Berlin. Die Schauspielerin Marisa Burger verrät, wie sie einer Frau das Leben rettete und warum sie seit 22 Jahren die gleiche Rolle spielt.
Seit dem ersten Oktober läuft die 24. Staffel der Erfolgsserie „Rosenheim Cops“ (jeweils dienstags um 19.25 Uhr im ZDF). Wieder mit von der Partie ist Marisa Burger als Polizeisekretärin Miriam Stockl. Doch die 51–Jährige sollte man keinesfalls mit ihrer Filmfigur verwechseln. Denn: Sie liebt zum Beispiel Wellenreiten und Depeche Mode und mag es auch nicht, wenn man sie nur in die Schublade der Seriendarstellerin steckt.
Sie drehen gerade die neue Staffel der „Rosenheim Cops“. Wie verhindern Sie, dass sich nach 22 Jahren so etwas wie Routine einstellt?
Marisa Burger: Indem ich mich immer wieder an die eigene Nase packe, um der Figur etwas Neues mitzugeben. Und weil wir gelegentlich neue Kommissarinnen und Kommissare haben, muss sich Miriam Stockl eh immer wieder neu positionieren, z. B. wie sie sich zu den Personen verhält. Ich frage mich: Was hat sie noch nicht gemacht? Sagt sie Sätze, die ich umbauen kann? Völlig neu erfinden kann ich die Rolle aber natürlich nicht.
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Sie sind in jungen Jahren aus der bayerischen Provinz von Altötting ausgebrochen. Aber mit den „Rosenheim Cops“ sind Sie dorthin zurück gekehrt. Sehen Sie darin eine gewisse Ironie?
Burger: Nein, denn das bringt das Schauspielleben so mit sich. Es ist ja auch schön, wenn man etwas spielt, was einem nicht fremd ist.
In Ihren jungen Jahren waren Sie sehr unkonventionell gestimmt, wie man Ihrer Autobiografie entnehmen kann – Sie liebten Punk und New Wave, verfolgten ihre künstlerische Karriere gegen den Willen Ihrer Eltern, wurden mit 20 Mutter. Inwieweit haben Sie diese Einstellung behalten?
Burger: Ich rede den Leuten nicht nach dem Mund, sondern vertrete meine eigene Meinung. Und ich bleibe neugierig und in Bewegung. Stillstand ist für mich schrecklich. Deshalb versuche ich gegenüber jungen Leuten und ihren Trends offen zu sein.
Wie haben Sie zuletzt Ihre Neugier gestillt?
Burger: Ich war unlängst im Urlaub, da muss ich mir immer etwas anschauen, anstatt nur entspannt am Strand zu liegen. Und ich lese auch wahnsinnig viel. Dabei kann ich in andere Welten eintauchen. Außerdem gucke ich, was es Neues auf dem Musikmarkt gibt.
Marisa Burger: Diesen Mann würde sie gerne treffen
Haben Sie ein paar Beispiele für Bücher, die Ihnen in den letzten Monaten neue Horizonte erschlossen haben?
Burger: Großartig fand ich „Kairos“ von Jenny Erpenbeck, das mir gezeigt hat, wie wenig wir über die DDR wissen. Emotional verschlungen habe ich auch „Echtzeitalter“ von Tonio Schachinger, eine Geschichte über ein Wiener Eliteinternat, die den Deutschen Buchpreis gewonnen hat. Es war faszinierend für mich, was junge Menschen umtreibt.
Weil Sie die Musikszene verfolgen – gehen Sie auch auf Rockkonzerte?
Burger: Oft finden die unter der Woche statt, und bei Drehs bleibt dafür kaum Zeit. Aber ich habe einen Freund, der als Veranstalter mit relativ unbekannten Bands Clubkonzerte macht. Da gehe ich gerne hin. Auf jeden Fall würde ich gerne Nick Cave, der mich stark geprägt hat, und die Einstürzenden Neubauten sehen. Mein letztes großes Konzert war Depeche Mode, die für meine Jugend sehr wichtig waren.
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Haben Sie Ihre Kinder auch mit Ihren Leidenschaften angesteckt?
Burger: Die sind ein bisschen anders – vielleicht nicht so wild, wie das bei mir war. Aber das ist auch eine Ermessensfrage.
Was machen Sie denn noch für wilde Sachen?
Burger: Meine Leidenschaft ist Wellenreiten, wobei ich nicht weiß, ob man das als wild bezeichnen kann.
Gibt es da Erfahrungen, die herausstechen?
Burger: Einmal war ich in Costa Rica, bin ich mit dem Surflehrer um fünf Uhr morgens rausgesurft und habe einige etwas höhere Wellen mitgenommen. Das war schon toll. Doch das hätte ich nicht alleine gemacht, nur mit ein paar Cracks als Begleitung.
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Aber etwas Gefährliches ist Ihnen nicht passiert?
Burger: Mir nicht, aber einmal habe ich in Mittelamerika eine Schwimmerin auf mein Surfbrett geholt, die von einer Strömung ins Meer hinaus gezogen worden war. Und dann habe ich sie an den Strand gebracht.
Und Ihr Mann steigt auch gerne aufs Surfbrett?
Burger: Nein, er liest lieber gemütlich am Strand. Werner ist nicht mit einem Surfbrett aufgewachsen und wird es wahrscheinlich auch nicht mehr lernen. Das ist auch gut so. Man muss ja nicht alles teilen.
Burger: Darum bangt sie jährlich um ihren Vertrag
Aber genügt Ihnen mit ihrer „Wildheit“ die Miriam Stockl auf die Dauer?
Burger: Ich bin ja noch nicht am Ende meiner Schauspielkarriere und offen für vieles. Ich finde es nur schade, wenn man als Serienschauspieler in Schubladen gesteckt wird. Es gibt da uns gegenüber viel Dünkelverhalten – nach dem Motto: „Die kann nichts anderes“.
Was entgegnen Sie solchen Leuten?
Burger: Wir haben es geschafft, die Fans über 20 Jahre zu unterhalten und ihnen Freude zu bereiten. Wir alle kochen nur mit Wasser. Aber mir ist es letztlich egal, was man denkt. Wobei ich jetzt in puncto „Rosenheim Cops“ keine Ausstiegsmeldung produzieren möchte.
Aber Sie könnten, wenn Sie wollten?
Burger: Wir haben keine langfristigen Verträge, sondern bekommen jedes Jahr einen neuen. So gesehen wissen wir nie sicher, ob es im nächsten Jahr weitergeht. Ich bin niemand, der ständig einen Plan B parat hat. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.
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Sie haben im Privatleben ohnehin genug Bewegung. Sie pendeln doch zwischen München und Basel, wo Ihr Mann Chefrestaurator des Kunstmuseums ist?
Burger: Nein, das ist jetzt Vergangenheit, denn ab einem gewissen Alter geht man eben in Rente. Was einerseits sehr schade ist, weil ich mich in Basel sehr wohl gefühlt habe. Andererseits ist es einfacher geworden, weil wir inzwischen ein Familienhaus in Österreich gefunden haben, was näher an München liegt.
Und Ihrem Mann wird es im Ruhestand nicht langweilig?
Burger: In dem Haus muss viel renoviert werden. Und es gibt verschiedenste behördliche Dinge zu regeln. Mein Mann weiß sich gut zu beschäftigten, und wenn es einem doch langweilig ist, dann hat man sich das auch verdient.
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Blicken wir zum Schluss noch einmal zurück. Ihre Autobiografie ist ja betitelt „Vergiss nie, wie dein Herz am Anfang war“. Wie sieht Ihr Herz jetzt aus?
Burger: Im Buch geht es darum, dass man im Leben eine Flamme und Leidenschaft hat, die einen anspornt und kreativ bleiben lässt. Ich bin vielleicht ein bisschen geläuterter, weil ich viele Erfahrungen gemacht habe. Aber mein Herz ist heute immer noch genauso wie früher. Und ich werde alles dafür tun, um das Brennen zu halten.