Berlin. Schauspieler Friedrich Mücke spricht über seine extreme Rolle als Erpresser Dagobert. Und er verrät, warum er sogar zum Arzt musste.
Diese Rolle hat ihn reichlich Kraft gekostet: Für Schauspieler Friedrich Mücke war die Darstellung des Erpressers „Dagobert“ alles andere als Routine. Mit großer Faszination hat er sich in die Rolle begeben und ist nun in der Miniserie „Ich bin Dagobert“ zu sehen (ab 2.10. auf RTL+ und bei Nitro am 7.10., 20.15 Uhr, alle Folgen). Der 43-Jährige, der auch für Erfolgsfilme wie „Friendship!“ oder „Wunderschön“ bekannt ist, erzählt, wie er sich der komplexen Figur genähert hat – und welche Folgen sie für ihn hatte.
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Wie anstrengend ist es eigentlich, so eine Figur wie den Erpresser Dagobert zu spielen?
Friedrich Mücke: Die Dreharbeiten dauerten drei Monate und waren wirklich intensiv, denn diese Figur hat viele Höhen und Tiefen durchlebt. Ich habe mich ihr stark genähert, was mich emotional sehr gefordert hat. Es war eine intensive, aber auch bereichernde Erfahrung. Es ging aber aufs Kreuz.
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Was bedeutet das: „Es ging aufs Kreuz“?
Mücke: Dagobert fühlt sich häufig einsam und steht unter enormem Druck, was ihn in eine tiefe Depression führt. Diese emotionale Belastung war so intensiv, dass ich sie körperlich nachfühlen konnte. Es folgten Rückenschmerzen, die ich nur mit ärztlicher Unterstützung loswerden konnte.
Gleichzeitig hat Arno Funke alias Dagobert Züge des genialen Verbrechers. War das ein auch ein Grund, weshalb Sie diese Rolle übernahmen?
Mücke: Es war unglaublich faszinierend, in eine Rolle zu schlüpfen, die es mir ermöglichte, Dinge zu tun, die ich mir im realen Leben nie erlauben würde, und mir dabei zu sagen: Sei brillant, sei klug, habe den Mut, solche Herausforderungen zu meistern und genieße es!
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Was ist denn das Außergewöhnlichste, das Sie außerhalb Ihres Berufs gemacht haben?
Mücke: Während der Corona-Pandemie habe ich satirische Kuscheltier-Videos für meinen Instagram-Kanal erstellt, was mir ein tiefes Gefühl des seelischen Wohlbefindens verschafft hat. Wer es nicht kennt, bitte folgen. Ein weiteres prägendes Erlebnis hatte ich in der siebten Klasse, als ich beim Hallenfußballturnier den entscheidenden Siebenmeter verwandelte. Obwohl ich das gesamte Turnier über auf der Bank saß, wurde ich eingewechselt, traf den entscheidenden Schuss und verhalf meinem Team so zum Sieg.
TV-Star Friedrich Mücke verrät, was er zum Glück braucht: Familie und Tanzen
Das dürfte für eine ordentliche Dosis an Glücksgefühlen gesorgt haben. Wann haben Sie die sonst noch bekommen?
Mücke: Natürlich bei den Geburten meiner Kinder – das waren Momente, für die es eigentlich keine Worte gibt. Und abgesehen davon: Tanzen. Denn irgendwo zwischen Kinderwagen und Chaos liegt das pure Glück offenbar auch auf der Tanzfläche.
Sie sind also ein guter Tänzer?
Mücke: Man könnte sagen, ich bin ein Tänzer voller Leidenschaft – und ja, man hat mir auch schon nachgesagt, dass ich das ganz passabel mache. Besonders, wenn die 90er aus den Lautsprechern knallen, dann bin ich in meinem Element. Ausgehen ist zwar nicht mehr so mein Ding, aber bei Partys am Set tanze ich mir hin und wieder den Drehtag aus den Knochen.
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Können Sie schnell Verbindungen zu Menschen herstellen?
Mücke: Ich bin von Natur aus neugierig, was Menschen angeht – und habe eine gewisse Intuition dafür, schnell ihre Stärken zu erkennen. Das Schöne daran: Ich schaffe es, sofort eine Verbindung herzustellen, immer mit dem Hintergedanken: „Wie können wir uns gegenseitig voranbringen?“ Diese Fähigkeit ist sowohl im Beruf als auch im Leben ein echtes Ass im Ärmel.
Für jemanden wie Sie, der Menschen mag, dürfte der Dreh zu „Dagobert“ dann besonders anstrengend gewesen sein, nachdem die Figur ja sehr oft alleine agiert.
Mücke: Absolut! So eine Rolle, bei der man so viele Szenen allein spielt, hatte ich noch nie. Da fängt man irgendwann an, richtige Beziehungen zu den Requisiten aufzubauen – schließlich muss man ja mit irgendwem reden, wenn niemand anders da ist.
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In der Serie fällt auch der Satz „Träumst du dein Leben oder lebst du deinen Traum“? Was trifft auf Sie zu?
Mücke: Ich würde schon sagen, dass ich meinen Traum lebe. Ich höre nicht auf, mir neue Ziele vor Augen zu führen – oder auch mal nach innen zu horchen und zu überlegen: „War das wirklich gut für mich? Was kann ich ändern?“ Vor allem beruflich halte ich das so. Wenn etwas nicht geklappt hat, frage ich mich: „Was muss ich tun, um es doch zu erreichen?“
Würden Sie sich nochmal auf Rollen wie Dagobert, in denen Sie weitgehend isoliert spielen, einlassen?
Mücke: Auf jeden Fall. Ich habe große Lust, etwas von mir selbst zu zeigen – und genau solche Rollen bieten dafür die perfekte Bühne.
Der Schauspieler braucht seine Ruhe – und sorgt damit für Irritationen
Sie sind Familienvater, aber kommen Sie auch gut alleine klar?
Mücke: Absolut, ich genieße die Momente für mich – und brauche sie auch. Ich gehe gerne mal alleine essen, ins Kino oder streife abends durch die Stadt. Bei Dreharbeiten ziehe ich mich oft ins Hotel zurück, was vielleicht manche irritiert, weil sie denken: „Vorhin war er doch noch so gesellig!“ Aber keine Sorge, ich bin genauso gerne Familienvater. Die Balance macht‘s – Zeit für sich und Zeit mit den Liebsten.
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Haben Sie was zu lesen dabei, wenn Sie alleine im Restaurant sitzen?
Mücke: Genau. Oder ich höre Podcasts. Egal, was ich höre oder lese, meistens reflektiere ich dabei mein eigenes Leben. Meine aktuelle Lektüre ist „Mitte des Lebens“ von Barbara Bleisch, da geht das sehr gut.
Friedrich Mücke verrät, was er von reiferen Menschen lernt
Was für Erkenntnisse hat Ihnen dieses Buch beschert?
Mücke: Mit 43 befinde ich mich ja möglicherweise kurz vor der Mitte des Lebens, und durch das Buch verstehe ich, dass diese verbleibende Zeit noch ganz viel Positives für mich bereithält. Das ermöglicht es mir, mich auf diese Phase vorzubereiten.
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Aber Sie holen sich Ihre Einblicke nicht nur aus Büchern und Podcasts?
Mücke: Nein, ich höre auch gerne älteren Menschen zu, was die so über das Leben sagen.
Welche Weisheit eines Älteren hat Sie zuletzt beeindruckt?
Mücke: Jemand hat mir zum Beispiel gesagt, dass er seit 33 Jahren verheiratet ist und es immer noch gut geht. Gleichzeitig war das auch ein Auf und Ab mit vielen Niederlagen, doch die haben ihn natürlich auch weiter gebracht. Dieses Paar hat seine Ideale behalten. Verheiratet zu sein, und es zusammen zu schaffen, finde ich eine große Aufgabe, und ich genieße und bewundere es, wenn Menschen das gelingt.