Berlin. Vitua taucht in ihrer neuen Rolle in die Welt des Übernatürlichen ein. Ein Realitätscheck war für sie die Demenz-Diagnose ihrer Mutter.
Bekannt wurde Schauspielerin Sabine Vitua mit der Comedy-Serie „Pastewka“. Jetzt ist die 63–Jährige in einem ganz anderen Format zu sehen, nämlich in der Mystery-Reihe „Wäldern“ (ab 18. September um 20.15 Uhr in der ARD). Wie sie im Interview verrät, entspricht die Welt des Okkulten so gar nicht ihrer Lebenseinstellung. Und doch hat sie mit Phänomenen Erfahrungen gesammelt, die mit reiner Vernunft nicht zu erklären sind.
Wie ist es für Sie persönlich? Können Sie eigentlich etwas mit Okkultismus anfangen?
Sabine Vitua: Nicht wirklich, ich schätze Realismus. Deshalb musste ich mich auch in diese Rolle hineinfuchsen.
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Wie kann man sich dieses „Hineinfuchsen“ vorstellen?
Vitua: Ein Freund hat den Kontakt zu einer spirituell begabten Frau hergestellt, die ich beobachten konnte. Außerdem habe ich einen Teil ihres Programms wahrgenommen. Sie hat eine Aura-Reinigung durchgeführt und mir die Karten gelegt.
Spüren Sie schon eine Wirkung?
Vitua: Ich warte noch drauf, aber ich bin guter Dinge. Und sie hat gemeint, dass ich Erfolg haben werde.
Aber haben Sie irgendetwas Besonderes an ihr wahrgenommen?
Vitua: Ich habe schon beim Vorgespräch am Telefon gemerkt, dass sie eine wunderschöne Stimme hatte, der man gerne vertraut. Diese Stimme klang sehr jugendlich, aber ich wusste, dass sie über 60 war. Und so dachte ich mir, sie wirkt ein bisschen naiv. Als ich sie dann bei unserem Treffen auf ihre Stimme angesprochen habe, hat sie mich direkt angeguckt und gemeint: „Vielleicht bin ich ein bisschen naiv.“ Da habe ich mich sehr ertappt gefühlt. Ich hatte bei ihr das Gefühl, diese Frau sieht einen wirklich.
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Im Italien-Urlaub machte Sabine Vitua eine unheimliche Erfahrung
Kann es denn Phänomene geben, die sich nicht mit der Schulweisheit erklären lassen?
Vitua: Der Freund meiner Mutter war ausgebildeter Psychoanalytiker, der Fernhypnose konnte. Und das hat bei ihm funktioniert, was ich sehr faszinierend fand.
Und das war alles?
Vitua: Als Schauspielschülerin war ich mit meiner Mutter im Urlaub in Italien. Am Strand war eine italienische Familie, und der Mann hatte ein Überbein am Knie. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt: Wie fühlt sich das an? Wie ist es für seine Frau, das anzufassen? Und als ich aus dem Urlaub zurückkam, ist mir prompt selbst ein Überbein gewachsen, das höllisch wehtat.
Das war wirklich unheimlich. Der Orthopäde meinte, das müsse operiert werden, denn ich hatte deshalb auch Probleme in der Ausbildung. Aber ein paar Monate später ist meine Großmutter gestorben, und von einem Tag auf den anderen war das Ding weg.
Hat das dann Ihr rationales Weltbild erschüttert?
Vitua: Ich habe zumindest gedacht: Die Intensität, mit der man sich mit etwas beschäftigt, erzeugt eine Energie. Und Energien machen etwas mit einem. Ich habe mich danach nicht mehr weiter damit beschäftigt, aber wenn jemand eine Warze hat, dann schaue ich das nicht neugierig an.
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Sie hatten also keine Angst, sich in die Welt dieser Serie zu begeben?
Vitua: Ein bisschen Bammel hatte ich schon. Aber zum Glück ist diese Frau keine Überzeugungstäterin. Bei esoterischen Menschen ist es immer unangenehm, dass sie einen überzeugen wollen. Diese Frau ist auch sehr ruhig und souverän, während ich viel umtriebiger, nervöser und spontaner bin. Und ich fand es irre, in eine Figur hineinzugehen, die so viel Konzentration ausstrahlt.
Vitua übers Altern: „Die Nerven werden noch dünner“
Hilft denn das sogenannte Älterwerden nicht, gelassener und weniger nervös zu sein?
Vitua: Eigentlich nicht. Die Nerven werden noch dünner. Aber ich beruhige mich dann, indem ich schwimmen gehe oder Yoga mache. Es ist abgesehen davon nicht pathologisch. Und für meinen Beruf brauche ich ein gewisses Nervenflattern.
Hilft Ihnen auch die Zeit im Wald bei der Beruhigung, oder haben die Filme Ihnen eher Angst davor gemacht?
Vitua: Ich bin praktisch ein Waldkind. Ich bin im Spandauer Forst aufgewachsen und als ich mit meiner Mutter ins Allgäu zog, haben wir in einem Haus am Wald gewohnt. In Wäldern habe ich keine Angst, ich bin da gerne. Nur nachts wäre es mir unheimlich.
Privat setzen Sie sich mit real beklemmenden Themen auseinander – insbesondere Demenz, etwa als Botschafterin der DZNE-Stiftung. Wie kam es dazu?
Vitua: Ich habe das bei meiner Mutter erlebt, und so habe ich gesehen, wie wichtig Aufklärung ist. Die Ärzte und wir in der Familie dachten erst mal, die Frau ist ein bisschen alt und depressiv. Und gerade in der Anfangsphase, wo die Betroffenen sozusagen noch in beiden Welten leben, ist das sehr grausam.
Meine Mutter war eine hochintelligente Frau, die ein Kinderheim leitete, und auf einmal konnte sie nicht mal mehr die Waschmaschine richtig bedienen. Sie hat das aus Scham heraus erst mal auch versteckt. Ich wünschte, ich hätte früher mehr verstanden und anders agiert. Aber als es mir dann klar wurde, habe ich auch einen schönen Umgang gefunden.
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Vitua über Demenz: „Mit meiner Mutter schaue ich Bilderbücher an“
Wie sieht der „schöne“ Umgang mit Demenz aus?
Vitua: Zum Beispiel schaue ich mit meiner Mutter jetzt Bilderbücher an. Man denkt um, man nimmt sich Zeit. Und wir haben wahnsinnig viel Spaß. Sie hatte zum Beispiel einen unfassbaren Charme, und der kommt jetzt auf andere Weise zur Geltung. Wir lachen sehr viel.
Ihr Engagement bei diesem Thema zeigt sich auch daran, dass Sie bei der sogenannten „Bademantel Challenge“ mitgemacht haben. Können Sie verraten, worum es dabei geht?
Vitua: Man lässt sich da im Bademantel an ungewohnten Orten fotografieren, um Bewusstsein für die Alzheimer- und Demenzforschung zu schaffen. Ich bin da in den Buchladen um die Ecke gegangen, und auf dem Foto, das Sie auf meiner Instagram-Seite finden, sieht man mich mit dem verwirrten Blick meiner Mutter, der sich richtig bei mir eingebrannt hat.
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Angesichts der Gefahren und der Endlichkeit des Daseins suchen viele Menschen Halt im Glauben oder esoterischen Überzeugungen, wie auch Ihre Figur. Bleiben Sie bei solchen Fragen wirklich ganz rational?
Vitua: Ich bin „verführbar“, um es so auszudrücken. Aber im Großen und Ganzen glaube ich an das große Nichts. Wobei ich die Vorstellung, dass ich selbst sterbe und meine geliebten Menschen zu mir kommen, schon toll finde.
Haben Sie eigentlich zu dieser spirituellen Frau, die Sie für „Wäldern“ konsultiert haben, noch Kontakt?
Vitua: Ja, sie hat eine Theatervorstellung von mir in Hamburg besucht, und sie meinte danach: „Du brauchst Ruhe“. Sie hat sich auch „Wäldern“ angeguckt und meinte, dass ich in der Rolle sehr gut sei. Da fühlte ich mich schon ein bisschen geadelt. Als ich dagegen mal eine Zahnärztin spielte und ich einen befreundeten Zahnarzt fragte, ob ich dafür real ein Talent hätte, war er sich da nicht so sicher.