Berlin. Rekordniederschläge hinterlassen auch in der Sahara ihre Spuren: NASA-Bilder zeigen, wie die größte Wüste der Welt plötzlich ergrünt.

Die Satelliten der US-Raumfahrtbehörde NASA bemerken selbst kleinste Veränderungen auf der Erde. Doch bei einem jüngst aufgetretenen Phänomen mussten Forscher nicht lange suchen: Die sonst so karge, neun Millionen Quadratkilometer große Sahara hatte Mitte September plötzlich grüne Flächen. 

Ungewohntes Bild: Pflanzenwuchs in der Sahara

Die Sahara besteht zum größten Teil aus Stein- und Geröllwüsten, die restlichen etwa 20 Prozent der Fläche sind Sandwüsten. Für Pflanzen und andere Lebewesen ist es daher kaum möglich, in dieser Region zu überleben. Doch auf den Satellitenbildern der NASA vom 10. September ist plötzlich pflanzliches Grün in der sonst so kargen Wüstenlandschaft zu sehen.

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Wie Sylwia Trzaska, Klimavariabilitätsforscherin an der Columbia Climate School, gegenüber „ABC News“ berichtet, sprießen in tief gelegenen Flussbetten der Sahara Sträucher und Bäume aus dem Boden. Auslöser war ein außertropischer Zyklon, der Anfang September nordwestlich der Sahara für heftige Regenfälle und Überschwemmungen in Marokko, Algerien und Tunesien sorgte.

Starke Regenfälle verwandeln die Sahara in eine Seenlandschaft

Das NASA Earth Observatory beschreibt das Ereignis als „Sintflut für die Sahara“. Teilweise fielen mehr als 200 Millimeter Niederschlag – etwa so viel wie sonst in einem ganzen Jahr. Eine weitere Folge: Ausgetrocknete Seen wie im marokkanischen Iriqui-Nationalpark füllten sich plötzlich wieder mit Wasser. „Es ist faszinierend, dass Seen, die normalerweise ausgetrocknet sind, sich durch dieses Ereignis wieder füllen“, zitiert die NASA Moshe Armon, Dozent am Institut für Geowissenschaften der Hebräischen Universität Jerusalem.

Laut Armon wurden zwischen 2000 und 2021 nur sechs ähnliche Starkregenereignisse in der Region registriert, bei denen sich zum Beispiel der Sebkha el Melah – ein See in Algerien – wieder mit Wasser füllte.

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Experten warnen: Rekordtemperaturen im Meer verschieben Wetterzonen – mit fatalen Folgen

Die nun üppige Vegetation sei ebenfalls eine direkte Reaktion der Pflanzen auf das plötzliche Wasserangebot, erklärt Peter de Menocal, Direktor der Woods Hole Oceanographic Institution, gegenüber „ABC News“. Normalerweise, so de Menocal, bringe der westafrikanische Monsun im Sommer nur etwas Regen in die Region. Doch in diesem Jahr hat die Intertropische Konvergenzzone – ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet am Äquator – den Norden der Sahara ungewöhnlich weit erreicht und seit Mitte Juli immer wieder heftige Stürme gebracht.

Doch die haben auch eine schlimme Kehrseite: Mehr als 1000 Menschen starben bei den Extremwetterereignissen, Hunderttausende wurden vertrieben. Besonders betroffen sind Länder wie Tschad, Nigeria, Mali und Niger. De Menocal sieht in den starken Regenfällen eine direkte Folge der Rekordtemperaturen im Atlantik, die den Regengürtel weiter nach Norden verlagert haben. Sollte sich der Temperaturanstieg auch in anderen Ozeanen fortsetzen, könnte der Regengürtel langfristig sogar weiter nach Süden wandern – mit weitreichenden Folgen für das Wettergeschehen in ganz Afrika.