Berlin. Die Kenntnis der Sterne war im Alten Ägypten überlebenswichtig. Forscher fanden nun das größte Observatorium des altertümlichen Reichs.
Im Alten Ägypten war die Astronomie überlebenswichtig. Denn für die Landwirtschaft mussten die Menschen genau wissen, wann der Nil jedes Jahr über die Ufer tritt und die Felder überschwemmt. Für ihre Vorhersagen und ihren Kalender blickten die Ägypter deshalb in den Himmel zu den Sternen. Archäologen haben nun in der ägyptischen Stadt Kafr El Sheikh die Überreste eines
astronomischen Observatoriums ausgegraben.
Das größte jemals gefundene Observatorium von Ägypten stammt aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., der Spätzeit des Alten Ägyptens. In der Sternwarte beobachteten die frühzeitlichen Astronomen, die vor allem Priester waren, die Bewegung der Sonne und der Sterne, heißt es in einem Facebook-Statement des Ägyptischen Ministeriums für Tourismus und Altertum. Demnach gehörte das Gebäude zum Tempel des Pharaos und stand in der altägyptischen Stadt Buto.
- Polen: Archäologen lösen 400 Jahre altes Rätsel um „Vampirfrau“
- Unterwasser-Archäologie: Wrack von legendärem U-Boot aus Zweitem Weltkrieg gefunden
- Kannibalismus: Archäologen machen schaurige Entdeckung in Jamestown-Kolonie
- Altes Ägypten: Krebsoperationen schon vor 4300 Jahren?
- Antike: Archäologen entdecken römischen Luxus-Swimmingpool
Astronomie: Ägypter waren Erfinder des Sonnenjahres und 24-Stunden-Tages
Die Entdeckung beweise, die außergewöhnlichen, astronomischen Fähigkeiten der Alten Ägypter. So entwickelten ägyptische Astronomen unter anderem das Sonnenjahr mit 365 Tagen und den 24-Stunden-Tag. Durch ihr einzigartiges Wissen konnten sie auch die genauen Daten im Jahr für religiöse und offizielle Feierlichkeiten wie zum Beispiel den Krönungstag ermitteln. Für die begrenzten Mittel, die ihnen zur Verfügung standen, sei das äußerst beeindruckend, so das Statement.
Das L-förmige Observatitoriums-Gebäude wurde von Säulen getragen und erstreckte sich auf eine Fläche von 850 Quadratmetern. Der Eingang war gen Osten ausgerichtet, zur Himmelsrichtung, in der die Sonne aufgeht. In den Ruinen der Sternwarte fanden die Archäologen Artefakte und Utensilien, die die Astronomen für ihre Beobachtungen nutzten.
Auch spannend: Archäologen lösen Geheimnis um Steinzeit-Megabau
Archäologen finden Schattenuhr in Sternwarte
Bemerkenswert ist der Fund einer geneigten Schattenuhr aus Stein, mit der die Astronomen die Zeit berechnen konnten. Ähnlich wie bei einer Sonnenuhr verfolgten die Gelehrten die Bewegungen des Schattens auf einer 4,8 Meter langen Reihe von Kalksteinplatten, auf denen fünf flache Kalksteinblöcke montiert waren, drei vertikale und zwei horizontale.
Vor 2500 Jahren waren darauf wohl Linien eingraviert, um die wechselnde Neigung eines Schattens zu verfolgen, der auf die Blöcke geworfen wurde, während sich die Sonne bewegte, heißt es im Statement zur Vorrichtung. Außerdem wurde ein Steinblock im Boden einer runden Halle gefunden, an dessen Nord- und Westseite zwei runde Steinblöcke angebracht waren, um die Neigung der Sonne zu messen.
Die Archäologen legten auch fünf Steinkammern frei, in denen die Priester ihre Messgeräte lagerten. Die Wände einer großen Halle waren mit gelbem Mörtel und Wandgemälden verziert. In der Mitte der Halle fanden die Forscher eine Steinplattform mit Gravuren, die hauptsächlich astronomische Ansichten von Sonnenauf- und -untergängen während der drei altägyptischen Jahreszeiten darstellen.
- Interview: Deutscher Archäologe findet spektakuläre Spur – woher „Gott“ stammt
- Philologin enthüllt: Die erstaunlichen Sex-Geheimnisse von Frauen in der Antike
- Mit Drohne: Deutscher Archäologe findet untergegangene Zivilisation
- Verlorenes Gold: Archäologe will verlorenen Keltenschatz von Manching retten
Ausgrabungen legen Messwerkzeuge im Observatorium frei
Zwischen den Ruinen lagen außerdem die Bronzestatuen der ägyptischen Gottheiten Osiris und Nemes sowie eine Terakotta-Statue der Gottheit Bes. Auffällig ist eine Granitstatue aus der 26. Dynastie, die Osiris darstellt, dem Priester Psamtik-Seneb gewidmet ist und den Titel eines königlichen Siegelträgers trägt.
Weitere Artefakte sind Messwerkzeuge, eine Fayence-Halskette, eine Fayence-Statue des Gottes Ptah, religiöse Fayence-Symbole, Töpferartefakte, Amphorendeckel aus Mörser und Opfertische. Ägyptisches Fayence ist ein Material, das aus Quarzsand und zermahlenem Sand hergestellt wird.
Lesen Sie auch: Archäologen bergen altertümliche Gottheit aus See in Italien
Ägypter glaubten, dass die Pharaonen nach ihrem Tod zu den Sternen aufsteigen würden
Die Astronomie spielte im Alten Ägypten eine zentrale Rolle und beeinflusste sowohl die religiösen als auch die praktischen Aspekte des Lebens. Einer der wichtigsten Sterne für die alten Ägypter war Sirius, den sie als „Sopdet“ verehrten. Das jährliche Erscheinen von Sirius am Morgenhimmel vor Sonnenaufgang markierte den Beginn des neuen Jahres und fiel mit der lebenswichtigen Nilflut zusammen. Diese Flut brachte fruchtbaren Schlamm auf die Felder, der für eine erfolgreiche Ernte notwendig war.
- Ausgrabungen: Archäologe macht seinen wertvollsten Fund – „konnte mein Glück kaum fassen“
- Spektakulärer Fund: Archäologen finden frühere Mega-Arena – Experte verrät historisches Ausmaß
- Deutscher Archäologe: „Die Römer haben immer alles weggeschmissen – zum Glück“
- Indiana Jones: Archäologe entlarvt Mythos – „Hat mit Realität nichts zu tun“
Die Ägypter bauten beeindruckende Bauwerke wie die Pyramiden von Gizeh, die möglicherweise nach astronomischen Ausrichtungen geplant wurden. Es wird angenommen, dass die Pyramiden in Übereinstimmung mit den Sternen des Orion-Gürtels errichtet wurden, die mit dem Gott Osiris in Verbindung gebracht wurden, dem Herrscher über das Totenreich.
Astronomie war auch eng mit der Religion verflochten. Die Ägypter glaubten, dass die Pharaonen nach ihrem Tod zu den Sternen aufsteigen würden. Die Himmelsbeobachtungen halfen ihnen, den Übergang in das Jenseits zu gestalten und die Harmonie zwischen Himmel und Erde zu wahren.