Berlin. Schauspieler Till Demtrøder kann sich noch bestens an die Zeit der ersten Liebe erinnern. Die Briefe von damals lassen ihn nicht los.
Heute ist Till Demtrøder (57), der zuletzt in „Das Küstenrevier“ (Sat.1) zu sehen war, mit seinen beruflichen Projekten wie Lesungen und Synchronrollen bestens ausgelastet. In seiner Jugend allerdings hatte der Schauspieler reichlich Zeit für seine romantische Seite, wie er in der Serie „Meine erste Liebe“ der Funke Tageszeitungen erzählt. Seine Freundinnen haben tiefe Spuren hinterlassen. Und eins hat er sich vorgenommen: Er möchte die Liebesbriefe seiner französischen Jugendliebe noch einmal lesen.
Wann hatten Sie denn das erste Mal Schmetterlinge im Bauch?
Till Demtrøder: Es fing mit Agnetha, der Sängerin von Abba an, die ich anhimmelte. Leider verlief das recht einseitig – ebenso wie die Kindergartenlieben, und dann gab es im Alter von zwölf, 13 innige Freundschaften. Dabei hat es geholfen, dass ich bereits früh im Reitstall aktiv war. Da waren die hübschesten Mädchen und nur wenig Jungs. Außerdem konnte ich gut tanzen, was bei den Schulfeten sehr nützlich war.
Und ich war in der Tanzschule ein sogenannter „Gastherr“. Weil da nicht genügend Jungs waren, habe ich mich in anderen Kursen als Partner zur Verfügung gestellt, und mit den Mädchen, mit denen ich getanzt habe, lief das ganz gut. Ich würde sagen: Ich hatte den Bogen raus.
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Tanzen war alles?
Demtrøder: Es gab auch noch das Flaschendrehen, wo es dann hieß „Tat oder Wahrheit“. Meistens habe ich dann „Tat“ gewählt, und das bedeutete, ein Mädchen zu küssen. Außerdem jobbte ich in den Ferien auf dem Friedhof und wusste, wo der Schlüssel zum Krematorium lag. Ich bin dann nachts mit den Mädchen über den Zaun geklettert. Die hatten natürlich furchtbare Angst, und so konnte ich sie dann in den Arm nehmen. Ich war immer sehr kreativ bei solchen Dingen.
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Man konnte das allerdings nicht als Beziehung bezeichnen.
Demtrøder: Nein, aber dann gab es einen Schüleraustausch mit Frankreich, mit La Côte Saint-André zwischen Lyon und Grenoble, damals war ich 13, 14. Und da habe ich Catherine kennengelernt. Sie war die Tochter in der Gastfamilie von einem meiner Schulfreunde. Ich wusste gar nicht, was da so passiert, aber auf einmal trug ich eine rosa Brille und hatte Herzrasen. Gleichzeitig war ich total schüchtern. Diese Gefühle sind in meiner Erinnerung noch ganz fest verankert. Ich kann jedes einzelne Bild von ihr abrufen.
Was für Bilder sind das zum Beispiel?
Demtrøder: Abendliche Feten, Fahrradfahrten, Eisessen, Treffen auf dem Marktplatz. Catherine hatte wunderschöne Augen – und für mich waren und sind Augen immer wichtig. Auch hatte sie eine tolle Ausstrahlung und Körperhaltung. Nicht zu vergessen, ihre Lippen. Ich merkte, ich war verloren. Ich konnte sie nur angucken.
Schauspieler Till Demtrøder erinnert sich noch gut an den ersten Kuss
Und erging es Catherine genauso?
Demtrøder: Zum Glück mochte sie mich auch. Ich habe sie dann angesprochen – aber im Beisein eines Freundes, was mir mehr Sicherheit gegeben hat. Dann gab es die klassischen Engtänze zu „Je t’aime (moi non plus)“ oder „In the Air Tonight“ von Phil Collins. Es kam das Händchenhalten, der erste Kuss und dann leider auch der Abschied. Der Austausch dauerte nur zwei Wochen.
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Wie kamen Sie mit der Trennung klar?
Demtrøder: Es waren ganz neue Gefühle: Ich hatte noch nie einen anderen Menschen so vermisst. Ich bekam Catherine nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe jeden Tag seitenlange Briefe auf Französisch geschrieben und auch mit ihr telefoniert, bis meine Eltern das an der Telefonrechnung merkten. Das ging so ein ganzes Jahr. Sie kam auch mal nach Hamburg.
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Wie hat sich das weiter entwickelt?
Demtrøder: Nach einem Jahr verbrachten wir einen Urlaub zusammen, aber da war ihre Mutter als Anstandsdame dabei. Wir haben uns immer besser kennengelernt, irgendwann jedoch gab es dann mal einen anderen auf ihrer Seite und so ging das wieder auseinander.
Till Demtrøder traf seine große Liebe nach Jahrzehnten wieder
Hatten Sie denn in dem Alter schon echte Gemeinsamkeiten?
Demtrøder: Wir beide waren sehr musikalisch – ich habe Trompete gespielt und sie Cello. So haben wir uns viel über Musik und französische Poeten ausgetauscht. Unsere Themen waren alles andere als profan. Ich habe das kürzlich nochmal überprüfen können, weil ich einen Packen Briefe von damals gefunden habe. In einem passenden Moment möchte ich die alle nochmal lesen.
Ihre Frau wird nicht eifersüchtig werden?
Demtrøder: Nein, das ist ja so lange her. Man kann das ja auch als gutes Training ansehen. Ich war damals schon sehr romantisch und bin es geblieben. Es war das schönste Gefühl, einen Brief zu schreiben, ihn nochmal durchzulesen und dann zuzukleben, zu frankieren, im Briefkasten zu stecken und seine weitere Reise gedanklich zu verfolgen. Und dann hat man voller Sehnsucht auf eine Antwort gewartet. Der Moment, wenn die dann kam, war unbeschreiblich schön.
Demtrøder: Sie hat mich tatsächlich nach Jahren über Social Media ausfindig gemacht. Wir haben uns dann ausgetauscht. Mittlerweile ist sie längst glücklich verheiratet und hat vier Kinder.
Der Schauspieler und seine falschen Bekenntnisse in der „Bravo“
Das Thema Sex spielte bei dieser ersten Liebe keine Rolle?
Demtrøder: Sexualität hatte ich damals noch nicht so im Kopf. Aber selbst, wenn es relativ zahm war, es war eine Achterbahn der Gefühle, wie ich sie noch nicht gekannt hatte.
Damals lasen Jugendliche ja die Aufklärungsseiten in der „Bravo“.
Demtrøder: Meine Freunde und ich natürlich auch. Wir haben es geliebt, fingierte Briefe wie „Hilfe, ich bin erst zwölf und mein Penis ist zu groß“ an die Dr. Sommer-Redaktion zu schicken und haben es gefeiert, wenn die abgedruckt wurden. Meine erste richtige Beziehung hatte ich dann ein paar Jahre später. Das Mädchen war älter und hatte ein bisschen Erfahrung. Das war ganz gut.
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Wie würden Sie heute im Alter von 57 Jahren Ihr Beziehungsleben insgesamt resümieren?
Demtrøder: Ich hatte ganz entzückende Freundinnen, an die ich mich alle gerne erinnere. Zwar habe ich mich von meiner ersten Frau getrennt, aber danach habe ich die große Liebe meines Lebens gefunden, mit der ich zusammenlebe. Grundsätzlich bin ich jemand, der Beziehungen pflegt. Die Verliebtheit verfliegt schnell, und dann muss man investieren, denn Liebe hängt viel mit harter Arbeit und Verlässlichkeit zusammen. Ein Geheimnis jeder guten Beziehung ist es auch, sich gegenseitig zu vertrauen und Raum und Luft zu geben, anstatt ständig aufeinander zu hängen.