Berlin. Nach dem tödlichen Unfall einer Yacht und eines Anglerbootes schockiert das Verhalten der Crew. Der Ermittlungsbericht zeigt Details.

Im August schnellte vor der Urlaubsinsel Mallorca eine 20 Meter lange Millionärsyacht über die spanischen Gewässer. Scheinbar, ohne zu stoppen, rammte sie ein kleines Anglerboot. Die Folge: Ein Anfang 20-jähriger Insasse stirbt. Wochen nach dem Unfall wird nun der Ermittlungsbericht öffentlich – und offenbart brisante Details über das Verhalten der „La Luna“-Besatzung.

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150 Seiten umfasst der Bericht, der der Zeitung „Gaceta Náutica“ vorliegt. Unter der Bedingung, dass die Schuldfrage letztlich von einem Gericht entschieden werden müsse, kommen die Ermittler zu dem Ergebnis, dass der Unfall hätte vermieden werden können. Die Crew der „La Luna“ und den Sohn des millionenschweren Besitzers treffen schwere Vorwürfe. Unter anderem gegen Letzteren wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.

Mallorca: Yacht soll Unfallort mit „voller Gewschwindigkeit“ verlassen haben

Auch wenn die Ermittler feststellen, dass das Anglerboot nicht ausreichend beleuchtet war, sei die Kollision mit einer „angemessenen Geschwindigkeit und Überwachung“ vermeidbar gewesen, zitiert die Zeitung aus dem Bericht. Der Onkel des Opfers, einer von zwei Überlebenden des Anglerbootes, schätzte die Geschwindigkeit der „La Luna“ auf 20 bis 25 Knoten, also 46 bis 56 Kilometer pro Stunde. Nachdem ihr Boot „leicht“ am Heck gestreift wurde, habe die „La Luna“ den Unfallort mit „voller Geschwindigkeit“ verlassen.

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Der tödlich verunglückte junge Mann habe sich noch mit seiner Taschenlampe in die Mitte seines Bootes gestellt, um auf sein unbeleuchtetes Boot aufmerksam zu machen. Nach dem Aufprall drehte es sich laut Zeugenaussagen um 45 Grad. Der junge Mann stürzte ins Wasser und erlag letztlich wohl seinen schweren Kopfverletzungen.

Alkoholkonsum auch nach dem Unfall: Zeugen berichten von unflätigem Verhalten

Doch nicht nur während des Unfalls fiel die Crew und der Millionärssohn mit unangemessenem Verhalten auf. Der Kapitän sei dafür bekannt gewesen, „nachlässig und mit überhöhter Geschwindigkeit am Ein- und Ausgang des Bootshafens“ zu manövrieren, heißt es in dem Bericht.

Zeugen berichteten, dass die Besatzung in den Stunden vor dem tödlichen Aufprall große Mengen Alkohol getrunken hätte. Dabei sei es auch zu Auseinandersetzungen mit anderen Bootsinhabern im Yachtclub gekommen. Nach dem Unfall soll die Besatzung sich noch unter Alkoholeinfluss im Nachtclub „Bolero“ amüsiert haben.

Überwachungsvideos des Yachtclubs zeigen außerdem, wie der Millionärssohn mitsamt Besatzung zwei Tage nach dem Unfall an Bord der „La Luna“ geht, obwohl das Schiff von den Behörden bereits versiegelt worden war. „Beladen mit Taschen“ hätte er das Schiff kurz darauf wieder verlassen, um sich mit einem Privatjet nach Deutschland abzusetzen. Drei Tage später kehrte er zurück – und stellte sich den Behörden.