Berlin. Im Alten Ägypten war die Medizin bereits weit vorangeschritten. Gab es bereits erste Versuche, Krebs per Operation zu behandeln?
Dass die alten Ägypter in der Medizin schon weit fortgeschritten waren, ist bekannt. Nicht nur gelang es ihnen per Mumifizierung ihre Toten und sogar deren Tiere vor dem Verfall zu schützen, es gab bereits fähige Zahnärzte und sogar Prothesen. Eine Untersuchung internationaler Archäologen soll jetzt zeigen: Sogar gegen Krebs versuchten ägyptische Ärzte vorzugehen.
Allerdings vergeblich. „Wir sehen, dass die alten Ägypter zwar in der Lage waren, komplexe Schädelfrakturen zu behandeln, dass aber Krebs immer noch eine Grenze des medizinischen Wissens war“, so Tatiana Tondini von der Universität Tübingen, Erstautorin der Studie. Doch immerhin: Bereits vor über 4000 Jahren setzten sich die Ägypter wohl mit Krebs auseinander.
Archäologen entdecken Krebsspuren an über 4000 Jahre altem Schädel
Beweisstück ist ein altägyptischer Schädel aus einer Sammlung der Cambridge Universität in England, der aus dem Zeitraum 2686 bis 2345 vor Christus stammen soll und einem Mann, der 30 bis 35 Jahre alt wurde, zugeordnet wird. Die Forscher fanden an ihm zwei entscheidende Hinweise: Perimortale, also nah am Zeitpunkt des Todes entstandene, Schnittspuren an der Knochenoberfläche und Spuren eines Nasen-Rachen-Krebstumors am Gaumen mit sekundären Metastasen im Rest des Schädels.
Nicht nur entdeckten die Forscher damit einen der ältesten bekannten Fälle von Krebs in Ägypten, sie stellen auch Vermutungen zur Behandlung dieser Erkrankung auf. Da die Schnittwunden sich in unmittelbarer Nähe der Schäden befinden, die die Metastasen im Schädel hinterlassen haben, gehen die Forscher davon aus, dass tatsächlich gezielt versucht wurde, diese zu behandeln.
Archäologen finden Spuren möglicher Krebsoperation
Denn: Wie die Forscher mithilfe von Mikroskopen und Computertomografien erkennen konnten, legen Form und Position der Schnitte nahe, dass damit versucht wurde, die Krebsläsionen freizulegen oder sogar zu entfernen. Ob es sich allerdings tatsächlich um eine Operation zur Rettung des Mannes handelte, lässt sich nicht abschließend klären, so die Archäologen. Denn die Schnitte könnten auch erst kurz nach dem Tod durchgeführt worden sein, als Teil einer Autopsie, um die Krebssymptome zu untersuchen.
In beiden Fällen eine erstaunliche Erkenntnis: „Dieser Befund ist ein einzigartiger Beweis dafür, wie die altägyptische Medizin vor mehr als 4000 Jahren versucht hat, Krebs zu behandeln oder zu erforschen“, so der Hauptautor der Studie, Edgard Camarós von der Universität Santiago de Compostela in Spanien. „Dies ist eine außergewöhnliche neue Perspektive für unser Verständnis der Geschichte der Medizin.“
(fgö)
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