Washington/New York. Die Anwälte des Ex-Präsidenten werfen dem Porno-Star im New Yorker Strafverfahren Geldgier, Geltungssucht und jede Menge Lügen vor.
Susan Necheles war der Wutstau förmlich anzusehen. Die einzige Top-Frau in Donald Trumps dreiköpfigem Verteidiger-Team im laufenden New Yorker Schweigegeld-Prozess gegen den amerikanischen Ex-Präsidenten hatte am Morgen gefühlte 50 Mal „Einspruch!” gerufen, als Stormy Daniels über mehrere Stunden entlang der Fragen der Staatsanwaltschaft über ihre sexuelle Begegnung mit Trump in einem kalifornischen Golf-Hotel minutiös Auskunft gab. Lesen Sie auch: Stormy Daniels: „Sex mit Trump war so real wie meine Filme“
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Manchmal gab Richter Juan Merchan dem Zwischenruf statt, oft ließ er die 45-jährige Erotikdarstellerin gewähren. Nach der Mittagspause dreht die Verteidigung vor den zwölf Geschworenen den Spieß um. Necheles warf der Aktrice, die mit Filmen wie „Die 40 Jahre alte Jungfrau” Karriere machte, vor, aus Geldgier versucht zu haben, ihre Affäre mit Trump (die dieser bis heute vehement leugnet) zu monetarisieren.
Trump und Daniels beleidigen sich gegenseitig
Vor Gericht gehe es ihr nur darum, den Ex-Präsidenten zu „beschämen“ und die Geschworenen gehen ihn aufzubringen. „Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Präsident Trump hassen?“, fragt die Anwältin. Worauf Stormy Daniels knapp und klar antwortete: „Ja“. Necheles versuchte im Beisein von Leit-Verteidiger Todd Blanche in einem streckenweise sehr intensiven, kontroversen Kreuzverhör die Glaubwürdigkeit der Mutter einer jungen Tochter zu erschüttern.
Weil Richter Juan Merchan zuvor der Antrag auf Einstellung des gesamten Prozesses wegen angeblicher Formfehler abgelehnt hatte, erhöhten die Trump-Beistände die Schlagzahl ihre Anwürfe gegen Daniels. Ein Kritikpunkt: Daniels habe sich früh über Trumps Physiognomie in sozialen Medien lustig gemacht. Daniels konterte, das sei die Quittung gewesen für Attacken gegen sie. Trump nannte die blonde Frau mehrfach „Pferdegesicht“. Sie wiederum retournierte mit „orangefarbenem Scheißhaufen“.
Ein zweiter Angriffspunkt. Daniels ist seit Jahren säumig, Trump nach einer gescheiterten Verleumdungsklage mehrere hunderttausend Dollar für Anwaltskosten zu erstatten. „Keinen Penny“ werde er bekommen, schrieb sie auf Twitter. Necheles‘ Botschaft an die Geschworenen: Stormy Daniels verhält sich kriminell. Dass sie ihre „Story“ mit Trump publik machte, habe ihr viel Geld eingebracht, warf die Verteidigerin ein. Daniels gab umgehend: „Es hat mich auch viel Geld gekostet.“
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Auch habe Daniels ihre Geschichte mehrfach geändert. So habe sie zum Beispiel vor Jahren schriftlich bekundet, nie mit Trump im Bett gewesen zu sein. Die Erotikdarstellerin verwahrte sich vehement dagegen, sprach davon, dass sie besagte Unterschrift früh bereut habe. Auffällig: Zur Sache, zum Techtelmechtel in Kalifornien, zu den späteren Schweigegeld-Zahlungen wollte Necheles bisher nichts wissen. Die Vernehmung von Stormy Daniels wird nach dem prozessfreien Mittwoch am Donnerstag fortgesetzt.