Berlin. Der 20-Jährige stammte aus einer wohlhabenden Gegend, die Wahl im November wäre seine erste gewesen. Sein Vater zeigt sich schockiert.

Acht Schüsse soll Thomas Matthew Crooks abgegeben haben. Einer davon traf den Präsidentschaftskandidaten der US-Republikaner, Donald Trump, am Ohr. Ein Mann wurde getötet, zwei weitere Menschen verletzt. Der 20-jährige Schütze wurde vom Secret Service erschossen. Wer ist Thomas Matthew Crooks?

Crooks wohnte in Bethel Park – etwa 40 Meilen und eine Stunde Autofahrt südlich vom Ort der Wahlkampfveranstaltung. Bethel Park gilt als relativ wohlhabende Stadt im südlichen Teil des Großraums Pittsburgh. Die Motive des jungen Mannes sind bisher rätselhaft. Crooks interessierte sich offenbar für Politik. Aber hat ihn dazu bewegt, den republikanischen Präsidentschaftsbewerber töten zu wollen? Bisher haben die Ermittler keine Hinweise gefunden, weder in den sozialen Medien noch in anderer Form. In der Vergangenheit hatten Attentäter ihre Motive, ihre Weltsicht in Videos oder schriftlichen Dokumenten dargelegt.

Auch interessant

Mitschüler beschreiben Crooks als ruhige Person ohne auffällige politische Ansichten

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Schütze als Einzeltäter handelte. Es passt zu dem Leben von Thomas Matthew Crooks, wie es frühere Mitschüler nun schildern. Sie beschreiben ihn als ruhige Person und guten Schüler, als schlauen und schüchternen Jungen, der weder durch Gewalt oder besondere politische Ansichten aufgefallen sei. Das Bild, das sie von dem Attentäter zeichnen, ist allerdings auch das eines Außenseiters und Nerds. Crooks sei von anderen Schülern geärgert worden, sagt Jason Kohler, der mit dem Schützen zur High School gegangen ist.

„Er war still, aber er wurde einfach gemobbt. Er wurde so sehr gemobbt“, berichte der Ex-Schüler. Demnach machte sich Crooks etwa wegen seiner Kleidungsstils zum Gespött, er erschien hin und wieder in Jagdkleidung in der Schule.  Er habe keine Freunde gehabt und sei mit ausdruckslosem Gesicht durch die Gänge im Schulgebäude gelaufen. Eine andere Mitschülerin berichtete dem Sender, Crooks habe eine Clique aus Mitschülern gehabt, die als konservativ galten, manche von ihnen hätten Trump-Mützen getragen.

Auch interessant

Anzeichen für eine psychische Erkrankung liegen bislang nicht vor. Crooks arbeitete zuletzt in einem Pflegeheim, dessen Leiterin sich „schockiert“ und „traurig“ über die Tat zeigte. Crooks sei der „netteste Kerl“ gewesen, berichtete ein Kollege, nie habe er sich politisch oder radikal geäußert. Warum sich Crooks aber ins Auto setzte, ein halbautomatisches Gewehr – die Waffe war legal erworben und gehörte seinem Vater – einpackte und aus Bethel Park etwa eine Stunde nach Butler fuhr, um den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner zu erschießen, bleibt bisher ein Rätsel.

Nach Angaben des Secret Service feuerte Crooks mehrere Schüsse „von einer erhöhten Position“ außerhalb des Versammlungsortes ab. Er wurde daraufhin „neutralisiert“ worden. Mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15 gelangte der 20-Jährige auf das Flachdach eines Gewerbegebäudes in direkter Nähe zu dem Veranstaltungsgelände der Trump-Kundgebung. Eine Analyse der „New York Times“ zufolge gab er erst drei Schüsse ab, dann fünf weitere. Die Entfernung von der Position des Schützen bis zur Bühne, auf der Trump seine Rede gerade begonnen hatte, betrug Berichten zufolge etwa 100 bis 150 Meter.

Trump-Attentat wirft Fragen zum Sicherheitskonzept auf

Ein Augenzeuge sagte, er habe einen Mann mit einer Schusswaffe auf das Dach eines Gebäudes außerhalb des Veranstaltungsgeländes kriechen sehen. Er habe die Polizei auf den Mann aufmerksam gemacht und sich gedacht: „Warum spricht Trump immer noch, warum haben sie ihn nicht von der Bühne geholt?“ Demnach beobachte der Augenzeuge auch, wie der Schütze von Beamten des Secret Service erschossen worden sei. In einem Interview äußerte sich Trump über Crooks. „Sie haben ihn durch einen Schuss genau zwischen die Augen ausgeschaltet“, sagte Trump. „Sie haben einen fantastischen Job gemacht.“

Scharfschützen der Polizei erwidern das Feuer, nachdem Schüsse abgefeuert wurden, während der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler, Pennsylvania, sprach.
Scharfschützen der Polizei erwidern das Feuer, nachdem Schüsse abgefeuert wurden, während der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler, Pennsylvania, sprach. © dpa | Gene J. Puskar

Die Tat wirft Fragen dazu auf, wieso ein Bewaffneter dem US-Präsidentschaftskandidaten so nah kommen konnte. Der für das FBI-Büro in Pittsburgh zuständige Special Agent Kevin Rojek nannte es „überraschend“, dass der Schütze während der Kundgebung des ehemaligen US-Präsidenten mehrere Schüsse abgeben konnte. „Wir arbeiten uns noch durch die Sicherheitsvorkehrungen, die der Secret Service getroffen hat, um herauszufinden, was passiert sein könnte.“

Auch interessant

Vater des Schützen bei CNN: „Was zur Hölle ist hier los?“

Der Täter schloss US-Medienberichten zufolge im Jahr 2022 die Bethel Park High School ab. Die US-Präsidentschaftswahl im November wäre die erste gewesen, bei der Crooks seine Stimme hätte abgeben können. Nach öffentlich einsehbaren Datenbanken war der 20-Jährige als Anhänger der Republikaner registriert, im Januar 2021 soll er aber schon einmal 15 Dollar an eine Gruppe gespendet haben, die den Demokraten nahesteht.

Einem Bericht des US-Senders NBC zufolge ist auf Aufnahmen des getöteten Crooks zu erkennen, dass er ein T-Shirt des Youtube-Kanals „Demolition Ranch“ trägt. Der Kanal hat rund elf Millionen Abonnenten und dreht sich allein um das Thema Schusswaffen. Am Tag nach dem Attentat fanden Ermittler US-Medienberichten zufolge im Auto und im Haus von Crooks Material zum Bau von Sprengsätzen.

CNN erreichte kurz nach der Tat den Vater des Schützen, Matthew Crooks – sichtlich geschockt von den Ereignissen. Er sagte dem Sender, er wolle erst mit den Behörden reden, bevor er über seinen Sohn spreche. Noch versuche er herauszufinden, „was zur Hölle los ist“. Ermittler fanden in Crooks Auto einen verdächtigen Gegenstand‚ Auto, der von Bomben-Experten untersucht wurde und weiter analysiert werden soll. Demnach wurde explosives Material beschlagnahmt. Die Ermittlungsbehörden sind außerdem dabei, die Daten von Crooks‚ Handy auszuwerten. Die Tatwaffe gehörte Crooks Vater und war legal erworben. Wie der junge Mann an das Gewehr gelangte, ist noch unklar.