Rom. Nach dem Untergang der „Bayesian“ vor Palermo mit sieben Toten hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Totschlags aufgenommen.
Nach dem Tod des britischen Software-Unternehmers Mike Lynch und sechs weiterer Menschen beim Untergang einer Luxusyacht vor Sizilien ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft wegen Totschlags. Die Untersuchung richte sich derzeit nicht gegen eine einzelne Person, berichtete der im Fall ermittelnde Staatsanwalt der sizilianischen Stadt Termini Imerese, Ambrogio Cartosio, bei einer Pressekonferenz am Samstag.
Die riesige Luxusyacht lag knapp einen Kilometer vor der Küste vor Anker, als sie in einem schweren Sturm sank. Experten rätseln, weshalb ein Boot wie die 56 Meter lange „Bayesian“ dem Sturm nicht standhielt und innerhalb weniger Minuten unterging. Die Ermittler vermuten, dass eine plötzliche Fallböe für das Unglück mitverantwortlich sei. Es habe sich um eine „plötzliches Wetterereignis“ gehandelt, das von Meteorologen nicht vorgesehen worden war, sagte Cartosio. Das Schiff sei in circa einer Minute gesunken und liegt jetzt auf der rechten Seite auf 50 Meter Tiefe.
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Yachtunglück vor Sizilien: Experten glauben an Fehler
Der neuseeländische Kapitän sagte aus, vom Ausmaß des Unwetters überrascht worden zu sein. Mehrere Experten vertreten hingegen die Meinung, dass Fehler gemacht wurden und das Schiff auf den heraufziehenden Sturm nicht richtig vorbereitet wurde. Fünf Leichen wurden in der ersten der sechs Kabinen auf der linken Seite des Schiffes entdeckt. Das letzte Opfer, die 18-jährige Tochter des britischen Milliardärs Michael Lynch, Hannah Lynch, wurde in der dritten Kabine geborgen. Ihre Leiche wurde am Freitag nach tagelanger Suche in 50 Metern Tiefe gefunden.
Mike Lynch wollte mit dem Segeltörn im Mittelmeer einen juristischen Erfolg feiern. Der Gründer der britischen Softwarefirma Autonomy war in Kalifornien von deren heutigem Eigentümer Hewlett-Packard verklagt worden, wurde aber im Juni von einer Jury einstimmig freigesprochen. Bei den Todesopfern handelt es sich neben Lynch und seiner Tochter um den hochrangigen Manager der Investmentbank Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, dessen Frau Anne Elizabeth, um den Anwalt Chris Morvillo und dessen Frau Nada. Bereits am Montag war die Leiche des Bordkochs gefunden worden. An Bord der „Bayesian“ waren insgesamt 22 Menschen, von denen sich 15 retten konnten, darunter Lynchs Frau Angela Bacares, auf die das Schiff zugelassen ist.
Der Eigentümer der „Bayesian“, eine Gesellschaft im Besitz von Angela Bacares, will jetzt das Wrack bergen. So seien bereits Privatfirmen kontaktiert worden, die die Bergung durchführen könnten. Der erste Schritt sei die Entleerung der Treibstofftanks, um Umweltschäden zu vermeiden. Danach müsse den italienischen Behörden ein Bergungsplan vorgelegt werden. Die Bergung sei unter anderem aus ökologischen Gründen notwendig, erklärte Staatsanwalt Cartosio.
Schwester über 18-jährige Hannah: „Sie ist mein kleiner Engel, meine Heldin“
Mit rührenden Worten hat sich inzwischen die ältere Tochter von Mike Lynch, von ihrer jüngeren Schwester Hannah verabschiedet. „Sie ist mein kleiner Engel, meine Heldin“, schrieb Esme Lynch britischen Medien zufolge in einer Mitteilung der Familie. „Hannah platzte oft in mein Schlafzimmer und legte sich zu mir. Manchmal strahlte sie, manchmal war sie frech, manchmal fragte sie um Rat. Egal, was passierte, sie brachte mir grenzenlose Liebe“.
Die Familie von Mike Lynch dankte den italienischen Behörden für ihre Unterstützung. „Wir danken der italienischen Küstenwache und allen, die zur Rettung beigetragen haben“, heißt es in einer Erklärung, die von italienischen Medien veröffentlicht wurde. „Als Mitglieder der Familie Lynch sind wir am Boden zerstört, stehen unter Schock und werden von unserer Familie und unseren Freunden getröstet und unterstützt. Unsere Gedanken sind in dieser Zeit bei allen, die von der Tragödie betroffen sind. Wir bitten nun darum, dass unsere Privatsphäre respektiert wird.“