Moskau. Putin sieht ukrainische Verwicklungen in den Anschlag am Rande Moskaus. Offenbar flüchteten Verdächtige tatsächlich in Richtung Grenze.
Nationaler Trauertag in Russland am Sonntag: Die Menschen gedenken der mindestens 133 Toten des Terroranschlags. Viele Opfer liegen noch in Krankenhäusern, kämpfen um ihr Leben. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ hatte die Tat bereits in der Nacht zum Samstag für sich reklamiert. Das Bekennerschreiben stammt von einem Ableger des IS, der sich IS „Provinz Khorasan“ nennt. Terrorexperten wie Peter Neumann vom King‘s College in London erachten das Bekennerschreiben für authentisch.
Khorasan ist eine historische Region in Zentralasien, sie umfasst die heutigen Staaten Afghanistan, Iran, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan. Nach dem Anschlag hatte die Terrormiliz ein Foto veröffentlicht, das die vier mutmaßlichen Täter zeigen soll. International gilt die Urheberschaft der Terrormiliz inzwischen als halbwegs gesichert. Doch Russlands Präsident Wladimir Putin sieht eine „ukrainische Spur“ hinter dem Anschlag. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies dies kategorisch zurück. „Nach dem, was in Moskau passiert ist, versuchen Putin und die anderen Bastarde natürlich nur, jemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben.“
Putin sprach in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Rede von einer angeblichen Verwicklung der Ukraine in den Terroranschlag. Mit Blick auf vier der inzwischen festgenommenen Verdächtigen sagte er: „Sie haben versucht, sich zu verstecken, und haben sich in Richtung Ukraine bewegt, wo für sie ein Fenster für einen Grenzübertritt vorbereitet worden war.“ Zuvor hatte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB bereits über Festnahmen in der Grenzregion Brjansk berichtet.
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Terror in Moskau: Putin spricht von „ukrainischer Spur“ – Folter-Video liefert wichtigen Hinweis
Die „ukrainische Spur“ scheint es tatsächlich zu geben. Die Hinweise verdichten sich, dass die in der Region Brjansk festgenommenen vier Hauptverdächtigen tatsächlich in Richtung Ukraine flüchten wollten. Was aber nicht beweist, dass Kiew hinter dem Terroranschlag steht.
Es soll sich um „Ausländer“ handeln, meldete das russische Innenministerium. In russischen Medien hieß es, die Attentäter stammten aus der ehemaligen Sowjetrepublik Tadschikistan, deren Bevölkerung zu 90 Prozent aus Muslimen besteht. Im Fluchtauto, einem weißen Renault, soll sich neben Waffen ein tadschikischer Pass befunden haben. Das Fahrzeug wurde nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei gestellt, nahe der ukrainischen Grenze.
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Im Netz kursiert ein Video, das das Verhör eines der Verdächtigen zeigen soll. Ein unvorstellbar grausames Video. Beamte foltern den 30-jährigen Rajab A., schneiden ihm ein Ohr ab. Festgenommen worden sei er in der Nähe des Ortes Khatsun, rund 140 Kilometer vor der ukrainischen Grenze. Das kremlkritische Online-Medium „Meduza“ konnte das Video geolokalisieren und bestätigt den Festnahmeort. Er liegt wenige Kilometer hinter der Kreuzung der Autobahnen M3 und P-120, die nach Westen zur Grenze nach Belarus und nach Süden zur Ukraine führt. A. war unterwegs in südlicher Richtung, so Meduza. „Der Ort bestätigt offenbar die Behauptung russischer Staatsbeamter, die Verdächtigen seien auf dem Weg in die Ukraine.“
Die vier Hauptverdächtigen des Terroranschlags wurden am Samstagabend zum Verhör nach Moskau gebracht. Wie die russische Staatsagentur Tass berichtet, waren die vier Männer in einer streng abgesicherten Wagenkolonne aus der Region Brjansk zum sogenannten Ermittlungsausschuss gefahren worden. In den kommenden Tagen solle vor Gericht ein Antrag auf Haftbefehl gestellt werden. Den Tätern drohe eine lebenslange Haftstrafe, heißt es bei Tass. Nach dem Anschlag waren insgesamt elf Verdächtige festgenommen worden.
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