Berlin. Die Europäische Raumfahrtagentur schickt die Raumsonde Hera ins All. Ihre Mission: Asteroiden erforschen, bevor sie die Erde bedrohen.

Die „Hera“-Mission der Europäischen Raumfahrtagentur Esa zur Asteroidenabwehr ist ins All gestartet. Die Sonde flog an Bord einer Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX vom Kennedy Space Centre in Florida ab, wie Bilder einer Liveübertragung im Esa-Kontrollzentrum in Darmstadt zeigten. Mehr als zwei Jahre wird der kleine, unscheinbare Würfel durchs All reisen, bis er sein Ziel erreicht: den Asteroiden Didymos und seinen Begleiter Dimorphos.

Historischer Erfolg: Nasa lenkt erstmals Asteroiden um

Der 780 Meter große Asteroid Didymos und sein 151 Meter großer Begleiter Dimorphos rückten in den Fokus der Forschung, als die US-Raumfahrtbehörde Nasa vor zwei Jahren die Sonde Dart gezielt auf Didymos zusteuern ließ. Die 570 Kilogramm schwere Sonde prallte mit einer Geschwindigkeit von 6,1 Kilometern pro Sekunde auf den Asteroiden. Ziel der Mission war es zu testen, ob die Flugbahn eines Himmelskörpers beeinflusst werden kann – um im Ernstfall die Erde vor einer Kollision zu schützen.

Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen: Statt der prognostizierten leichten Veränderung verlängerte sich die Umlaufzeit von Dimorphos um ganze 33 Minuten. Der kleine Mond umkreist seinen Mutterasteroiden Didymos nun nicht mehr in zwölf, sondern nur noch in 11,5 Stunden.

Hera untersucht die Folgen des Dart-Einschlags

Die Raumsonde Hera soll nun herausfinden, wie effektiv der Dart-Einschlag tatsächlich war. Ausgestattet mit Infrarotkameras und einem „HyperScout-H“-Spektrometer wird sie den Krater auf Dimorphos vermessen, die Masse des Asteroiden bestimmen und dessen innere Struktur analysieren. Unterstützt wird Hera dabei von zwei Kleinsatelliten, Juventas und Milani, die jeweils nur 12 Kilogramm wiegen. Diese werden während der Mission vom Mutterschiff abgekoppelt und übernehmen eigenständige Aufgaben.

Juventas wird mithilfe eines Radarsystems das Innere von Dimorphos erforschen, während Milani die Zusammensetzung des Oberflächenmaterials und den durch den Dart-Einschlag aufgewirbelten Staub untersucht. Beide Satelliten sollen am Ende sogar auf dem Asteroiden landen, um die Gravitationskräfte und Masse von Dimorphos und Didymos zu messen. Über Radiosignale bleiben die Kleinsatelliten mit Hera verbunden, das die Daten zur Erde sendet.

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Gefahr durch erdnahe Objekte

Aber wozu das Ganze? Die planetare Verteidigung ist ein ernstes Thema, erklärt ESA-Direktor Rolf Densing der Deutschen Presse-Agentur: „Es kommt immer wieder vor, dass Asteroiden auf der Erde einschlagen.“ Er verweist auf das Tscheljabinsk-Ereignis im Jahr 2013, als ein 20 Meter großer Asteroid im Ural explodierte, 3700 Gebäude beschädigte und 1500 Menschen verletzte. Die meisten Verletzungen waren Schnittwunden durch Glassplitter.

Objekte dieser Größe können durch die freigesetzte Energie erhebliche Schäden anrichten, erklärt auch Richard Moissl, Leiter des Esa-Büros für Planetenschutz, in der Mitteilung. Noch größere Asteroiden – ab etwa 100 Meter – könnten ganze Regionen und Nationen gefährden.

Hera ist laut den Wissenschaftlern erst der Anfang: Für 2028 plant die ESA die Mission „Ramses“, die den Asteroiden Apophis untersuchen soll. Apophis wird am 13. April 2029 in einer Entfernung von nur 32.000 Kilometern an der Erde vorbeifliegen – so nah, dass er mit bloßem Auge zu sehen sein wird.