braun platziert sich auf einem Wahlplakat „zwischen Hipster und strammem Nazi“.

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Herrmann glaubt, dass diese Strategie vor allem der AfD nutzt. Die anderen Parteien würden mit solchen Plakaten Werbung für die AfD machen, weil sie den Sound und die Logiken der Partei kopieren und den Themen der AfD größere Relevanz geben. „Effektiver wäre es, selbst die Themen des Wahlkampfes zu definieren und eigene Themen zu setzen, die erfolgversprechender sind.“

Thüringen: Höcke inszeniert sich als Landesvater

Die AfD hingegen, macht es nach Herrmanns Beobachtungen im Stile einer Volkspartei: „In Thüringen plakatiert die AfD zum Beispiel einen landesväterlich, milde lächelnden Björn Höcke oder einen idyllischen Sonnenaufgang. Damit wird ein Gemeinschaftsgefühl beschworen und viel von den schrillen Spitzen der AfD ausgeblendet. Stattdessen wird so getan, als sei man eine ganz normale Partei mit einem ganz normalen Machtanspruch.“

Dass einzelne Personen das Parteiimage überstrahlen sollen, ist laut dem Kampagnenberater bei Bundes- und Landtagswahlen sehr deutlich. „Besonders auffällig ist das bei der Linken, die die Popularität von Bodo Ramelow nutzen will, während die Parteimarke in großen Schwierigkeiten ist. Ähnlich ist das bei Björn Höcke, der als Person versucht, das Parteiimage in eine freundlichere Richtung zu drehen“, erklärt Herrmann. Tatsächlich verzichtet der Thüringer Ministerpräsident Ramelow bei seiner Kampagne vollständig auf das Logo der Linkspartei.

Bodo Ramelow will erneut Ministerpräsident von Thüringen werden. Seine Partei Die Linke spielt bei den Plakaten aber keine Rolle.
Bodo Ramelow will erneut Ministerpräsident von Thüringen werden. Seine Partei Die Linke spielt bei den Plakaten aber keine Rolle. © picture alliance / Wolfgang Maria Weber | R7172

Dass die Parteien auf prominente Köpfe setzen, hat einen weiteren Grund: „Plakate mit Gesichtern funktionieren besonders gut, weil wir Menschen uns von anderen Menschen stärker angesprochen fühlen als von reinem Text“, weiß Herrmann. Glaubt man den Umfragen, klappt das besonders gut bei den Gesichtern der AfD.