Sydney. Das Great Barrier Reef ringt um Möglichkeiten, Naturschutz und Tourismus zu verbinden. Wer nun helfen soll, das kranke Riff zu retten.
Die Jobvermittlungsplattform „Seek“ findet derzeit genau 384 Jobs, wenn man nach Arbeit am Great Barrier Reef sucht. Das Riff bietet etliche Arbeitsmöglichkeiten – sei es als Tourguide, Kapitän oder an Land in einem der Hotels oder Restaurants, die die rund zwei Millionen Besucherinnen und Besucher pro Jahr frequentieren. Rund 2300 Kilometer lang, besteht das Great Barrier Reef aus etwa 3000 einzelnen Riffen mit 1500 Fischspezies und 400 Korallenarten.
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Damit ist das Riff eines der wichtigsten Ökosysteme Australiens, das gleichzeitig eine tragende Rolle für die Wirtschaft spielt. Insgesamt haben hier 60.000 Menschen direkt oder indirekt Arbeit gefunden, 6,4 Milliarden Australische Dollar – umgerechnet rund 3,9 Milliarden Euro – trägt es jährlich zur Volkswirtschaft des Landes bei – über Hotelaufenthalte, Gastronomie, Rifftouren und etliche andere Angebote.
Australiens Great Barrier Reef in Gefahr – Touristen sollen helfen
Doch das Great Barrier Reef ist auch eines der Naturwunder, die besonders unter der Klimaerwärmung leiden. Zuletzt bleichten die Korallen weitflächig Anfang dieses Jahres. Die Massenbleiche – die fünfte in nur acht Jahren – traf selbst noch Korallen in 18 Metern Tiefe. Ein totes Riff wäre nicht nur für die Küstengebiete und die Lebewesen, die in den Korallen Schutz suchen, eine Katastrophe, sondern auch für den Tourismus und die damit verbundenen Einkünfte. Deswegen haben sich die Verantwortlichen nun eine neuartige Form des Tourismus ausgedacht, mit der sie hoffen, zumindest einen kleinen Teil zum Schutz des Riffs beitragen zu können.
Die von Expedia gesteuerte Plattform „Guardian of the Reef“ ist eine Art Online-Klassenzimmer, das Urlauberinnen und Urlaubern erlaubt, virtuell ins Great Barrier Reef einzutauchen und über das Riff und seinen Schutz zu lernen. Für ihre „Weiterbildung“ erhalten die Urlauber im Gegenzug vergünstigte Reiseangebote zum Riff. „Dive deep to unlock rewards“, wie es wohlklingend heißt. „Tauchen Sie tief ein, um Belohnungen freizuschalten.“
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Zehn bis 20 Prozent lassen sich so bei der Buchung von Hotels oder Aktivitäten am Riff einsparen. Im Anschluss können die Teilnehmenden zudem an der Verlosung einer Reise zum Great Barrier Reef teilnehmen und exklusive Erlebnisse freischalten. Dazu gehören der Aufenthalt in Australiens erster Unterwasserunterkunft, eine privat geführte Schnorchelsafari oder Waltouren. Bei einigen der Angebote geht es dagegen wiederum speziell um den Naturschutz: So können Urlauber dabei helfen, Seegras, einen wichtigen Lebensraum für Meeresschildkröten, wiederherzustellen, oder „Babykorallen“ auf Riffen zu platzieren, wo sie hoffentlich Fuß fassen können.
Umweltgebühr fließt in Erhaltung des Riffs
Die Plattform wurde in Absprache mit der Riffbehörde – der Great Barrier Reef Marine Park Authority – entwickelt. Der Chef der lokalen Tourismusbehörde Mark Olsen sagte, die „Guardian of the Reef“-Plattform werde Reisenden helfen, die Probleme am Riff zu verstehen. Der Tourismus spielt dabei eine wichtige Rolle und engagierte Betreiber arbeiten seit Jahren eng mit Forschenden und dem Riffmanagement zusammen.
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Touristische Aktivitäten würden sich dabei auch nur auf sieben Prozent des Riffs erstrecken, betonte Fred Nucifora, Manager bei der Great Barrier Reef Marine Park Authority. „Jeder Besucher trägt zudem durch eine Umweltmanagementgebühr von acht Australischen Dollar zum Schutz des Riffs bei.“ Mit diesen knapp fünf Euro pro Person würden wichtige Themen wie die Verwaltung des Meeresschutzgebiets oder Kontrollprogramme für den Dornenkronenseestern unterstützt, der neben Klimawandel, Wasserverschmutzung und Stürmen eine weitere Gefahr für die Korallen darstellt.
Riff geht es seit Jahren immer schlechter
Australien ringt seit Jahren mit der richtigen Form des Tourismus am Riff und die wiederholten Bleichen der vergangenen Jahre haben der Region einen heftigen Imageschaden zugefügt. Denn die schlechten Nachrichten überwiegen seit Jahren. Im Falle einer Bleiche verfärben sich die Korallen weiß, da ihre Symbiose mit einer Algenart, die die Nesseltiere mit Energie versorgt und ihnen die bunten Farben verleiht, unterbrochen wird. Zwar können sich Korallen von Bleichen wieder erholen, doch wenn diese zu lange andauern oder zu häufig wiederkehren, sterben die Tiere.
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Zwar hat die Korallenabdeckung bei den Hartkorallen im nördlichen und im mittleren Teil des Riffs im vergangenen Jahr zugenommen, doch die letzte Bleiche verursachte erneut großen Schaden. Schockierend war auch eine Nachricht im August, als bekannt wurde, dass Forschende in den Gewässern des Weltnaturerbes die heißesten Meerestemperaturen seit 400 Jahren gemessen hatten.