Berlin. Schauspieler Uwe Ochsenknecht beschäftigt sich viel mit dem Tod. Aber ausgerechnet ein Verlust traf ihn weniger schwer als erwartet.
- Schauspieler Uwe Ochsenknecht ist wieder im Kino zu sehen
- Wie seine Figur im Film setzt sich auch der Schauspieler privat viel mit dem Tod auseinander
- Hier verrät er seine wichtigsten Erkenntnisse – und warum viel zu wenig über den Tod gesprochen wird
In „Ironie des Lebens“ (ab 5. September im Kino) kehrt Uwe Ochsenknecht nach langem wieder in einer Kino-Hauptrolle zurück. Und diese hat es in sich. Denn sein Protagonist wird angesichts des nahenden Todes seiner Ex-Frau mit gewichtigen Themen konfrontiert. Auf die hat der 68-jährige Schauspieler für sich selbst schon Antworten gefunden – und nähert sich deshalb auch dem Thema Sterben mit Gelassenheit.
„Die Ironie des Lebens“ wirft die großen Fragen dem Sinn und der Vergänglichkeit des Daseins auf. Haben Sie sich diese im Zug der Arbeit an dem Film auch gestellt?
Uwe Ochsenknecht: Das habe ich auch lange davor schon gemacht. Ich bin ein sehr neugieriger Mensch in allen Bereichen. Es gibt nichts Spannenderes als Fragen wie: „Wie gehe ich mit dem Sterben um? Wäre ich bereit, wenn es heißt: ‚Morgen ist es soweit‘? Hätte ich Angst davor?“
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Und wie lautet Ihre Antwort?
Ochsenknecht: Ich bin mit mir ziemlich im Reinen. Den Gedanken an Sterben und Tod habe ich schon länger in mein Leben integriert. Sobald wir auf die Welt kommen, läuft die Uhr – bei einem kürzer, bei einem anderen länger. Ich habe bis jetzt ein tolles Leben gehabt, und wenn ich in meinem Alter abtreten soll, dann wäre es okay. Ich habe viele schöne Sachen erlebt, auch wenn es davon nie genug gibt. Und die Dinge, die die vielleicht nicht so angenehm waren, konnte ich so verarbeiten, dass ich nicht davon traumatisiert war. Ich bin also mit meinem Leben mehr als zufrieden und kann sagen: „Alles klar. War super. Auf zur nächsten Runde.“
Ochsenknecht über Leben nach dem Tod: „Viele sagen, es ist besser als hier“
Gibt es eine nächste Runde?
Ochsenknecht: Das weiß man natürlich nicht so genau. Ich lese jedenfalls, seit ich 15 bin, Bücher und wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Nahtoderfahrungen. Nicht, weil ich Trost finden will, sondern weil ich eben neugierig bin. Auf jeden Fall passiert irgendetwas. Es ist mit dem Tod nicht alles vorbei. Viele sagen auch, es ist besser als hier.
Es ist allerdings wohl schwieriger, wenn man mit dem Tod nahestehender Menschen umgehen muss.
Ochsenknecht: Natürlich, aber auch damit muss man lernen, umzugehen. Es gibt Menschen, die leben erst bewusster, wenn sie einen Schicksalsschlag erfahren haben. Das kann ich nicht verstehen. Man kann das doch auch schon vorher machen.
Ihre Eltern sind vor längerer Zeit verstorben – Ihr Vater 2013, Ihre Mutter 2006. Wie schwer war das damals für Sie?
Ochsenknecht: Meine Eltern sind kein so gutes Beispiel, weil meine Familie ziemlich dysfunktional war. Sie haben sich sicher mit bestem Wissen und Gewissen mir gegenüber verhalten, aber das heißt nicht, dass es für mich immer angenehm war. Deshalb kam zu ihren Lebzeiten kein gefühlsmäßiges Band zustande und so konnte ich aus ihrem Tod keine großen Erkenntnisse gewinnen.
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Welche Todesfälle gingen Ihnen denn nahe?
Ochsenknecht: Es gab schon Menschen, zu denen ich eine stärkere Beziehung hatte, insbesondere Freunde. Natürlich musste ich mich daran gewöhnen, dass sie nicht mehr da waren. Aber auch diese Erfahrungen haben nicht alles für mich geändert. Leben ist nun mal tödlich.
Sie meinten, dass Sie mit sich selbst im Reinen seien. Wie ist Ihnen das gelungen?
Ochsenknecht: Es beginnt mit Selbstreflexion. Wiederum aus Neugier heraus, weil ich dabei auf sehr interessante Seiten an mir stoße: Warum mache ich das? Weshalb habe ich in einer bestimmten Situation so dumm reagiert?
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Gibt es die klassische Liste an Dingen, die Sie noch gerne unternehmen würden?
Ochsenknecht: Ich würde gerne mehr Bildungsreisen machen und noch mehr die Welt kennenlernen. Zum Beispiel würde ich sehr gerne an die Area 51 herankommen, das militärische Sperrgebiet in Nevada, wo angeblich außerirdische Lebensformen erforscht werden. Ich vergesse leicht, was sonst noch alles auf der Liste steht. Auf jeden Fall wollte ich noch Regie machen, und das tue ich jetzt auch – möglichst noch vor Ende des Jahres.
Warum haben Sie so lange damit gewartet?
Ochsenknecht: Weil ich eine gute Geschichte brauchte. Ich kann leider nicht Drehbuch schreiben. Inzwischen habe ich einen Stoff nach einem Theaterstück gefunden, den ich mir gut als Film vorstellen kann. Da werde ich auch die Hauptrolle spielen. Ein befreundeter Produzent übernimmt die Produktion und aktuell sind wir beim Casting.
„Ich habe viel Glück in meinem Leben gehabt“
In großen Kinohauptrollen wie in „Die Ironie des Lebens“ haben wir Sie schon lange nicht mehr gesehen. Haben Sie das vermisst?
Ochsenknecht: Es geht ja vielen in meinem Alter so – Frauen noch mehr als Männern. Da kannst du nichts groß dran ändern, es sei denn, du machst deine eigenen Projekte. Vermisst habe ich es allerdings nicht. Hauptrolle ist Hauptrolle, ob Fernsehen oder Kino. Beim Kino ist es nur schön, dass wir eine große Premiere mit rotem Teppich haben. Da gibt es ein bisschen Glamour-Alarm. Und dann sitzt du mit allen anderen bei der Uraufführung, dann geht der Vorhang auf, mit einer Riesenleinwand, super Sound. Dieses Gemeinschaftsereignis ist schon schön. Fernsehen wird Kino nie ersetzen können.
Ihr größter Kinoerfolg war ja „Männer“. Wie steht es um die Pläne zur Fortsetzung?
Ochsenknecht: Ja, da bahnt sich was an. Es wird immer konkreter daran gebastelt, wahrscheinlich als Serie.
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Fehlt Ihnen noch etwas zum Glück?
Ochsenknecht: Endlich mal ein richtig gutes Interview.
Sie werden ironisch.
Ochsenknecht: Ohne Ironie kommt man eben nicht durchs Leben. Aber im Ernst, ich kann mich wirklich nicht beschweren. Es wäre auch ein bisschen vermessen. Klar, würde ich gerne mal diese oder jene Rolle spielen. Aber ich habe so viel Glück in meinem Leben gehabt. Das Leben hat es mit mir sehr, sehr gut gemeint. Es wäre vermessen, sich noch mehr Glück zu wünschen.