Berlin. Experten warnen vor einer möglichen Pandemie mit H5N1. Anders als bei Corona gibt es schon Impfstoffe – und neue sind in der Entwicklung.

In den USA haben sich drei weitere Farmarbeiter mit dem Vogelgrippevirus H5N1 infiziert. Die Gefahr für den Menschen wird aber weiterhin als gering eingestuft. Die Vorbereitungen für eine mögliche Impfkampagne haben allerdings auch in Deutschland längst begonnen.

Vogelgrippe: Ist eine Übertragung auf den Menschen möglich?

Schon kurz nach Entdeckung von Vogelgrippe-Viren 1996 in Asien haben sich Menschen infiziert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO gibt die Zahl der Betroffenen seit 2003 mit etwa 900 an. „Nach einem längeren Zeitraum begrenzter Infektionen bei Menschen im Asien-Pazifik-Raum wurden aus Kambodscha 13 neue Fälle infizierter Menschen gemeldet sowie seit Ende 2023 weitere Fälle aus China und Vietnam“, teilte jetzt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) mit.

Impfstoffe gegen die Vogelgrippe sind bereits zugelassen (Symbolbild).
Impfstoffe gegen die Vogelgrippe sind bereits zugelassen (Symbolbild). © IMAGO/Bihlmayerfotografie | IMAGO/Michael Bihlmayer

Darüber hinaus stecken sich vermehrt Menschen in den USA mit dem Virus an. Die Zahl der Erkrankten stieg nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC seit April auf 13. Betroffen waren Mitarbeiter von Vieh- und Geflügelfarmen. Die infizierten Menschen hatten leichte Grippe-Symptome oder eine Bindehautentzündung.

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H5N1 hat sich neben Vögeln weitere Wirte erschlossen: Katzen, Pelztiere, Seelöwen, Eisbären, Nagetiere oder auch Kühe. Die Infektion der Rinder erfolgt dabei über das Euter. Über Rohmilch und Melkmaschinen kann der Erreger weitergegeben werden. Eine Virusübertragung von Mensch zu Mensch ist bisher nicht verzeichnet worden. Experten halten diese aber nach weiteren Anpassungen des Erregers für möglich.

Gibt es einen Impfstoff gegen Vogelgrippe?

„Wir haben Impfstoffe, die zugelassen sind, die in dem Moment, in dem ein Virus eine Pandemie auslöst, sehr schnell angepasst werden könnten“, sagte Leif Erik Sander, Chef-Infektiologe der Berliner Charité, vor Journalisten. Anders als bei Corona mussten die Impfstoffentwickler hier nicht bei Null beginnen. Impfstoffe gegen Grippeviren sind etabliert, ebenfalls das Verfahren der Anpassung an aktuell zirkulierende Typen. Dies geschieht auch bei Impfstoffen für die saisonale Grippe, die jährlich modifiziert werden.

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Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts, des Bundesinstituts für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, sind in der EU mehrere H5N1-Impfstoffe zugelassen. Diese würden so wie die saisonalen Influenza-Impfstoffe auch mithilfe von Hühnereiweiß oder durch Vermehrung der Viren auf Zellkultur produziert. Die EU hat sich kürzlich 665.000 Impfdosen des Herstellers CSL Seqirus gegen die Übertragung der Vogelgrippe von Tieren auf Menschen für mehrere Mitgliedsstaaten gesichert.

Was gibt es für neue Entwicklungen beim Grippe-Impfstoff?

Nach Angaben von Leif Erik Sander entwickeln derzeit einige Firmen Grippeimpfstoffe auf mRNA-Basis. Das ist jene neuartige Technologie, die zum Teil auch bei Covid-19-Impfstoffen zum Einsatz kam. Zu den Entwicklern gehören die US-Firma Moderna und das deutsche Unternehmen Curevac aus Tübingen. Beide Impfstoffe befinden sich nach Unternehmensangaben in der klinischen Erprobung.

Werden schon Menschen gegen H5N1 geimpft?

In Finnland werden Menschen aus bestimmten Risikogruppen bereits gegen Vogelgrippe geimpft. Dort hatten Wildvögel Nutzgeflügel und Nerze infiziert. In Deutschland oder den USA ist das nicht der Fall. Dazu gebe es derzeit auch keine Veranlassung, meint Infektiologe Sander. Dieser sprach sich aber dafür aus, einen Impfstoff für Kühe zu entwickeln, um die Verbreitung bei Rindern in den USA aufhalten zu können. Sollte H5N1 in Kühen massenhaft zirkulieren, steige die Gefahr einer weiteren Anpassung des Virus an den Menschen. Für Kühe gibt es bisher noch kein Vakzin.