Rom. Nach dem Untergang der „Bayesian“ ermitteln die italienischen Behörden nun gegen den Kapitän. Könnte er fahrlässig gehandelt haben?
Eine Woche nach dem Schiffsbruch der „Bayesian“ vor der Küste Siziliens, hat die Staatsanwaltschaft der Stadt Termini Imerese Ermittlungen gegen den Kapitän der Yacht eingeleitet. Das berichtete unter anderem „La Repubblica“ am Montag. Die Ermittlungen wegen „fahrlässigen Schiffsbruchs und mehrfacher fahrlässiger Tötung“ laufen bereits länger, allerdings richteten sie sich zunächst nicht gegen einzelne Personen, wie die Behörde am Samstag noch im Rahmen einer Pressekonferenz betont hatte.
Yacht-Drama vor Sizilien: Crew noch immer auf der Insel
Die mit zehn Besatzungsmitgliedern und zwölf Passagieren besetzte Segelyacht „Bayesian“ war in der Nähe von Porticello vor der Küste Palermos in einem Unwetter gesunken. 15 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden, sieben kamen ums Leben.
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Noch unklar ist, ob die Ermittlungen auch andere Mitglieder der zehnköpfigen Crew betreffen, die sich – mit Ausnahme des Bordkochs – alle retten konnten. Die Crew logiert weiterhin im Hotel Domina Zagarella in der Ortschaft Santa Flavia, in dem sie nach dem Unglück untergebracht wurde. Während sechs überlebende Passagiere am Sonntag Sizilien in Richtung London verlassen haben, bleibt die Crew auf der Insel, offenkundig in der Erwartung, von den italienischen Ermittlern erneut befragt zu werden.
„Bayesian“: Experten äußern Vermutung zur Unglücksursache
Der Kapitän muss den Behörden nun einen festen Wohnsitz in Italien melden und sich einen Verteidiger suchen, wie örtliche Medien berichten. Am Sonntag war der 51-Jährige zwei Stunden lang vernommen worden, zum zweiten Mal seit dem Unglück. Dabei antwortete er vor allem auf technische Fragen. So habe Staatsanwalt Ambrogio Carosio etwa wissen wollen, ob die Seitentüren der Yacht in der Sturmnacht versehentlich offen gelassen wurden. Dies könnte erklären, warum in kurzer Zeit Wassermassen in das Schiff eindringen konnten, was zum raschen Untergang der Yacht beigetragen haben könnte.
Die „Bayesian“ wurde 2008 vom toskanischen Bootsbauer „Perini Navi“ gebaut, der wiederum zur „Italian Sea Group“ gehört. Der Chef der Gruppe, Giovanni Costantino, sprach in einem Interview zum Unglück unlängst von einer „Serie unbeschreiblicher, unvernünftiger Fehler“. Franco Romani, Mitglied des Projektbüros von „Perini Navi“, erklärte im Gespräch mit der Tageszeitung „Quotidiano Nazionale“ seine eigene Theorie zum Untergang der Luxusyacht: „Unter extremen Bedingungen kann das Boot schwanken, aber es geht nicht unter. Deshalb denke ich, dass die Seitentüre offen gelassen wurde, die man benutzt, um mit dem Beiboot hinauszufahren. Als das Schiff ins Schleudern geriet, kamen Tonnen von Wasser in die ‚Bayesian‘ herein und drangen schließlich in den Maschinenraum ein.“ Ob Romanis Verdacht zutrifft, ist bislang nicht geklärt.
Obduktionsergebnisse im Laufe der Woche erwartet
Einige Antworten könnte die Obduktion der Leichen geben, die am Dienstag beginnen und circa drei Tage dauern soll. An der Strandpromenade von Porticello hat am Sonntagabend eine Mahnwache in Gedenken an die Opfer des Schiffsunglücks stattgefunden. Einige Überlebende nahmen teil, außerdem Rettungseinheiten, Taucher und Feuerwehrleute, die sich an der Bergung der Todesopfer beteiligt hatten.
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Sie alle waren Angestellte, Freunde und Familienangehörige des britischen Milliardärs Mike Lynch, der zum Törn auf der Yacht seiner Frau eingeladen hatte. Der Unternehmer feierte auf dem Schiff seinen Freispruch im Prozess um einen Milliardenbetrug. Unter den Todesopfern sind Lynch selbst und seine 18-jährige Tochter. Außerdem kamen ein hochrangiger Manager der Investmentbank Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, dessen Frau Anne Elizabeth, der Anwalt Chris Morvillo und dessen Frau Nada ums Leben. Bereits am vergangenen Montag war die Leiche des Bordkochs gefunden worden.