Washington. Der New Yorker Chef-Ankläger im Schweigegeld-Prozess gegen Ex-Präsident Donald Trump gilt als bedächtiger, aber furchtloser Jurist.
Auf die Frage, ob ihn in den vergangenen Monaten die hasserfüllten Attacken von Donald Trump beeinträchtigt haben, erzählt der in den rauen 80er-Jahren im New Yorker Stadtteil Harlem aufgewachsene Alvin Bragg vor Journalisten gern diese Episode: „Bevor ich 21 Jahre alt war, wurde sechs Mal eine Waffe auf mich gerichtet: drei Mal von Polizisten und drei Mal von Leuten, die keine Polizisten waren. Ich hatte ein Messer an meinem Hals, eine halbautomatische Waffe an meinem Kopf und ein Mordopfer vor meiner Haustür.” Botschaft: Mich schüchtert so schnell niemand ein.
Ob dem wirklich so ist, wird sich ab Montag (15. April) zeigen. Dann steht der erste schwarze Chef-Ankläger des für 1,6 Millionen Menschen zuständigen Gerichtsbezirks im Süden Manhattans im Rampenlicht. Bragg, Familienvater, 50 Jahre alt, obliegt die Beweisführung im ersten Strafprozess der Geschichte gegen einen amerikanischen Ex-Präsidenten.
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Trump-Prozess: Für Alvin Bragg zählen nur die Fakten und das Recht
Bragg, Mitglied der Demokratischen Partei, weist seit der Anklageerhebung vor einem Jahr die Anwürfe Trumps zurück, wonach die Justiz in New York das Geschäft für Präsident Joe Biden betreibe. „Ich mache diese Sache seit mehr als 25 Jahren”, sagte er zuletzt in einem Fernseh-Interview, „nur die Fakten und das Recht zählen, egal zu welcher Partei du gehörst oder wo du herkommst.”
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Bragg studierte an der Elite-Universität Harvard. 20 Jahre lang arbeitete er als Staatsanwalt und Strafverteidiger. 2019 ging er ins Rennen um die Führung einer der ältesten und mächtigsten Behörden der US-Justiz. Die von dem Milliardär George Soros alimentierte Aktivistengruppe „Color of Change”, die sich landesweit für progressive Strafjustiz engagiert, ließ Braggs Wahlkampf (das Amt des „district attorney” ist ein Wahlamt) eine Spende von einer halben Million Dollar zukommen.
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Bragg gilt als Gegenteil eines jurististischen Hasardeurs
Bragg betritt bei der Konstruktion der Anklage Neuland. Sein Vorgänger Cyrus Vance Jr. sah davon ab, Trump wegen einer mutmaßlich illegal verbuchten Schweigegeldzahlung vor den Kadi zu bringen. Kritiker werfen Bragg vor, die „echten Probleme” New Yorks – Straßenkriminalität und Schusswaffengewalt etc. – zu vernachlässigen.
Bragg gilt als besonnen und akribisch. Nur wenn er sich absolut sicher fühlt, erhebt er Anklage. In einem anderen Trump-Fall führte das dazu, dass führende Ermittler bei ihm den Dienst quittierten, weil ihnen der Chef als zu zögerlich erschien.
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