San Francisco. Immer mehr H5N1-Fälle in den USA festgestellt. Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Besonders ein Nachweis treibt Forscher um.
Derzeit grassiert in den USA die größte je dokumentierte Vogelgrippewelle. Während überwiegend Wildtiere und zunehmend Milchvieh davon betroffen sind, griff das Virus H5N1 zuletzt auch in Dutzenden Fällen auf Menschen über. Vor allem in Kalifornien. Nun wurde in dem Bundesstaat an der Westküste erstmals eine Infektion bei einem Kind festgestellt. Für Virologen ein beunruhigender Fund. Denn Mensch-zu-Mensch-Übertragungen wurden bisher nicht nachgewiesen.
Die erkrankten Menschen haben sich bislang bei der direkten Arbeit mit Milchkühen oder in Mastbetrieben infiziert. Bei dem betroffenen Kind ist dagegen völlig unklar, wo es sich mit dem Virus angesteckt haben könnte. Dies müsste nun unbedingt untersucht werden, wie die US-Gesundheitsbehörde CDC und ihr kalifornisches Pendant CDPH am Freitag mitteilten.
Kann die Vogelgrippe auch zwischen Menschen übertragen werden?
Für die Experten beginnt damit eine Spurensuche. War die Familie gemeinsam auf einem Bauernhof zu Besuch und hatte Kontakt zu infiziertem Vieh? Hat das Kind möglicherweise verunreinigte Milch getrunken? Oder hat es sich tatsächlich bei einem anderen mit dem Virus infizierten Menschen angesteckt?
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Schon lange treibt Forscher die Sorge um, das Vogelgrippe-Virus könne im Organismus von Säugetieren in absehbarer Zeit mutieren und sich durch eine Vermischung mit saisonalen Grippeviren auch von Mensch zu Mensch übertragen.
Vogelgrippe-Fund bei Schweinen beunruhigt Forscher
Die Vogelgrippe ist derzeit bei Wildvögeln auf der ganzen Welt verbreitet, auch zahlreiche wildlebende Säugetiere infizieren sich damit. Zuletzt führte H5N1 vor allem zu Ausbrüchen in Geflügel- und Milchbetrieben in den USA.
Besonders der jüngste Nachweis bei Schweinen beunruhigte Experten. Denn bei den Allesfressern kann sich das Virus anpassen, vermehren und verändern. Zumal sich Schweine zugleich mit Menschen- und Vogelgrippeviren infizieren können. Forscher fürchten, dass sich das Virus besser an Säugetiere anpassen kann, wenn es verbreitet in ihnen zirkuliert.
Eine Studie, die im August veröffentlicht wurde, zeigte eine Übertragung von Säugetier zu Säugetier, auch zwischen Tierarten, etwa von Kühen auf Katzen. Mutationen des Virus, die zu einer verbesserten Übertragbarkeit von H5N1 auf den Menschen führen würden, wurden bisher nicht entdeckt.
An Vogelgrippe erkranktes Kind zeigt leichte Symptome
Das nun infizierte Kind in Kalifornien habe nur leichte Symptome gezeigt und sei mit einem antiviralen Medikament behandelt behandelt worden, wie die Behörden weiter mitteilten. Bei dem Kind sei nur eine geringe Menge des Virus nachgewiesen worden. Man gehe also davon aus, dass es zum Testzeitpunkt wahrscheinlich nicht ansteckend war.
Vier Tage später sei das Kind dann negativ getestet worden. Auch die Familienmitglieder des Kindes habe man auf das Virus untersucht, glücklicherweise seien dieses Tests allesamt negativ ausgefallen.
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In den USA wurden bislang 55 Fälle einer H5N1-Infektion bei Menschen bestätigt. Wie verbreitet die Vogelgrippe unter Menschen derzeit aber wirklich ist, lässt sich wegen lückenhafter Daten derzeit nicht zweifelsfrei sagen.
Viele H5N1-Infektionen bei Menschen bleiben unentdeckt
Erst im Sommer stellten Forscher fest, dass zahlreiche Infektionen von Menschen mit dem Vogelgrippe-Virus in Milchvieh-Betrieben in den USA offenbar unentdeckt bleiben. Beim Testen von Mitarbeitern in Betrieben, in denen das Virus bei Kühen festgestellt wurde, sei laut Gesundheitsbehörde eine Infektionsrate von sieben Prozent festgestellt worden.
Insgesamt wurden für die Untersuchung zwischen Juni und August 115 Blutproben von Mitarbeitern in Betrieben in zwei Bundesstaaten genommen. Acht der Proben hätten gezeigt, dass die Mitarbeiter sich jüngst mit H5N1 angesteckt hatten. Nur einige von ihnen zeigten leichte Krankheitssymptome.
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Alle untersuchten Mitarbeiter gaben demnach an, Kühe zu melken oder den Melkstand zu reinigen. Nach derzeitigem Forschungsstand wird die Vogelgrippe zwischen Kühen hauptsächlich über die Milch übertragen. Die CDC erklärt, dass die bislang wenigen nachgewiesenen Vogelgrippe-Fälle unter Menschen wahrscheinlich nur ein Teil der tatsächlichen Infektionszahl sind.
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„Trotz laufender Bemühungen, Milchvieharbeiter auf Erkrankungen zu überwachen, auf H5N1 zu testen und antivirale Behandlungen anzubieten, haben mehrere Faktoren ein umfassendes Verständnis des Ausmaßes der Übertragung von der Kuh auf den Menschen verhindert.“ So seien die Mitarbeiter oft nicht schwer krank und manche Betriebe wollten sich nicht an den Testungen beteiligen.
Das sind die Symptome einer Vogelgrippe
Bei einer Vogelgrippe-Infektion können bei Menschen schon nach fünf Tagen, gelegentlich aber auch erst nach bis 14 Tagen Symptome auftreten, die einer Grippe oder einem grippalen Infekt ähneln: hohes Fieber, Atemnot, Husten und Halsschmerzen. Jeder zweite Infizierte bekommt überdies Durchfall, teilweise auch mit Erbrechen.
In schwereren Fällen kann eine Lungenentzündung mit schwerer Atemnot so weit führen, dass das Organ versagt und damit für den Tod des Patienten sorgt. Die Sterblichkeitsraten sind tendenziell höher als bei einer gewöhnlichen Influenza, wenn auch mit großen Unterschieden in Abhängigkeit vom Virusstamm.