Rom. Fischer und Umweltschützer sind alarmiert: Monate nach dem Unglück liegt die „Bayesian“ immer noch auf Grund – mit gefährlicher Ladung.
Vor Siziliens Küste, in rund 50 Metern Tiefe, schlummert eine „Umweltbombe“. Das jedenfalls ist es, was Fischer und Umweltschützer befürchten, seit die Luxusyacht „Bayesian“ am 19. August vor Palermo auf Grund gelaufen war. 18.000 Liter Treibstoff befinden sich noch im Rumpf des Schiffes, in dem sieben Personen, darunter der britische Milliardär Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter Hanna, ihr Leben verloren.
Die Treibstoffmenge beunruhigt die Einheimischen nicht nur, weil das Wrack nur eine halbe Meile von der Küste entfernt liegt. Wie nun durchsickerte, sollen die Treibstofftanks nicht ausgepumpt werden. Bisher hatte man angenommen, dass das geschieht, bevor die Yacht geborgen wird. Das berichtete die römische Tageszeitung „La Repubblica“ unter Berufung auf „Camper & Nicholsons“, die Betreibergesellschaft der „Bayesian“. Die Tanks sollen demnach erst nach der Hebung entfernt werden.
„Bayesian“: „Rote Zone“ ums Wrack behindert Fischer
Die Indiskretion über den vermeintlichen Bergungsplan löste bei Umweltschützern Besorgnis aus. „Es ist klar, dass der Umweltschutz Vorrang haben muss. Jedes Auslaufen von Treibstoff im Meer vor Palermo wäre für uns eine zweite Tragödie nach dem Tod der sieben Personen am 19. August“, sagte der Vorsitzende des Umweltschutzverbands Legambiente Sicilia, Tommaso Castronovo. „Deshalb fordern wir die Behörden auf, bei der Bergung der Yacht vor allem auf den Umweltaspekt zu achten.“
Auch die Fischer sind beunruhigt: Wegen einer „roten Zone“, die mit einem Radius von 200 Metern um das Wrack gelegt wurde, hat sich ihre Arbeit erschwert. „Sollte der Treibstoff ins Meer gelangen, wäre dies eine Tragödie für uns. Ich hoffe, man setzt nicht unser Überleben aufs Spiel, um Geld zu sparen“, sagte der Fischer Gaetano Russo gegenüber „La Repubblica“. „Es ist Sache des gesunden Menschenverstandes, dass zuerst der Treibstoff aus der Bayesian gepumpt und erst dann die Yacht zur Abwrackung an Land gebracht wird.“
Anwohner verärgert über verzögerte Bergung
Die Fischer betonen, dass der Treibstoff im Schiff eine „Umweltbombe“ sei, die unaufhörlich ticke. Sie beklagen, dass fast drei Monate nach der Havarie weder das Hafenamt Palermo, noch die im Fall ermittelnde Staatsanwaltschaft einen Entwurf des Bergungsplans erhalten hätten. Dabei habe Angela Bacares, die Witwe von Mike Lynch und Eigentümerin der Yacht, die die Tragödie überlebt hat, eine rasche Bergung des Wracks versprochen.
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Inzwischen laufen die Ermittlungen der sizilianischen Staatsanwaltschaft weiter, ohne dass Neuigkeiten an die Öffentlichkeit dringen. Erst nach Abschluss der Untersuchung will Oberstaatsanwalt Ambrogio Cartosio die Medien über den letzten Stand der Ermittlungen informieren. Die „Bayesian“ sank während eines schweren und plötzlichen Unwetters vor dem Hafen von Porticello in der Nähe von Palermo. Das Schiff war in weniger als einer Minute nach einer plötzlichen Fallböe untergegangen. Es habe sich um ein „plötzliches Wetterereignis“ gehandelt, das von Meteorologen nicht vorhergesehen worden war, sagte der ermittelnde Oberstaatsanwalt.
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