Berlin. Das Leben in der ersten dauerhaften Siedlung Nordamerikas war wohl grausam. Forscher finden die Überreste eines brutalen Überlebenskampfs.
Die ersten englischen Siedler in Nordamerika lebten auf einem anderen Planeten. Durch eine monatelange Schiffsreise vom englischen Mutterland getrennt konnten sie in ihrem Überlebenskampf auf keine Hilfe zählen. Angriffe durch die indigene Bevölkerung, Hungersnöte und interne Spannungen brachten die Siedlungen an den Rand des Kollaps. Von den brutalen Entscheidungen der ersten Kolonisten in Amerika zeugen immer wieder schaurige Funde.
So legten Archäologen in der englischen Kolonie Jamestown die Knochen von Hunden frei. Laut einer neuen Studie aßen die Siedler die Hunde, um während einer Episode extremen Hungers zu überleben. Die Forscher stellten entsprechende Schnitte an den Überresten der Tiere fest. Jamestown in Virginia war die erste englische Siedlung in Amerika, die 1607 von 104 Kolonisten gegründet wurde. Den ersten Winter überlebten nur 38 die „Neue Welt“.
- Unterwasser-Archäologie:Wrack von legendärem U-Boot aus Zweitem Weltkrieg gefunden
- Kannibalismus: Archäologen machen schaurige Entdeckung in Jamestown-Kolonie
- Altes Ägypten: Krebsoperationen schon vor 4300 Jahren?
- Antike:Archäologen entdecken römischen Luxus-Swimmingpool
- Niederbayern: Skelett von steinzeitlichem „Bürgermeister“ aufgetaucht
Jamestown: Kolonisten waren von Handel mit Indigenen abhängig
Laut der im Fachjournal „American Antiquity“ veröffentlichten Untersuchung verzehrten die Siedler vor allem Hunde, die wahrscheinlich bereits vor den Europäern von Indigenen domestiziert worden waren. Die Forschung gibt einen Einblick in die besondere Beziehung zwischen den ersten englischen Siedlern und den indigenen Stämmen. Demnach waren die Siedler während der ersten Jahre in Amerika stark von der Unterstützung durch die Indigenen abhängig.
Die Forscher der Universität von Iowa analysierten für ihre Studie das genetische Material von Hunden, die in Jamestown zwischen 1609 und 1617 gelebt hatten. Mindestens sechs von ihnen, deren Überreste alle Spuren des Verzehrs durch Menschen aufwiesen, waren zweifelsfrei indigenen Ursprungs. „Obwohl der Konsum von Hundefleisch in modernen westlichen Gesellschaften als Tabu gilt, gibt es eine lange Historie des Verzehrs von Hunden, insbesondere während Notzeiten in England und dem Rest Europas“, heißt es.
Auch spannend:Haustierfriedhof in Ägypten: Hatten Affen eigene Haustiere?
Kannibalismus: Archäologen finden zerteilte 14-Jährige in Jamestown
Die Kolonie in Jamestown erlebte im Winter 1609 bis 1610 wegen Missernten, Dürre und Konflikten mit den Indigenen eine extreme Hungersnot, in der es wohl auch zu Kannibalismus kam. Von 500 Siedlern überlebten nur 61 die Mangelernährung, Gewalt und Krankheiten. Archäologen fanden unter anderem die Knochen einer 14-Jährigen, deren Körper zerteilt und kannibalisiert wurde.
Hunde lebten mit den Indigenen schon lange vor der Ankunft der Europäer in Amerika. Bereits 10.000 v. Chr. finden sich erste Spuren des Hundes in der „Neuen Welt“. Ursprünglich sollen sie von Eurasischen Grauwölfen abstammen. Noch heute gibt es Hunderassen, die genetisch fast unverändert einen indigenen Ursprung haben. Dazu gehören der Kanadische Eskimo Hund, der Grönlandhund und der Carolina Hund. Auch der Chihuahua hat indigene Wurzeln.
Lesen Sie auch:Milliardenschatz im Meer: „Heiliger Gral“ der Schiffswracks