Berlin. Jewgeni Prigoschin hat Hunderte Millionen Dollar durch Kriege erwirtschaftet. Wie hoch das Vermögen des russischen Oligarchen ist.
Jewgeni Prigoschin ist der Gründer der Söldnergruppe Wagner, die am Wochenende zwischenzeitlich einen Aufstand anzetteln wollte. Prigoschin gehört zu den mächtigsten Geschäftsmännern Russlands. Mit seiner Söldnertruppe ist er nicht nur in der Ukraine unterwegs. Auch in Syrien und im Sudan ist die Wagner-Gruppe aktiv.
Auch wenn der Ex-Vertraute Putins zu den meistsanktionierten Personen der Welt gehört, scheint er noch reichlich Geld verdienen zu können. Das legt eine Recherche der "Financial Times" nahe. Prigoschin, der seit Februar 2021 auf der Liste der meistgesuchten Menschen des FBIs steht, soll demnach noch hunderte Millionen Dollar erwirtschaften.
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Jewgeni Prigoschin: Hunderte Millionen durch Kriege
Bereits 2017 erließen die USA Sanktionen gegen den Oligarchen. Auch die EU und Großbritannien sanktionieren Prigoschin seit einigen Jahren. Dennoch soll 2021 der Gewinn seiner Firmen bei mehr als 250 Millionen US-Dollar (ca. 230 Mio. Euro) gelegen haben. Und das durch Öl, Gas, Diamanten und Gold.
Dabei wird Prigoschins Söldnertruppe laut "Financial Times" in fast allen Ländern, in denen sie aktiv war, Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, darunter Mord, Folter und Vergewaltigung. Die Wagner-Gruppe erwirtschaftet ihr Einkommen überwiegend durch Geschäfte im Sudan und Syrien. So hat sie es geschafft, beim Ukraine-Krieg als ein mächtiger Kriegstreiber zu agieren.
Die Einnahmen durch Prigoschins Geschäfte in Russland selbst wie der Cateringfirma Concord sind bei der Untersuchung nicht berücksichtigt. Auch Immobilienfirmen, die große staatliche Aufträge erhalten haben und einen bedeutenden Teil seines Vermögens ausmachen, wurden nicht in Betracht gezogen.
Dazu sollen seine Unternehmen nach Recherchen des unabhängigen Portals "Wjorstka" auch andere Aufträge des Kremls bekommen haben. So sollen sie mit der Essensversorgung in Bildungseinrichtungen und Krankenhäusern im vergangenen Jahr 4,4 Milliarden Rubel (ca. 47 Millionen Euro) verdient haben. Prigoschins Gesamtvermögen wird von mehreren Medien auf mindestens eine Milliarde Dollar geschätzt.
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So verdient Prigoschin Geld im Ausland
2018 sanktionierte die US-Regierung Evro Polis, ein von Prigoschin kontrolliertes Unternehmen. Es soll vom syrischen Präsidenten Baschar al-Assad Energieanteile erhalten, nachdem Wagner-Söldner während des Bürgerkriegs Ölfelder vom IS befreit hatten.
Die Konten von Evro Polis zeigen, dass die Sanktionen nur begrenzte Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit hatten. Im Jahr 2020 erzielte das Unternehmen laut "Financial Times" einen Umsatz von 134 Millionen US-Dollar und einen Nettogewinn von 90 Millionen US-Dollar.
Prigoschin: Geld verdienen im Sudan und Syrien
Andere von Prigoschin geführte Unternehmen sind deutlich kleiner. Dennoch haben sie trotz Sanktionen ihre Aktivitäten fortgeführt und Umsätze von mehreren Millionen Dollar erwirtschaftet.
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Dabei waren sie zum Beispiel im Sudan im Goldabbau oder im syrischen Ölsektor tätig. Finanzberichte zeigen zudem, dass einige der von Prigoschin kontrollierten Unternehmen anscheinend ihre Geschäftstätigkeiten auf andere Einheiten verlagerten, um westlichen Maßnahmen zuvorzukommen, die darauf abzielten, sie zu schließen.
Die Analyse der Unternehmen im Bereich natürlicher Ressourcen, die von Wagner unterstützt werden, basiert auf den neuesten verfügbaren Finanzberichten bis Dezember 2021. Dabei wurden die von diesen Firmen in Russland angegebenen Umsätze und Gewinne zum aktuellen Wechselkurs von Rubel in Dollar umgerechnet.
Prigoschin: Gute Geschäfte während des Ukraine-Krieges
Und auch im Krieg gegen die Ukraine verdient der russische Oligarch reichlich. Laut Berichten des Portals "Moschem objasnit" sollen seine Firmen durch Verträge mit dem Verteidigungsministerium im Jahr 2022 eine Rekordsumme von 4,7 Milliarden Rubel (etwa 51 Millionen Euro) verdient haben. Im Jahr zuvor waren es 1,9 Milliarden Rubel gewesen.
Der ehemalige Vertraute von Wladimir Putin soll ebenfalls durch die Bereitstellung von Verpflegung an Soldaten und den Bau von Kasernen für das Verteidigungsministerium mehr Geld als zuvor verdienen. Prigoschin hat sich bisher nicht zu dem Bericht geäußert.
Außerdem soll die Wagner-Gruppe seit Beginn des Ukraine-Krieges nach Mali expandiert haben. Dort sollen sie dabei sein, Goldminen zu erschließen.
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Prigoschin bestritt lange Verbindung zur Wagner-Gruppe
Lange Zeit bestritt Prigoschin jegliche Verbindung zu Wagner-Gruppe oder anderen Unternehmen. Er behauptete, er besitze bedauerlicherweise keine Goldminen und bezeichnete die Wagner-Gruppe als bloße Legende. Das sagte er beispielsweise der "New York Times" in einer Anfrage im vergangenen Sommer.
Wenige Wochen später trat er jedoch öffentlich als Gründer und Chef der Söldnergruppe auf. In Bezug auf die jüngsten Recherchen der "Financial Times" äußerte er sich über den Messenger-Dienst Telegram. Er erklärte, dass die Berichte der britischen Wirtschaftszeitung größtenteils korrekt seien. Allerdings betonte er, dass er persönlich sich bei diesen Geschäften nicht bereichere.