Berlin. Anschlag auf Tesla: Die linksextremistische Vulkangruppe bekennt sich dazu. Ein Phantom: seit 13 Jahren aktiv, genauso lang ein Rätsel.
Dietmar Woidke (SPD) redet wieder über Linksterrorismus. Er meint nicht die Fahndung nach der letzten Generation der RAF. Der Ministerpräsident von Brandenburg hat vielmehr eine „neue Form“ des Terrorismus im Auge: schwere Anschläge auf die kritische Infrastruktur. Die Rede ist von der Vulkangruppe. Von wem?
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Im Jahresbericht des Kölner Bundesamts für Verfassungsschutz taucht der Begriff „Terrorismus“ 164 und „Linksextremismus“ 96 Mal auf. Die Vulkangruppe hingegen wird kein einziges Mal erwähnt. Dabei ist sie nicht unbekannt und seit Langem aktiv.
Vulkangruppe bekennt sich: Das Bekennerschreiben wird ernst genommen
Ein Mast brennt, der Strom fällt großflächig aus, bei Tesla in Grünheide vor den Toren Berlins stehen die Bänder still – und genau darauf hatte es die Gruppe dem Bekennerschreiben zufolge angelegt. Darin heißt es: „Wir haben heute Tesla sabotiert.“
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Politische Brandstiftung? Der Staatsschutz ermittelt. Das Schreiben wird in Sicherheitskreisen als authentisch eingestuft. Mehr denn je vermuten die Behörden, dass auf das Konto der Gruppe auch schon ein Brandanschlag 2021 auf Tesla geht, damals noch eine Baustelle.
Vulkangruppe agiert im Großraum Berlin
Die Gruppe ist 2011 erstmals aufgefallen und trat immer wieder in Berlin in Aktion. Im Großraum haben die Behörden sie seit Langem auf dem Schirm, in den Verfassungsschutzberichten in Berlin oder Brandenburg wurden sie oft erwähnt. Die Gruppe nutzt gern die linksradikale Internetseite Indymedia.org.
Vulkangruppe nennt man sie, weil sie sich häufig auf isländische Vulkane bezieht, auf „Grimsvötn“, „Katla“ oder „Ok“. Die Behörden tappen nach Recherchen unserer Redaktion allerdings ziemlich im Dunkeln. In Sicherheitskreisen heißt es, man wisse nicht, wer dahinter stecke, wie groß die Gruppe und nicht zuletzt, ob links eine passgenaue Schublade sei. Manche betrachten sie als Öko-Terroristen.
Die Truppe geht sehr professionell vor
Im Statement kritisiert die Vulkangruppe die Tesla-Fabrik denn auch für Umweltverschmutzung und Wassermissbrauch. Sie sieht den Unternehmer Elon Musk und seine Autofirma als Symbol für einen „grünen Kapitalismus“ und technologischen Totalitarismus. Der Anschlag wurde mit Blick auf den 8. März terminiert, den Weltfrauentag. Die Aktion sei ein „Schritt auf dem Weg der Befreiung vom Patriarchat“.
Klar ist, dass die Täter sehr professionell vorgehen: Sie wissen genau, was sie tun. Sie wissen, wie sie mit geringem Aufwand hohen Schaden verursachen, wenn sie Kabelschächte, Bahntrassen, Funkmasten oder Datenleitungen sabotieren. Eines haben sie hinlänglich bewiesen: die „Verwundbarkeit der urbanen Mobilitäts- und Kommunikationsinfrastruktur.“
Schon 2022 warnte der Verfassungsschutz, „linksextremistisch motivierte Brandstiftungen oder Sachbeschädigungen an Fahrzeugen, Maschinen oder der Infrastruktur von Wirtschaftsunternehmen verursachen in Deutschland jedes Jahr Sachschäden in Millionenhöhe.“ Ein Jahr mahnte Amtschef Thomas Haldenwang, mit Verweis auf den Klimaschutz würden „Sabotageakte und Brandstiftung große Schäden“ verursachen. Die Vulkangruppe hat ihn bestätigt.
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