Berlin. Der Ukraine geht die Munition aus, das US-Hilfspaket kommt nicht, Russland rückt vor. Ein Militärexperte sagt, was nun passieren muss.
Er zählt zu den bekanntesten Militärexperten in Deutschland: Carlo Masala. Der 55-Jährige lehrt Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München. Er beantwortet unserer Redaktion jede Woche die wichtigsten Fragen rund um die beiden Konflikte in der Ukraine und Israel.
Das milliardenschwere Hilfspaket für die Ukraine ist im US-Senat gescheitert. Was bedeutet das für den Ukraine-Krieg?
Carlo Masala: Ein großer Teil der Militärhilfe wird jetzt wegfallen. Das ist angesichts der Situation an der Front – vor allem im Osten – eine sehr bittere Pille für die Ukraine.
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Bundeskanzler Olaf Scholz ist bei US-Präsident Joe Biden. Kann Deutschland, kann Europa diese Lücke schließen?
Ich bin skeptisch, ob Europa diese Lücke wirklich schließen kann. Dabei geht es weniger um die finanziellen Summen als vielmehr um die Frage, was für Waffen geliefert werden. Die USA haben immer mal wieder Raketen längerer Reichweite in den Lieferpaketen gehabt, die der Ukraine helfen, russische Ziele weit hinter der Front zu zerstören. Es wird schwierig sein, das zu ersetzen. Diese Waffen müssten produziert werden, weil die Streitkräfte sie selbst nicht in großer Anzahl in ihren Arsenalen haben. Mit großen Anstrengungen könnte vielleicht die finanzielle Lücke geschlossen werden, aber auch das steht zunächst mal in den Sternen.
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Der Ukraine geht die Munition aus, zum Teil verwenden sie bereits Rauchgranaten an der Front. Wie lange kann die Ukraine dem Druck noch Stand halten?
Das kann man nicht sagen. Aber was man weiß, ist: Wenn nicht mehr Munition an die Front kommt, dann wird die Ukraine bestimmte Städte wie Awdijiwka aufgeben müssen. Der ukrainische Präsident spricht von aktiver Verteidigung.
Hat der Westen diesen Krieg, die Entschlossenheit Putins unterschätzt?
Nein, das glaube ich nicht. Der Westen hat sich aber nicht entschlossen genug gezeigt. Seit zwei Jahren sagen sehr viele Experten, dass der Westen bei der Munitionsproduktion in die Gänge kommen muss. Das ist ein Artillerie-Krieg dort unten. Man muss die Artillerieüberlegenheit zu Gunsten der Ukraine drehen. Dafür braucht man Munition. Das weiß man seit eineinhalb Jahren, es ist aber nichts passiert.
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat eine Verhandlungslösung ins Spiel gebracht – eine Art „Minsk III“. Wie bewerten Sie das?
Niemand ist gegen eine Verhandlungslösung und Herr Heusgen nennt selbst die Vorbedingung: Putin muss Selenskyj als legitimen Präsidenten der Ukraine anerkennen. Das macht er aber nicht. Warum er das „Minsk-Abkommen“ erwähnt, verstehe ich nicht. „Minsk“ ist auch von der ukrainischen Seite mit so viel Negativem behaftet, dass sich die Ukraine darauf nicht einlassen würde.
Muss Israel nach der Ukraine jetzt auch befürchten, dass die US-Unterstützung nachlässt?
Das glaube ich nicht. Bei den Demokraten und den Republikanern gibt es eine große Übereinstimmung, was die Unterstützung Israels betrifft. Wenn US-Präsident Biden den Israel-Teil aus dem Paket herauslöst und alleine zur Abstimmung stellt, wird ihm das wohl gelingen.
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