Berlin. Björn Höcke ist Fraktions- und Parteichef der Thüringer AfD. Die wichtigsten Infos über Familie, Kinder und Ansichten im Überblick.

  • Björn Höcke ist wohl eine der umstrittensten Personen innerhalb der AfD
  • Der Politiker, der laut Gericht als Faschist bezeichnet werden darf, ist Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Thüringen
  • Lesen Sie hier die wichtigsten Infos über die Herkunft, die Laufbahn und das Privatleben Höckes

Er ist einer der polarisierenden – und radikalsten – Köpfe der AfD: Björn Höcke. Der Rechtsaußen-Politiker ist der Vorsitzende der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften Thüringer AfD. Mehrmals sollte er bereits aus der Partei ausgeschlossen werden. Bei der Landtagswahl in Thüringen hat er nun aber seinen größten politischen Erfolg gefeiert. Mit ihm als Spitzenkandidat wurde die AfD mit deutlich über 30 Prozent stärkste Partei.

Björn Höcke: Die wichtigsten Infos zum AfD-Politiker im Steckbrief

NameBjörn Höcke
Geburtsdatum1. April 1972
AmtLandespartei- und Fraktionschef der AfD Thüringen
ParteiAfD
Parteimitglied seit 2013
Familienstandverheiratet
WohnortBornhagen, Thüringen

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Björn Höcke: Was ist über sein Privatleben bekannt?

Björn Höcke wurde 1972 im nordrhein-westfälischen Lünen geboren. Aufgewachsen ist der heutige AfD-Politiker allerdings in Rheinland-Pfalz. Nach seinem Abitur, das er 1991 am Rhein-Wied-Gymnasium in Neuwied absolvierte, und dem anschließenden Grundwehrdienst studierte er zwei Semester lang Jura in Bonn.

Anschließend wechselte er zu Sport- und Geschichtswissenschaften auf Lehramt in Gießen und Marburg. 2001 schloss er das Studium mit dem Staatsexamen ab. In den darauffolgenden Jahren unterrichtete er an verschiedenen Schulen Sport und Geschichte. Bis 2014 war er als Oberstudienrat an der Rhenanus-Schule in Bad Sooden-Allendorf in Hessen tätig.

Während seiner Zeit als Lehrer soll Höcke laut Berichten ehemaliger Lehrkräfte sowie Schüler zwar nicht mit explizit rechtsextremen Äußerungen aufgefallen sein – seine Ansichten sollen allerdings unter anderem dazu geführt haben, dass er in einem Steckbrief eines Abschlussjahrgangs als „Familienminister für die AfD“ bezeichnet wurde – bevor er der Partei überhaupt beigetreten war. Auch wurde ihm von der Schule verboten, über den Nationalsozialismus zu unterrichten, wie ehemalige Schüler berichten.

Über das Privatleben von Höcke ist nicht viel bekannt. Er ist verheiratet und hat mit seiner Ehefrau Nora Höcke vier Kinder – zwei Söhne und zwei Töchter. Die Familie lebt in Bornhagen, einer kleinen Gemeinde mit wenigen hundert Einwohnerinnen und Einwohnern in Thüringen, nahe der Grenze zu Hessen und Niedersachsen. Informationen über seine Kinder hält Höcke vor der Öffentlichkeit zurück.

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Höckes politischer Werdegang bei der AfD

2013 gehörte Höcke zu den Gründungsmitgliedern der AfD Thüringen. Noch im selben Jahr trat er als Kandidat der Partei bei der Bundestagswahl an. Damals schaffte die AfD den Einzug in den Bundestag allerdings nicht. Seit 2014 sitzt Höcke als Abgeordneter der AfD im Thüringer Landtag und ist zudem Fraktions- und Parteivorsitzender. 2015 gründete er gemeinsam mit anderen AfD-Politikern die völkisch-nationalistische Strömung „Der Flügel“ innerhalb der AfD. Diese wurde 2020 vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft. Auch ihre wichtigsten Vertreter, Höcke sowie der Brandenburger Fraktionschef Andreas Kalbitz, seien „Rechtsextremisten“, sagte Verfassungsschutz-Chef Thomas Haldenwang. Mittlerweile wurde der „Flügel“ offiziell aufgelöst.

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2015 und 2017 beschloss der AfD-Bundesvorstand ein Amtsenthebungs- beziehungsweise Parteiausschlussverfahren gegen Höcke – beide Male allerdings ohne Erfolg. 2019 trat Höcke stattdessen als Spitzenkandidat der AfD bei der Landtagswahl in Thüringen an, bei der die Partei mit 23,4 Prozent der Wählerstimmen die zweitstärkste Kraft wurde. 2021 stufte der Verfassungsschutz die gesamte Thüringer AfD unter ihrem Vorsitzenden Höcke als „erwiesen rechtsextrem“ ein. Bei der Landtagswahl 2024 wurde die AfD mit Höcke an der Spitze stärkste politische Kraft in Thüringen.

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Björn Höcke: politische Ansichten und Kontroversen

Höcke gehört zu den radikalsten Gesichtern der AfD, er steht am äußeren rechten Rand einer in Teilen rechtsextremen Partei. Immer wieder fällt er mit rassistischen, verschwörungstheoretischen oder geschichtsrevisionistischen Äußerungen auf. 2017 bezeichnete er das Holocaust-Mahnmal in Berlin als „Denkmal der Schande“ und forderte eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. Das Zentrum für politische Schönheit errichtete damals als Protestaktion einen verkleinerten Nachbau des Holocaust-Mahnmals auf einem gemieteten Grundstück neben Höckes Haus.

Höcke sympathisiert zudem mit der rassistischen und islamfeindlichen Pegida-Bewegung. 2021 behauptete er in einer Rede bei einer Pegida-Veranstaltung, Deutschland sei keine Demokratie mehr und befände sich in einem „Übergangsstadium zum Totalitarismus“. Der Thüringer AfD-Landeschef spricht sich außerdem für ein konservatives bis völkisches Familienbild aus. So erklärte er beispielsweise, die Ehe für Alle werde benutzt, „um die traditionelle Familie zu torpedieren“. Auch seine Abneigung gegen die Integrationspolitik formulierte er immer wieder deutlich.

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Anfang 2024 startete das Kampagnennetzwerk Campact eine Petition, die forderte, dass Höcke seine Grundrechte entzogen werden sollten. Mehr als 1,6 Millionen Menschen sprachen sich für das Vorhaben aus.

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Gerichtsverfahren wegen verfassungsfeindlichen Aussagen

Mehrfach wurde Höcke eine sprachliche Nähe zum Nationalsozialismus vorgeworfen – etwa als er 2015 bei einer Demonstration von politischen Gegnern als „Volksverräter“ sprach. Der AfD-Politiker selbst leugnete 2019 in einem ZDF-Interview, „dass es eine allgemein gültige Definition dessen gibt, was eine NS-Diktion, was NS-Sprache ist“. Höcke musste sich wegen der Verwendung von NS-Begriffen schon mehreren Gerichtsverfahren unterziehen:

  • Im Mai 2021 beendete er auf einer Wahlkampfveranstaltung in Merseburg eine Rede mit den Worten „Alles für Deutschland“ – die verbotene Losung der SA. Der Grünen-Politiker Sebastian Striegel erstattete daraufhin Anzeige gegen Höcke. Dieser wurde im Mai 2024 zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen je 130 Euro (insgesamt 13.000 Euro) verurteilt. Das Gericht sah es erwiesen an, dass Höcke als ehemaliger Geschichtslehrer gewusst haben muss, dass er bei seiner Rede eine SA-Losung wiedergibt. Höcke legte gegen das Urteil Revision vor dem Bundesgerichtshof ein.
  • Im Dezember 2023 verwendete Höcke die Losung bei einer Veranstaltung in Gera erneut. Dabei soll er nur „Alles für ...“ gesagt und dann das Publikum durch Gesten animiert haben, „Deutschland“ zu rufen. Auch in diesem Fall kam es zu einem Verfahren vor dem Landgericht Halle. Und auch wenn Höcke argumentierte, dass er nicht geahnt habe, dass das Publikum „Deutschland“ rufen würde, wurde er zu einer weiteren Geldstrafe von 130 Tagessätzen je 130 Euro (insgesamt 16.900 Euro) verurteilt.