Berlin. Zusammen mit Ehemann Sebastian Bezzel ist sie in der Comedy-Serie „Die StiNo“ zu sehen. Im Interview verrät Gehlen, wie es privat läuft.
Die Comedy-Serie „Die StiNos“ (ab 15. November auf Joyn) führt eines der bekannteren Ehepaare der Schauspielszene beruflich zusammen: Johanna Christine Gehlen und Sebastian Bezzel. Im Gespräch erklärt die 54-Jährige, wie die beiden Privatleben und Drehs organisieren, worin ihre Herausforderungen als Eltern bestehen und weshalb die beiden trotz aller Liebe zu den Bergen in Hamburg leben.
Sie haben ja schon einige Male mit Ihrem Mann zusammen gearbeitet. Suchen Sie gezielt nach gemeinsamen Projekten wie „Die StiNos“?
Johanna Christine Gehlen: In diesem Fall wurde uns das angeboten, und die spanische Vorlage, auf der die Serie beruht, hat uns sehr gut gefallen. Nachdem uns die anderen Arbeiten, die wir zusammen gemacht haben, nicht abgeschreckt haben, haben wir das gerne angenommen.
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Hatten Sie eigentlich jemals den Wunsch, „stinknormal“ zu sein wie die Protagonisten der Serie?
Gehlen: Nein. Wobei ich mit diesem Begriff ohnehin nicht viel anfangen kann. Ich möchte einfach entspannt sein, und Normalsein kann entspannend wirken. Andererseits führt mein Beruf dazu, dass in meinem Leben vieles nicht normal ist, weil so vieles neu organisiert werden muss, was nicht immer gelingt.
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Wie lief das denn beim Dreh zu „Die StiNos“, nachdem Sie beide ja auch zwei schulpflichtige Kinder haben?
Gehlen: Der wurde noch dadurch verkompliziert, dass wir beide in Berlin und nicht an unserem Wohnort in Hamburg gedreht haben. Von Montag bis Freitag wurde die Betreuung von nahen Verwandten übernommen. Auf der anderen Seite war das auch entspannend, weil man als Paar gemeinsam einen Raum für die Zusammenarbeit findet.
Gehlen über ihre Jugend: Erst mit 17 Jahren „ging es bei mir los“
Ihre beiden Figuren versuchen sich zunächst an die Erwartungen und Anforderungen des Umfelds anzupassen. Wie war das eigentlich bei Ihnen in jungen Jahren?
Gehlen: In meiner Jugendzeit war ich sehr blass und zurückgezogen. Erst mit 17 ging es dann bei mir richtig los, und ich bin gleich nach dem Abitur ausgezogen und auf die Schauspielschule gegangen.
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Und frühere Klassenkollegen haben später zu Ihnen gesagt: „Das hätten wir dir nie zugetraut?“
Gehlen: Solche Sprüche gab es.
Sie haben vermutlich auch nicht auf den Prinzen auf weißem Pferd gewartet, der Sie aus Ihrem Jugendalltag rettet?
Gehlen: Nein, es war schon eine Selbstrettung geplant.
Die Schauspielerin über ihre Ehe mit Bezzel: Hilfreich, wenn jemand da ist
Ihr Mann meinte in einem Gespräch mit mir, dass er ein bisschen Struktur in seinem Alltag bräuchte. Müssen Sie vielleicht ihn retten?
Gehlen: Er bezieht sich da wohl eher auf den Schreibtischkram, aber damit habe ich selbst genug zu tun. So gesehen kann ich keine Rettung sein. Wo man sich gegenseitig retten kann, ist, wenn der eine vor einem Dreh oder einer Theaterpremiere steht, die einem ganz viel abverlangt. Da ist es sehr hilfreich, mit jemand zu leben, der dann einspringt. Ansonsten könnte das nicht funktionieren, zumal wenn man zwei Kinder hat. Wobei die inzwischen elf und dreizehn sind und sich oft auch schon selbst retten können.
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Ihr Mann wird wegen seiner Eberhofer-Rolle oft gefragt, wie es ihm an seinem Wohnort Hamburg geht. Aber wie kommen Sie eigentlich mit seiner bayerischen Heimat in Garmisch klar?
Gehlen: Sehr gut. Ich habe mich seltsamerweise immer sehr zu den Bergen hingezogen gefühlt, obwohl ich mit Segeln aufgewachsen bin. Wahrscheinlich habe ich den Gegenpol gesucht. Ich habe auch schon in der Schweiz gelebt. Wenn ich in München gedreht habe – schon lange bevor ich Sebastian kennengelernt habe – bin ich am Wochenende nicht zurück nach Hamburg, sondern in die Berge gefahren und Wandern gegangen. Ich fühle mich da sehr zu Hause.
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Warum leben Sie dann in Hamburg?
Gehlen: Als wir uns kennenlernten, hatte ich eine wunderschöne Mietwohnung in Hamburg, während er in Berlin lebte. Wir haben damals einfach den Versuch mit Hamburg gestartet, wo wir hängengeblieben sind. Und es ist ja auch eine wunderbare Großstadt.
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Im Gegensatz zu Ihrer Figur in der Serie haben Sie sich ja ein selbstbestimmtes Leben aufgebaut. Aber was können Sie noch dazu lernen?
Gehlen: Wichtigkeiten besser einzuordnen. Sich von bestimmten Sachen nicht so anfassen zu lassen, sondern zu definieren, was wirklich den ersten Platz verdient. Und das ist jeden Tag ein neuer Kampf.
Johanna Christine Gehlen und Bezzel: So nachhaltig erziehen sie ihre Kinder
Auch wenn Sie für sich selbst noch dazu lernen müssen, was versuchen Sie Ihrerseits Ihren Kindern beizubringen?
Gehlen: Die große Herausforderung sind die sozialen Medien. Leider muss man da zum Neinsager werden und klare Vorgaben machen. Ich würde gerne vieles freier gestalten, aber diese Medien sind so konstruiert, dass sie abhängig machen sollen. Und so geht es leider nicht ohne Regeln.
Hatten Sie es in Ihrer Jugend leichter, als es damals nicht die digitale Herausforderung gab?
Gehlen: Ich bin überhaupt nicht angstfrei aufgewachsen, denn wir hatten in den 80ern die atomare Bedrohung. So bin ich seinerzeit mit meinen Eltern auf die Anti-Atomkraft-Demonstrationen in Brokdorf gegangen. Aber die Dynamik der neuen Mechanismen ist für mich schon gigantisch. Man kann überhaupt nicht absehen, was daraus noch wird.
Sie erziehen Ihre Kinder umweltbewusst?
Gehlen: Das ist richtig. Wenn sie etwas haben wollen, dann schauen wir im ersten Reflex, wie wir das gebraucht über Kleinanzeigen oder auf dem Flohmarkt bekommen. Das geht von Spielsachen bis zur Kleidung. Je älter sie werden, desto stärker sind sie in der Hinsicht sensibilisiert.
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Nachdem es in „Die StiNos“ um persönliche Selbstfindung geht, ist das eine Serie, die Ihre Kinder anschauen sollten?
Gehlen: Ich muss hinzufügen, dass sie eine Woche bei den Dreharbeiten dabei waren. Auch wenn das kein ausgesprochenes Kinderformat ist, ist das für junge Leute durchaus geeignet. Denn da sieht man Menschen, die nur reagierend anstatt agierend in ihrer Partnerschaft leben, ohne die Sachen infrage zu stellen. Und so kann man sich fragen: Wie schaffe ich es, festgefahrene Strukturen zu verändern und nicht immer dieselbe Position in der Familie einzunehmen? Sich damit zu konfrontieren, schadet niemandem – ganz sicher auch Jugendlichen nicht.