Heinsberg/Siegen. . Zwei junge Männer sollen im Juni die Rothaarhütte auf der Oberndorfer Höhe angezündet haben. Auch Einbrüche und Diebstähle werden ihnen vorgeworfen.

Sie kennen sich schon, „seit wir kleine Kacker waren“, sagt der jüngere der beiden Angeklagten. Dem inzwischen 18-Jährigen und seinem Kumpel (20) wird vorgeworfen, gemeinsam zwischen März und Juni 2017 eine heftige Welle der Zerstörung durch das Siegerland gezogen zu haben und am 5. Juni auch die Rothaarhütte, den Wanderertreff auf der Oberndorfer Höhe bei Heinsberg angezündet zu haben.

Hüttenbesitzer hat Verlust noch nicht verkraftet

Am zweiten Verhandlungstag vor dem Siegener Landgericht kam der Besitzer der Hütte, Helmut Schwarzpaul, im Zeugenstand zu Wort und hat den Verlust bis heute nicht verkraftet. Er habe alles von Grund auf wieder errichten müssen, berichtet der 69-Jährige, dem die Versicherung nur einen Teil des insgesamt 60 000 Euro umfassenden Schadens ersetzt hat. Die bisher durch die Medien gehenden 25 000 Euro seien falsch, betont der Mann. Er bleibt sachlich und ruhig, bis sich der ältere Angeklagte bei ihm entschuldigt. „Das kann ich nicht entschuldigen“, ruft Schwarzpaul: „Ihr habt mir so viel Böses angetan!“

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Die Brandstiftung sollte nur eine von vielen Taten sein. Nichts zu tun wollen die Angeklagten mit jener Serie haben, bei der in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni ein halbes Dutzend - nichtverschlossener - Autos in Helberhausen durchwühlt und Kleinigkeiten mitgenommen wurden. Ansonsten läuft dieser Mittwoch fast genauso ab, wie es nach dem Verhalten der Jugendlichen am Tag der Anklageverlesung vor zwei Wochen schon absehbar war. Der 18-Jährige berichtet ungeniert von seinem Alltag, der aus Nichtstun und Straftaten bestand, nachdem er im Mai 2016 mit 16 Jahren eine eigene Wohnung in Hilchenbach bezogen hatte.

Davor habe er in Köln gelebt, in einem Hotel, im Rahmen einer Maßnahme des Projektes „Auf Achse“. Dort sei es immer wieder zu Konflikten gekommen; ihm sei dann das Alleinwohnen erlaubt worden und in Hilchenbach habe er eine Wohnung gefunden. Immer wieder hat er Kfz-Schilder gestohlen und an gleichfalls illegal erlangte Autos geschraubt, hat Hütten ausgeräumt, ein Motorrad geklaut und seinem Mitangeklagten verkauft.

Dort wurde es von der Polizei beschlagnahmt, dem Eigentümer zurückgegeben, und - vom Angeklagten wieder geklaut. Weil er eben Lust hatte, einen Baum zu fällen, nahm er eine Kettensäge mit. „Ich wollte mal mit meinem Auto einen Anhänger ziehen“, ist die Erklärung für den nächtlichen Diebstahl eines Kühlanhängers mit Getränken. Diverse Einbrüche und Spritdiebstähle auf dem Westerwald gibt er „im Paket“ zu. Das werde schon stimmen, „wenn es um Sprit geht“. An die einzelnen Fälle erinnere er sich nicht: „Es waren viele Hütten und auch viele Garagen. Und es war immer dunkel.“

Richter müssen bei Aussagen lachen

Der zweite Angeklagte hat nach beider Einlassung deutlich weniger zu den Taten beigetragen, saß oft nur im Auto und hat sich „meinen Teil gedacht“. Selbst die Anwälte und Richter müssen bei den Aussagen der beiden jungen Männern ab und an lachen. Hüttenbesitzer Helmut Schwarzpaul dagegen findet den ganzen Prozess gar nicht komisch.