Berlin. Seit über 20 Jahren ist Maria Furtwängler Kommissarin im „Tatort“. Aber sie hat auch noch ein anderes Herzensthema, das sie umtreibt.
Maria Furtwängler ist vor allem als „Tatort“-Kommissarin bekannt, gleichzeitig ist die 58-jährige Schauspielerin aber auch eine engagierte Umweltaktivistin. Am 12. und 13. September zählte sie zu den Rednerinnen auf der Münchner Konferenz „DLD Nature“. Ein Vorgeschmack auf ihren Dokumentarfilm „Erlebnis Erde: Das Ende der Insekten“ (ARD-Mediathek), der ab dem 30. September zu sehen sein wird. Die Schauspielerei will Furtwängler für ihr Engagement aber nicht an den Nagel hängen.
Wie aufgeschlossen sind eigentlich die Fernsehsender für Ihre Umweltdokumentationen?
Maria Furtwängler: Die sagen nicht: „Mensch, machen Sie doch bitte die nächste“. Ich lasse das eher auf mich zurollen. Es ist nicht so, dass ich so wahnsinnig viel freie Zeit hätte und jetzt eine neue Karriere als Dokumentarfilmerin für mich sehe. Aber ich kann mir schon vorstellen, so etwas nochmal zu machen. Andererseits glaube ich sehr stark an die Macht der Fiktion und würde mir wünschen, dass wir diese Themen noch mehr über unsere Filme transportieren.
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Der Klimawandel löst vor allem unter den Jüngeren Weltuntergangsgefühle aus. Die teilen Sie nicht?
Furtwängler: Nein, weil uns die nicht helfen. Wir sollten uns von der Schönheit und dem Reichtum dessen, was wir an lebendiger Natur und erträglichem Klima immer noch haben, nähren. Ich kann aber die Verzweiflung der jungen Menschen nachvollziehen. Ich weiß nur nicht, ob ich mit den Mitteln immer einverstanden bin. Es hat sich ja auch vieles zum Guten entwickelt.
In jungen Jahren hat mich das Waldsterben unfassbar heruntergezogen, doch irgendwie ist er doch nicht gestorben. Nach Tschernobyl sagte ein Onkel von mir: „Wir werden nie wieder im See baden können“. Auch das Ozonloch war ein Riesenthema, aber dann haben sich die Staaten geeinigt, die Nutzung von FCKW einzustellen. Das beweist, wir können, wenn wir nur wollen. Ich gebe allerdings zu, dass die Interessensgruppen, die uns vorgaukeln, wir könnten unseren Konsum immer weiter so steigern und unseren fossilen Lebensstil ungebremst fortsetzen, so stark sind, dass mich manchmal auch die dumpfe Verzweiflung packt. Nur ich lasse das nicht zum Dauerzustand werden.
Maria Furtwängler übers Älterwerden: „Es gibt eine andere Gelassenheit“
Nachdem Sie in jungen Jahren so pessimistisch waren, wie haben Sie Ihren grundsätzlichen Optimismus entwickelt?
Furtwängler: Den habe ich mir, glaube ich, hart erarbeitet. Ich war eher von der melancholischen und verzweifelten Seite, aber stimmungsmäßig geht es mir eigentlich immer besser.
Woran liegt das?
Furtwängler: Ich habe von vielen Menschen gehört, dass man stimmungsmäßig stabiler wird, wenn man älter wird. Da gibt es eine andere Gelassenheit. Und man hat begriffen: Wenn man handelt, dann ist das ein befriedigendes Gefühl. Denn man ist dann nicht allem hilflos ausgeliefert.
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Würden Sie gerne noch mehr handeln, also sich engagieren, und dafür die schauspielerischen Aktivitäten zurückschrauben?
Furtwängler: Ich bin mir sehr bewusst, dass mir die Popularität, die ich als Schauspielerin habe, nützt, bestimmte Dinge sichtbarer zu machen. Ich wäre ja blöd, wenn ich mir dieses Standbein absägen würde. Außerdem macht Schauspielerei wahnsinnig viel Spaß.
Schauspielerin über ihr Umwelt-Engagement: „Fühle mich verpflichtet“
Machen Sie sich je Sorgen, dass Ihre Popularität zurückgehen könnte, zumal Sie von Einschaltquoten abhängig sind?
Furtwängler: Doch, das bleibt nicht aus, dass man sich dazu Gedanken macht – insbesondere als Frau ab einem bestimmten Alter. Aber da mein gesellschaftliches Engagement auch so viel Energie und Zeit in Anspruch nimmt, bin ich zum Glück emotional nicht davon abhängig, wie viel und wie oft und was ich spiele. Ich habe eben die Ebene des Handelns und des gesellschaftlichen Engagements.
Sie haben einen Garten, der in Ihrem Leben eine große Rolle spielt. Hilft er Ihnen, wenn Sie ein Tief haben?
Furtwängler: Immer die Natur.
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In Ihrer Dokumentation feiern Sie die Insekten. Mücken nerven Sie gar nicht?
Furtwängler: Ich muss gestehen, ich scheine nicht sonderlich schmackhaft zu sein. Und wenn irgendjemand in meiner Nähe ist, der besser schmeckt, bleibe ich sowieso ganz verschont. Das ist jetzt nicht sehr freundlich, doch das ist so. Außerdem gibt es auch Mittel dagegen. Aber diese Geschöpfe gehören eben auch dazu.
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Könnten Sie sich theoretisch ein Leben in der Zurückgezogenheit der Natur vorstellen – als hauptberufliche Bäuerin oder Imkerin?
Furtwängler: Ein Teil von meinem Leben ist ja schon recht zurückgezogen und sehr nah an der Natur. Aber ich könnte mir nicht vorstellen, das ausschließlich zu machen. Ich glaube, dass ich gerne ein aktiver Teil dieser Gesellschaft bin. Und deshalb fühle ich mich verpflichtet, auf Dinge, die ich sehe und die ich weiß, aufmerksam zu machen. Ansonsten würde ich unruhig werden.