Berlin. Saalfrank hilft mit ihrem neuen Format Familien aus der Krise. Doch sie gesteht: Selbst eine „Super Nanny“ macht nicht immer alles richtig.
- In ihrer Zeit als „Super Nanny“ gab Katharina Saalfrank gab Erziehungstipps
- Während ihrer TV-Auszeit hat sich das Familienleben verändert, wie sie erklärt
- Warum das zu begrüßen ist und was die Therapeutin heute anders machen würde, verrät sie hier
Als „Super Nanny“ war Familien- und Paartherapeutin Katharina Saalfrank Jahre lang eine feste Größe in der deutschen Fernsehlandschaft. Nach dem Ende der beliebten Sendung zog sich die heute 52-Jährige aus der Öffentlichkeit zurück. Jetzt kehrt Saalfrank mit ihrem neuen Format „Helft uns! Die Familienretter“ (ab 9. September montags bis freitags um 16.05 Uhr bei RTL 2) auf den Bildschirm zurück. Warum sie in der Zwischenzeit in ihrem Metier viele neue Erfahrungen sammelte, erklärt sie im Interview. Dabei begleiten sie stets die Erinnerungen an die eigene glückliche Kindheit. Und auch die eigenen Kinder beeinflussen die Arbeit der prominenten Pädagogin.
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Die Zeiten der „Super Nanny“ liegen 13 Jahre zurück. Inwieweit war es angenehm, nicht mehr so im Rampenlicht zu stehen?
Katharina Saalfrank: Es gab Zeiten, da war es nicht so einfach, sich als Privatperson in der Öffentlichkeit zu bewegen. In den letzten Jahren ist das mehr möglich gewesen und gleichzeitig ist es schon so, dass ich immer noch ab und zu erkannt werde. Neulich kam ich aus meiner Praxis und ein älteres Ehepaar studierte gerade mein Praxisschild. Sie erkannten mich und haben sich gefreut, mich zu sehen. Wir haben kurz gesprochen und ein Selfie gemacht.
Auch ohne große Fernsehpräsenz kommen also Menschen weiterhin auf mich zu und erzählen mir, welche Bedeutung für sie die Sendung „Die Super Nanny“ hatte und wir kommen schnell in persönliche Gespräche. Das mag ich gerne. Denn das heißt, dass auch gute Botschaften weiterhin in Erinnerung sind und mit mir verknüpft werden.
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Was hat sich in deutschen Familien seit den Jahren der „Super Nanny“ zum Positiven verändert, was zum Schlechteren?
Saalfrank: In diesen Kategorien denke und fühle ich gar nicht. Familie und Gesellschaft sind immer im Wandel. Es kommen ständig neue Themen. Die wohl größte Veränderung in Familien ist der Perspektivwechsel, zu dem viele Eltern bereit sind. Eltern fragen heute nicht mehr so viel: „Was kann ich tun, wenn mein Kind sich auf den Boden schmeißt?“ Sondern eher: „Warum macht mein Kind das? Ich will das besser verstehen.“ Leider sind die verhaltensorientierten Maßnahmen und Sanktionen in unserer Gesellschaft gerade im veralteten Schulsystem, aber auch in der Kita noch sehr weit verbreitet.
Was machen Sie bei Ihrer Arbeit mit Familien jetzt anders als früher?
Saalfrank: Ich arbeite jetzt fast 25 Jahre mit Eltern und Familien. Meine Arbeit hat sich ständig vertieft und neue Aspekte sind dazugekommen. Durch die Beschäftigung mit der körperorientierten Traumatherapie kommt für mich neben der Kognition und der Emotion auch noch mehr der Körper dazu. Meine Berufs- und Lebenserfahrung, die weiteren Aus- und Weiterbildungen ermöglichen mir neue Perspektiven dazuzunehmen. So kann ich weitere Dimensionen in meine Arbeit integrieren und das Verhalten beziehungsweise die Motivation von Verhalten noch besser verstehen.
„Super-Nanny“ Saalfrank: Freiräume tun jeder Beziehung gut
Was macht Ihnen bei der Entwicklung deutscher Familien Sorge?
Saalfrank: Bei den Beratungen wird immer wieder thematisiert, dass Familien unter großen Druck geraten. Die Anforderung in Beruf und die Beziehungsarbeit mit Partnerinnen, Partnern und den Kindern bringt Eltern in dieser Zeit oft in schwierige emotionale Zustände. Der Alltag ist viel zu eng getaktet. Die bewusste Zuwendung zur eigenen Partnerschaft und auch die Gestaltung der Beziehung und die Zuwendung zu Kindern bleibt schon rein zeitlich oft auf der Strecke. Erwachsene können das für sich eine Zeitlang regulieren und ausgleichen. Kinder können das nicht und sind darauf angewiesen, dass die Erwachsenen einen Alltag gestalten, in dem sich nicht ein Termin an den anderen reiht, sondern auch Platz für Beziehungsinseln und Begegnungsräume bleibt.
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Was gibt Ihnen Grund zur Zuversicht?
Saalfrank: Optimistisch bin ich, weil viele Familien immer bewusster diesen Spannungszustand wahrnehmen und vom Kopf ins Herz kommen. Sie spüren, dass sie Zeit auch mehr mit ihren Kindern verbringen wollen und dann auch ihren Alltag neu und anders im gegebenen Rahmen organisieren.
Saalfrank erklärt, was die eigenen Eltern richtig gemacht haben
Was ist Ihr größtes Erfolgserlebnis als Therapeutin? Was Ihr größter Misserfolg?
Saalfrank: Erfolg oder Misserfolg in diesem Sinne sind keine Kategorien in meinem Leben. In meiner Praxis führe ich tagtäglich intensive Beratungsgespräche und begleite Eltern beim Perspektivwechsel im Sinne der Entwicklung von Kindern. Das ist berührend und erfüllend. Jede Familie befindet sich auf ihrer eigenen Reise und es gibt immer Bewegung. In jedem einzelnen Gespräch.
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Was war Ihr glücklichstes Kindheitserlebnis mit Ihren Eltern?
Saalfrank: Ich war als kleines Kind oft mit meinen Eltern an der Nordsee und wir haben da wochenlang gemeinsam den Sommer verbracht. Am Strand gebuddelt und Sandburgen gebaut, im Meer gebadet und im Strandkorb gepicknickt. Es war ein Gefühl von Freiheit, Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Als ich älter war, habe ich mit meinem Vater öfter Wanderungen gemacht. Wir sind über mehrere Tage von Hütte zu Hütte gelaufen.
Was haben Sie selbst als Mutter richtig gemacht?
Saalfrank: Mutter ist man zwar biologisch gesehen, wenn die eigenen Kinder auf die Welt kommen. Die Entwicklung zur Mutterschaft jedoch beginnt dann erst in der Erfahrung und in der Beziehung und Begegnung mit den eigenen Entwicklungskrisen und denen der Kinder. So habe ich in diesem Sinne sicher nicht alles „gut“ und „richtig“ gemacht. Mein großer Vorteil war, dass ich mit der Mutterschaft auch begonnen habe, Entwicklungspsychologie zu studieren und theoretische Zusammenhänge durch die Entwicklung meiner vier Kinder auch direkt im Alltag sehen und mein Wissen übersetzen und anwenden konnte. Das hat mir viel geholfen. In diesem Sinne waren meine Kinder meine besten Lehrmeister.