Siegen. Einbrüche, Diebstähle, Brandstiftung: Die beiden Angeklagten, gegen die am Siegener Landgericht verhandelt wird, haben viel Unheil angerichtet.
Mehr als eine halbe Stunde dauert es, bis Staatsanwältin Tabea Schneider alle Vorwürfe gegen die beiden Angeklagten vorgelesen hat. Dann ist erst einmal Schluss und die Stimme der Anklagevertreterin ziemlich lädiert.
Serie von Straftaten der jungen Angeklagten
Wer schon angesichts der Brandserie beeindruckt war, die seit ein paar Wochen vor der 1. Großen Strafkammer in Siegen gegen zwei andere Jugendliche verhandelt wird, dürfte angesichts dieses neuen zweiten Verfahrens buchstäblich mit den Ohren schlackern, hinter denen es auch dieses andere Täterduo faustdick zu haben scheint.
Einer ist inzwischen 18, der andere zwei Jahre älter. Gemeinsam haben sie von März bis Juni 2017 nach Ansicht der Staatsanwaltschaft eine Spur der Verwüstung durch das Siegerland gezogen, mit Brandstiftungen, Einbrüchen, Diebstählen, Sachbeschädigungen und Urkundenfälschungen. Letztere bestanden vor allem im serienmäßigen Stehlen von Kfz-Kennzeichen, die sie an anderen Fahrzeugen anbrachten, um damit unberechtigt zu fahren – und weiteres Unheil anzurichten.
Rothaarhütte am 5. Juni abgefackelt
Die auffälligste Tat dürfte das Verwüsten, Ausräumen und spätere Anzünden der Rothaarhütte am 5. Juni 2017 gewesen sein, bei der allein 25 000 Euro Schaden entstanden. „Eindrucksvoll“ ist zudem die Nacht vom 11. auf den 12. Juni, als die beiden Jugendlichen nach den Ermittlungen serienweise unverschlossene Autos in Helberhausen durchsuchten und plünderten, mit dort aufgefundenen Türöffnern aber auch durch Garagen in die Wohnbereiche eingedrungen sein sollen.
Anklage aus Fristgründen verlesen
Am ersten Verhandlungstag wurde nur die Anklage verlesen, weil der Gutachter nicht am Termin teilnehmen konnte. Aus Fristgründen – der jüngere Täter sitzt in U-Haft – musste die Kammer unter Vorsitz von Elfriede Dreisbach die Verhandlung in dieser Form beginnen.
Unter dem Vorwand, einen Clio kaufen zu wollen, überredeten sie den Eigentümer, ihnen den Schlüssel zum Testen des Motors zu überlassen, stahlen das Auto und brachten vorher geklaute Kennzeichen daran an. Später veranstalteten sie im Wald eine „Rallye“, beschädigten dabei diverse Bäume und auch den Wagen, der später von einem Dritten angezündet wurde und völlig ausbrannte. Zuvor machten sie offenbar noch am Forsthaus Hohenroth Halt, brachen dort ebenfalls ein und nahmen zwei Kästen Bier mit. Gleich zweimal wurde im Tatzeitraum ein Kiosk am Hilchenbacher Minigolfplatz aufgebrochen, Eis und Getränke in großen Mengen mitgenommen.
Eine Reihe ähnlicher Taten im „AK-Land“
Die Taten des jüngeren Angeklagten füllen zudem diverse weitere Aktenordner. Allein oder im Zusammenspiel mit weiteren Tätern, die gesondert verfolgt werden, soll er schon 2015 und 2016 eine Reihe ähnlicher Taten im benachbarten „AK-Land“ vorgelegt haben und wirft sich bei der Verlesung sichtlich stolz in die Brust, hat immer wieder ein breites Grinsen im Gesicht. Für den zweiten Verhandlungstag am 20. Dezember haben beide Verteidiger Einlassungen ihrer Mandanten angekündigt.
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