Berlin. Alice Weidel ist Kanzlerkandidatin ihrer Partei. Die 45-Jährige ist aus der AfD nicht mehr wegzudenken. Die Infos zur Bundessprecherin.
- Alice Weidel ist die Kanzlerkandidatin der AfD für die Bundestagswahl 2025
- Die 45-Jährige hat eine steile Karriere in der Alternative für Deutschland hingelegt
- Was gibt es über ihr Privatleben und ihren Berufsweg zu wissen?
Aus der AfD ist sie nicht mehr wegzudenken: Alice Weidel. Seit ihrem Eintritt in die Partei im Jahr 2013 kennt ihre Karriere nur eine Richtung: nach oben.
Inzwischen ist die radikal rechte Politikerin Fraktionsvorsitzende im Bundestag und Sprecherin der Bundespartei. In die Bundestagswahl 2025 geht Weidel zudem als Kanzlerkandidatin der AfD.
In all ihren bisherigen Positionen provozierte die Politikerin, machte die sogenannte Alternative für Deutschland nach außen hin aber auch weiblicher und diverser. Doch wie begann Weidels Karriere? Wer ist ihre Partnerin? Was muss man sonst über Privatleben und Politik der Rechtspopulistin wissen? Die wichtigsten Informationen im Überblick.
Alice Weidel: Die wichtigsten Infos zur AfD-Politikerin im Steckbrief
Name | Alice Elisabeth Weidel |
Geburtsdatum | 6. Februar 1979 |
Amt | AfD-Bundesvorsitzende |
Partei | Alternative für Deutschland (AfD) |
Parteimitglied seit | 2013 |
Familienstand | eingetragene Lebenspartnerschaft, zwei Kinder |
Wohnort | Überlingen, Einsiedeln (Schweiz) |
Alice Weidel: Partnerin, Kinder, Wohnort – Das Wichtigste zu ihrem Privatleben
Alice Weidel wurde am 6. Februar 1979 in Gütersloh geboren. Sie wuchs mit zwei Geschwistern in Ostwestfalen auf und legte 1998 am heutigen CJD-Gymnasium in Versmold (Nordrhein-Westfalen) ihr Abitur ab.
- Ausbildung: Ihr Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth schloss Weidel 2004 als eine der Jahrgangsbesten ab. 2011 sie promoviert und erhielt für ihre Doktorarbeit über die Zukunft des chinesischen Rechtssystems die Bestnote. Während der Arbeit daran hielt sie sich zeitweise zu Forschungszwecken in China auf und wurde vom Deutschen Akademischen Austauschdienst des Bildungsministeriums und der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung mit Stipendien gefördert.
- Beruf: Nach ihrem Studium arbeitete Weidel für rund ein Jahr als Analystin in der Vermögensverwaltung der Bank Goldman Sachs in Frankfurt am Main. Nach Stationen bei Allianz Global Investors und Heristo machte sie sich als Unternehmensberaterin selbstständig.
- Familie: Mit ihrer aus Sri Lanka stammenden Lebensgefährtin Sarah Bossard, einer Schweizer Film- und Fernsehproduktionsleiterin, lebt Weidel in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Das Paar zieht zwei Söhne groß.
Nach eigenen Angaben lebt Alice Weidel in Überlingen am Bodensee und während Sitzungswochen des Bundestages in Berlin. Laut Schweizer Behörden war sie 2017 jedoch in Biel gemeldet und hat dort auch Steuern gezahlt. Weidel bestätigte den Zweitwohnsitz in der Schweiz und gab an, "wie jedes berufstätige Elternteil" darum bemüht zu sein, die wenige freie Zeit mit ihrer Familie zu verbringen.
Seit 2019 soll die Politikerin mit ihrer Partnerin und den beiden Söhnen in Einsiedeln in der Zentralschweiz wohnen, wie der dortige Leiter des Bezirksamtes dem Boulevardblatt "Blick" bestätigte. Ihr Hauptwohn- und Steuersitz ist nach eigenen Angaben aber weiterhin in Deutschland. Steuerflucht könnte man Weidel nur vorwerfen, wenn sie ihren Hauptwohnsitz in der Schweiz hätte.
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Alice Weidel: Die wichtigsten Stationen ihrer Karriere
Im Oktober 2013, nur rund ein halbes Jahr nach Gründung der Partei, trat Alice Weidel in die sogenannte Alternative für Deutschland ein und wurde zwei Jahre später in den Bundesvorstand der Partei gewählt. Bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg kandidierte sie 2016 erfolglos um einen Platz im Landtag.
2017 scheiterte die Politikerin bei der Wahl zur Landesvorsitzenden, obwohl sie zuvor als Favoritin gehandelt worden war. Rückblickend sagte Weidel, dass ein Teil der Partei gegen sie mobil gemacht habe, weil sie mit ihrer lesbischen Beziehung nicht "das konservative Familienbild" repräsentiere.
Dennoch wurde die Politikerin 2017 mit Alexander Gauland als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl aufgestellt, bei der die AfD mit 12,6 Prozent der Zweitstimmen ihr bisher bestes Ergebnis auf Bundesebene erreichte. Bei der Wahl zog Weidel über die Landesliste in den Bundestag ein.
Dort wurde sie Fraktionsvorsitzende – zunächst mit Gauland, später mit Tino Chrupalla. 2019 wurde Weidel zunächst zur stellvertretenden, 2022 schließlich zur Bundesvorsitzenden der AfD, in der Partei Bundessprecherin genannt, gewählt. Den Posten teilt sie sich mit Chrupalla. 2021 ging sie bei der Bundestagswahl erneut als Spitzenkandidatin für die AfD ins Rennen.
Alice Weidel: Das ist die AfD-Politikerin
Alice Weidel: Für welche Themen setzt sich die AfD-Politikerin ein?
Früher soll Alice Weidel laut der "Zeit" in einem linksalternativen Milieu verkehrt haben. Der "Focus" schreibt von "linksliberalen Kreisen". Doch das hat sich geändert: Die Politikerin vertritt rechtspopulistische Positionen und hat Verbindungen in rechtsextreme Kreise. Einige zentrale Themen, für die sich Weide einsetzt, sind:
- Asylpolitik: Wie die ganze AfD stellt auch Alice Weidel die Themen Asyl und Migration in den Fokus ihrer Arbeit und behauptet, dass sich "keine bedeutende Frage unserer Zeit (...) von der Migrationsfrage trennen" lasse. Den Zuzug von Flüchtlingen hält sie für eine unkalkulierbare Zumutung für die Wirtschaft und den Sozialstaat, warnt vor einem angeblichen "Kollaps". Stimmen von Wirtschaftsvertretern und der Migrationsforschung, die sich klar für mehr Zuwanderung nach Deutschland aussprechen – gerade zur Sicherung des Wohlstands, ignoriert sie dabei. Für Aufsehen sorgte Weidel, als sie in einer Rede im Bundestag von "Burkas, Kopftuchmädchen, alimentierten Messermännern und anderen Taugenichtsen" sprach. Immer wieder stellt sie Migranten als "kriminell" dar.
- Wirtschaftsliberalismus: In der Wirtschaftspolitik vertritt Weidel liberale Positionen. Sie ist gegen den Mindestlohn und für die Abschaffung der Erbschaftssteuer. Zudem sprach sie sich für den Austritt Deutschlands aus der Eurozone aus. Nach Recherchen der "Zeit" ließ Weidel eine syrische Geflüchtete für sich arbeiten, "schwarz" und damit illegal. Die Politikerin wies die Vorwürfe zurück, laut ihres Anwalts soll es sich um einen "freundschaftlichen Kontakt" gehandelt haben. Weidel bezeichnete die Arbeit der Frau in ihrem Haus später als "unentgeltliche Freundschaftsdienste".
- Klimawandel: Den menschengemachten Klimawandel hat Weidel in der Vergangenheit wiederholt geleugnet. Sie glaube nicht, dass "der menschliche Einfluss (auf das Klima, Anm. d. Red.) maßgeblich ist. Berichte des Weltklimarats kritisierte Weidel als Lobbypolitik. Damit stellt sich die Politikerin gegen die große Mehrheit der Klimaforschung, die durch Studien klare Zusammenhänge etwa zwischen Abgasausstoß der globalen Industrie und erhöhten Temperaturen sieht – mit entsprechend fatalen Folgen, etwa dem Anstieg des Meeresspiegels.
Alice Weidel: Erfolge und Kontroversen der AfD-Politikerin
In ihrer Karriere hat es Alice Weidel weit gebracht: Vom einfachen Parteimitglied wurde sie in nur zehn Jahren zur mächtigsten Frau in der AfD. Sie lenkt – zusammen mit Tino Chrupalla – die Partei. Als bekannt wurde, dass die AfD für die Bundestagswahl 2025 einen Kanzlerkandidaten oder eine -kandidatin aufstellen will, wurde Weidel schnell als eine der Favoriten gehandelt – und meldete auch direkt Interesse an. Allerdings üben einige Parteifunktionäre hinter vorgehaltener Hand auch Kritik an Weidels Ankündigung der Kanzlerkandidatur, werfen ihr zu wenig Einsatz für die Partei vor.
In der Vergangenheit gab es um die Politikerin aber auch immer wieder Kontroversen – zum Teil wegen Aussagen und Aktionen, mit denen sie gezielt provozierte. So verließ sie im September 2017 vorzeitig die ZDF-Wahlsendung "Deutschland, wie gehts?", nachdem CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sie zu einer Distanzierung von Alexander Gauland und Björn Höcke aufgefordert hatte. Medienwissenschaftler interpretierten Weidels Verhalten als kalkulierte Wahlkampftaktik, ZDF-Chefredakteur Peter Frey sprach von einer Inszenierung.
In der Corona-Pandemie vertrat Weidel zum Teil widersprüchliche Positionen. Während sie anfangs noch restriktivere Maßnahmen forderte und behauptete, in Deutschland könne sich das Virus "ungehindert ausbreiten", sprach sie sich später wiederholt energisch gegen die Maßnahmen der Bundesregierung aus. So forderte sie, die Wirtschaft nach dem ersten Lockdown sofort wieder hochzufahren. In einem Interview im Dezember 2021 bestritt Weidel, dass in den Krankenhäusern vorwiegend Ungeimpfte auf den Intensivstationen behandelt werden würden. Sie bezog sich dabei auf angebliche Daten des Statistischen Bundesamtes, das jedoch selbst klarstellte, dass es solche Daten nicht gibt.
Kritisch diskutiert wurde in der Vergangenheit Weidels Nähe zu rechtsextremen Kreisen. So war sie im September bei einer Veranstaltung des neurechten Instituts für Staatspolitik des Rechtsextremisten Götz Kubitschek zu Gast. Zudem veröffentlichte sie einen Beitrag in der "Jungen Freiheit", die von Politikern im Grenzbereich zwischen Konservativismus und Rechtsextremismus eingeordnet wird und als Sprachrohr der Neuen Rechten gilt.
Anfang 2024 sorgten schließlich Recherchen von "Correctiv" für Schlagzeilen, wonach Weidels Berater Roland Hartwig, der als ihre rechte Hand gilt, an einem Treffen rechter und rechtsextremer Funktionäre teilgenommen haben soll. Bei diesem Treffen wurden "Correctiv" zufolge Pläne zur "Remigration", genauer gesagt zur Ausweisung und Ausbürgerung vermeintlich "fremder" Menschen diskutiert.