Berlin. Hohe Verluste bei Panzern zwingen Russland zu einer Retrostrategie: Offenbar soll das Altmodell T-80 wieder aus den Fabriken rollen.
- Russland plant offenbar, seinen T-80-Panzer neu zu produzieren
- Dazu soll eine neue Produktionskette entstehen
- Warum verlässt sich Putins Armee auf ein jahrzehntealtes Fahrzeug?
Masse statt Klasse, Quantität gegen Qualität: Der Ukraine-Krieg ist nicht zuletzt eine asymmetrische Materialschlacht. Die Ukraine setzt auf High-Tech aus dem Westen, Russland auf Altbewährtes, teilweise auf Uralt-Waffen, auf Panzer der Typen T-54, T-55 und T-62.
Es überrascht denn auch nicht, dass der Chef des Rüstungskonzerns Uralvagonzavod, Alexander Potapov, erwägt, die Produktion des T-80-Kampfpanzers wieder aufzunehmen. Das ist in etwa so, als würde VW den Golf der ersten Generation wieder neu auflegen, um der Nachfrage nach Kleinwagen zu begegnen. Dem Armeesender "Swjesda" verriet der Rüstungsmanager, "die Aufgabe steht, zumindest hat das Militär sie uns gegeben".
Der Panzer ist alt, zuverlässig und vermutlich billig
Der T-80 wurde ab 1976 in der Sowjetunion gebaut, bis die Serienproduktion etwa 1991 zugunsten des Nachfolgemodells T-90 eingestellt wurde. Das Fahrzeug ist der weltweit erste serienmäßig produzierte Panzer mit einer Gasturbine als Haupttriebwerk. Er ist robust, aber zuverlässig – oldie but goldie – und womöglich einfacher, schneller und billiger zu bauen als modernere Varianten.
Offenbar geht es den Russen auch nicht darum, ihre stillgelegten Panzerflotten wieder flott zubekommen; stattdessen soll die Produktionskette wieder aufgebaut werden. Damit würde sich Russland auf längere Zeit für den T-80 entscheiden – die Fahrzeuge bestehen aus zehntausenden Einzelteilen verschiedener Zulieferer. Entsprechend lange müsste der Panzer vom Band laufen.
Erwartbar ist, dass der T-80 in einer modernisierten Variante gebaut wird. Eine moderene Kanone, verbesserte Optiken, Funkausrüstung; die Ingenieure bei Uralvagonzavod haben viele Möglichkeiten, mehr Schlagkraft in das Fahrzeug zu stecken. Gut möglich auch, dass sie am horrenden Kraftstoffverbrauch der wartungsintensiven Gasturbine schrauben.
Dass die Produktion überhaupt erwogen wird, erlaubt Rückschlüsse auf die hohen Verluste der russischen Truppen.
Name | Wladimir Wladimirowitsch Putin |
Geburtsdatum | 7. Oktober 1952 |
Geburtsort | Sankt Petersburg |
Amt | Präsident der Russischen Föderation |
Im Amt seit | 2000 (Unterbrechung von 2008 bis 2012) |
Familienstand | Geschieden, mindestens zwei Kinder |
Größe | ca. 1,70 Meter |
Laut Oryx Blog hat die Ukraine bereits über 3300 russische Panzer zerstört. Die Quelle wird im Westen als vertrauenswürdig eingestuft; auf die Daten greift auch Statista – Online-Plattform für Statistik – zurück. Oryx zählt nach eigenen Angaben lediglich die Fahrzeuge, Fluggeräte und Ausrüstungen, für deren Zerstörung, Beschädigung, Aufgabe oder Eroberung entweder Foto- oder Videobeweise vorliegen.
Bereitet sich Putin auf einen jahrelangen Krieg vor?
Panzerfabrik-Chef Potapow verhandelt mit dem Industrieministerium über den Aufbau neuer Produktionsstätten, für die Montage, aber natürlich auch für die Zulieferung von Ersatzteilen. Das ist ein Hinweis darauf, dass ein schneller Nachschub nicht mal das Hauptanliegen ist. Vielmehr wappnet sich Kremlchef Wladimir Putin für eine lange, womöglich jahrelange Auseinandersetzung. Kurzfristig fährt man derweil die Produktion von T-90-Panzern hoch.
Die russischen Panzer haben es im direkten Gefecht mit westlichen Waffen wie den Leopard 2 schwer. Wie sehr, zeigt ein Video aus der Ukraine, das derzeit durch die sozialen Netzwerke geistert.
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Die Erfahrungen mit Innovationen sind entmutigend
Ob schwere Kampfpanzer aus der Zeit gefallen sind oder vielmehr im Ukraine-Krieg eine Renaissance erleben, darüber gehen die Analysen weit auseinander. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) dringt für die Bundeswehr jedenfalls auf die Nachfolge des Leopard 2, auf einen High-Tech-Kampfpanzer der nächsten Generation.
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Dass Russland den entgegengesetzen Weg geht, ist nicht mal unlogisch – ob Pleiten, Pech und Pannen im Ukraine-Krieg. Der moderne BMPT-72, ein schwer gepanzertes Fahrzeug, das die Russen martialisch "Terminator 2" nennen, wurde in der Ukraine zerstört. Zuletzt wurde Putins Superpanzer, der T-14 – besser bekannt als "Armata" – abgezogen. Offizielle Begründung: Nach der Feuertaufe soll er verbessert werden.
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Dagegen weiß man beim T-80, was man hat. Der Retro-Panzer, so heißt es in Russland, habe sich während der "militärischen Spezialoperation“ besonders bewährt. Er soll es in der Ukraine richten.
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