Berlin. Nach dem Unglück gibt es kaum noch Hoffnung, jemanden lebend zu finden. Nun wurden die gefundenen Leichen identifiziert.
Drei Tage nach dem Untergang der Luxusyacht „Bayesian“ vor Sizilien haben Tauchereinheiten fünf der sechs Vermissten tot geborgen. Als erstes Todesopfer war bereits am Montag der Schiffskoch im Wasser entdeckt worden. Somit sind nun sechs Tote bestätigt, eine weitere Person wird noch gesucht.
Nachdem Spezialtaucher die fünfte Leiche bergen konnten ist klar, dass es sich dabei um den 59-jährigen Tech Unternehmer Mike Lynch handelt. Bei vier weiteren geborgenen Leichen handelt es sich um den Bankier Jonathan Bloomer und dessen Ehefrau sowie Lynchs Anwalt Chris Morvillo sowie seine Ehefrau. Lynchs 18 Jahre alte Tochter wird noch vermisst.
An der Suchaktion beteiligten sich Taucher, die bereits Leichen aus dem 2012 vor der italienischen Insel Giglio gesunkenen Kreuzfahrtschiff Costa Concordia geborgen hatten. Die „Bayesian“ liegt auf der Seite in 50 Metern Tiefe, was die Suchaktion erschwert hatte. Zahlreiche Hindernisse versperrten ihnen den Weg und die engen Räume behinderten sie. Die Suchaktion wird fortgesetzt.
Bei der Suche nach den Vermissten erhielten die Taucher am Mittwoch technische Unterstützung. So wurde ein ferngesteuerter Tauchroboter eingesetzt, der Objekte und Strukturen näher untersuchen kann. Mit einer möglichen Tauchtiefe von bis zu 200 Metern erreicht das Gerät das Wrack problemlos, teilte die Küstenwache von Palermo in einer Presseaussendung mit. Der Tauchroboter lieferte dank Videokameras Bilder, die bei der Suchaktion nützlich sein können.
Luxusyacht „Bayesian“ liegt in etwa 50 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund
Bei dem Unglück vor der Küste Siziliens konnten Montagfrüh 15 Menschen gerettet werden, acht von ihnen wurden in Krankenhäuser eingeliefert. Unter ihnen war auch eine britische Familie mit einer kleinen Tochter, die sich retten konnte. Das 50 Meter lange Schiff mit 22 Menschen an Bord war gegen 5.00 Uhr vor Porticello nahe Palermo nach einem heftigen Windsturm untergegangen. Die Überlebenden wurden von dem deutschen Kapitän der Jacht „Sir Robert Baden Powell“, Karsten Börnern, sowie von Patrouillenbooten der Küstenwache und der Feuerwehr gerettet.
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An Bord der „Bayesian“, die unter britischer Flagge unterwegs war, befanden sich hauptsächlich Briten, ein Neuseeländer, ein Mann aus Sri Lanka, zwei Anglo-Franzosen und ein Ire. Feuerwehrtaucher retteten einen einjährigen Buben, der in das Kinderkrankenhaus von Palermo gebracht wurde. Die Überlebenden wurden medizinisch versorgt.
Es ist unklar, wieso das Schiff bei den schwierigen Wetterverhältnissen eine halbe Seemeile vor der Küste vor Anker lag. Der Kapitän der „Bayesian“, James Catfield, wurde von den im Fall ermittelnden Staatsanwälten zwei Stunden lang befragt. Der Kapitän schilderte die dramatischen Momente des Schiffsuntergangs. Die Staatsanwaltschaft überlegt Ermittlungen gegen Kapitän wegen Fahrlässigkeit aufzunehmen. Er soll die mit dem Windsturm verbundenen Gefahren unterschätzt haben und keinen Zufluchtsort für das Schiff gesucht haben.
Der aus Neuseeland stammende Kapitän steuert seit acht Jahren Luxusjachten. Er ist ein bekannter Skipper, der für mehrere Superreiche Luxuskreuzfahrten im Mittelmeer anbietet. Bevor er vom britischen Technologiemagnaten Mike Lynch als Skipper der Bayesian angeheuert wurde, hatte er für einen türkischen Milliardär gearbeitet, berichteten italienische Medien.
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mit dpa
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