Berlin. Jeder Deutsche kauft im Jahr 60 Kleidungsstücke und gibt dafür viel Geld aus. Unser Autor kauft gebraucht. Was er dabei gelernt hat.

Europa erstickt in Kleidung: Durch Fast-Fashion-Anbieter und die große Kauflust sitzen viele Deutsche auf einem riesigen Klamottenberg. Sogar die Spendeneinrichtungen sind vielerorts überfüllt, sodass ein Großteil der gespendeten Kleidung ins Ausland weiterverkauft wird.

Immer mehr Menschen setzen auch deshalb auf gebrauchte Kleidung. Das schont einerseits die Umwelt, da die Stücke so langlebiger sind und keine neuen Rohstoffe für die Produktion neuer Teile aufgebracht werden muss, andererseits sind gebrauchte Anziehsachen meist deutlich günstiger zu haben.

Doch wie viel günstiger ist es wirklich? Ich, Redakteur in der Zentralredaktion der Funke Mediengruppe, kaufe seit mehreren Jahren gebrauchte Kleidung und spare dabei richtig viel Geld.

Geld für Kleidung sparen: Im Studium ging es los

Gebrauchte Kleidung auftragen – das kannte ich vor allem aus der Zeit, als ich regelmäßig die Kleidung von älteren Jungs aus der Verwandtschaft und Bekanntenkreis bekam. Während meiner Teenager-Zeit musste dann alles neu sein, um mit den aktuellen Trends mitgehen zu können. Doch das änderte sich, als ich meine Kleidung während des Studiums verständlicherweise selbst kaufen und bezahlen musste.

Teure Marken-T-Shirts, Hemden oder Jacken waren schlichtweg zu teuer, um sie mit BaföG und Nebenjobs finanzieren zu können. Die naheliegendste Option war es deshalb, den Blick auf Flohmärkte und entsprechende Online-Portale zu richten. Die Preise waren deutlich erschwinglicher, zudem konnte man dem noch nicht ganz ausgereiften Kleidungsstil etwas mehr Spielraum zur Entfaltung lassen.

Der Klimaaspekt spielte auch eine große Rolle. Deshalb setze ich bis heute auf gebrauchte Kleidung und kaufe mir dabei auch Markenkleidung, die mich wegen der Qualität einfach überzeugt und länger in meinem Besitz bleibt.

Online oder im Laden shoppen: Was lohnt sich mehr?

Für meine Einkäufe nutze ich mittlerweile hauptsächlich die Online-Plattform Vinted. Dort finden sich immer wieder gute Angebote, auch wenn die Preise in den vergangenen Jahren gefühlt stark angezogen haben. Wer aber keinen Wert auf große Markennamen legt, kann hier wirkliche Schnäppchen machen. Ein T-Shirt für drei Euro, ein Fußballtrikot einer bekannten Mannschaft mit etwas Glück für 15 Euro, eine Lederjacke für zehn Euro: Mit Geduld ist das alles möglich. Alternativ zu Vinted bieten sich auch Plattformen wie Ebay, kleinanzeigen.de oder Portale wie momox an.

Die Errungenschaften der letzten drei Monate.
Die Errungenschaften der letzten drei Monate. © privat | Privat

Vintage-Läden in den Städten haben den Vorteil, dass man die Sachen direkt sehen und anprobieren kann. Das verringert das Risiko für Fehlkäufe. Ich persönlich meide solche Läden, da die Preise dort mittlerweile einfach zu stark angestiegen sind und im Vergleich zum Onlinehandel schlichtweg nicht mithalten können. Für das Gedränge auf Flohmärkten bin ich zu faul.

Neues Gebrauchtes kaufen: Wie teuer ist es wirklich?

Ganz wichtig: Wer ein ganz bestimmtes Kleidungsstück sucht, wird es nur selten finden. Flexibilität und Ausdauer sind deshalb entscheidend. Ein Beispiel: Wer ein Hemd in einem ganz bestimmten Grünton kaufen will, muss eventuell lange warten, bis es ein entsprechendes Angebot gibt. Wer sich stattdessen mit einem hellblauen zufriedengibt, findet deutlich leichter etwas Passendes.

Über diese anderen Lebensgewohnheiten hat unser Autor bereits berichtet:

In der Regel zahle ich für ein Hemd zehn bis 15 Euro, für eine Jeans 20 Euro und für eine Jacke bis zu 35 Euro. Für ein Trikot meiner Lieblingsfußballmannschaft gebe ich in der Regel 20 Euro aus. Wichtig: bei so gut wie jedem Angebot lässt sich der Preis noch etwas verhandeln. Bei Ebay geht das etwa über die „Preis vorschlagen“-Funktion, bei Vinted kann man mit dem jeweiligen Anbieter einfach in Kontakt treten. So lassen oft die Kosten für den Versand noch einsparen – oder noch mehr.

Gebrauchte Markenkleidung: Meine besten Schnäppchen

Immer wieder kommt es vor, dass eines der georderten Kleidungsstücke zu groß ist oder Defekte aufweist. Doch genau solche Schönheitsfehler werden in den Beschreibungen der Artikel meist angegeben. Oft lassen sich diese mit der Nähmaschine selbst reparieren. Und genau hier kann man sparen.

Auf Flohmärkten lassen sich gute Deals machen – auch wenn unser Autor eher bequem auf dem Handy einkauft.
Auf Flohmärkten lassen sich gute Deals machen – auch wenn unser Autor eher bequem auf dem Handy einkauft. © hanohiki - stock.adobe.com | stock.adobe.com

Vor einigen Wochen habe ich so für drei Euro (!) ein Hemd der Marke Ralph Lauren erstanden. Der innere Nackenbereich hatte eine leichte Verfärbung. Einmal mit ordentlich Gallseife eingeweicht und in die Wäsche gegeben, und siehe da: Das Hemd war wie neu. Der Neupreis hätte bei mehr als 120 Euro gelegen.

Ähnliches mit einer Wachsjacke von Barbour für 19 Euro. An dieser Jacke befand sich auf der Rückseite ein Riss, den ich in der Änderungsschneiderei um die Ecke für 20 Euro flicken ließ. Der Gesamtpreis lag also bei 39 Euro, was im Vergleich zum Neukauf von rund 350 Euro ein wirkliches Schnäppchen ist.

Der professionell geschlossene Riss.
Der professionell geschlossene Riss. © privat | Privat

Wenn aber ein Kleidungsstück mal absolut nicht brauchbar ist, verkaufe ich es in der Regel zum gleichen Preis weiter (oder für etwas mehr...). Achtung: ab 30 Verkäufen pro Jahr oder mehr als 2000 Euro Einnahmen müssen diese Privatverkäufe dem Finanzamt gemeldet werden.

Secondhand Shopping: Wie viel Geld spare ich im Jahr?

Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) kauft jeder Deutsche im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr, also etwa fünf Kleidungsstücke im Monat. Bei mir persönlich sind es im Schnitt etwas weniger Käufe, ich bewege mich bei rund vier Kleidungsstücken im Monat, was umgerechnet dann 48 pro Jahr entspricht. Würde ich neu kaufen müssen, wäre diese Zahl deutlich geringer. Der Gebrauchtkauf verlockt zu Mehrkäufen, macht sich aber auf jeden Fall bezahlt:

  • Hemden: Pro Jahr kaufe ich in etwa zehn Hemden gebraucht für durchschnittlich 15 Euro. Der Neupreis für ein Hemd dieser Marken würde bei etwa 90 Euro liegen. Somit gebe ich also 150 statt 900 Euro aus. Ersparnis: 750 Euro.
  • T-Shirts: Generell trage ich meine T-Shirts sehr lange. Jedes Jahr kaufe ich etwa fünf Stück für durchschnittlich zehn Euro. Der Neupreis pro Shirt würde mittlerweile bei knapp 35 Euro liegen. Ersparnis: 125 Euro.
  • Hosen: Rechne ich Trainingshosen mit, erstehe ich im Jahr etwa vier Hosen. Gebraucht kostet so eine Hose etwa 20 Euro. Der Neupreis läg bei etwa 70 Euro im Schnitt. Ersparnis: 200 Euro.

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  • Jacken: Jacken sind auch in gebraucht wohl das teuerste Kleidungsstück. Im vergangenen Jahr habe ich zwei Übergangsjacken sowie eine Winterjacke gekauft - für durchschnittlich 35 Euro. Hätte ich diese Jacken neu gekauft, wären mindestens 150 Euro pro Teil angefallen. Ersparnis: 345 Euro.
  • Kopfbedeckungen: Ich liebe Kappen und Mützen, die ich zum Bedecken meiner Glatze auch dringend benötige. Deshalb besorge ich mir hier regelmäßig Nachschub und komme auf zehn Käufe im Jahr zu durchschnittlich zehn Euro. Ein Neukauf würde bei mindestens 30 Euro pro Teil liegen. Ersparnis: 200 Euro.
Ferdinand Heimbach ist Redakteur im Ressort Leben der Funke Zentralredaktion.
Ferdinand Heimbach ist Redakteur im Ressort Leben der Funke Zentralredaktion. © privat | Privat

Die Gesamtersparnis für meine Einkäufe liegt also bei 1620 Euro. Unterhosen, Socken und Unterhemden sind in dieser Rechnung nicht mit aufgeführt. Die kaufe ich mir neu, da ich in diesem Fall dann doch vor gebrauchten Produkten ein leichtes Ekelgefühl verspüre. Langfristig möchte ich weniger Kleidung kaufen, um das Klima so gut es geht zu schützen. Meine bisherigen (guten) Käufe erleichtern mir das auf jeden Fall.