Berlin. Konditorin Bettina Schliephake-Burchardt verrät, was Hochzeitstorten über Paare aussagen und auf welche Zutat sie nie ganz verzichtet.
Wenn es um Kuchen und Torten geht, führt im Fernsehen kein Weg an Bettina Schliephake-Burchardt vorbei. Seit 2015 prägt die Konditormeisterin als Jurorin SAT.1-Sendungen wie „Das große Backen“ (neue Staffel ab Spätsommer) und „Das große Promi-Backen“. Im Interview erzählt die 53-Jährige, was ihr Hochzeitstorten über den Zustand einer Beziehung verraten, warum es mit ihrer eigenen Ehe nicht geklappt hat und warum Frauen offenbar besser für den Konditorberuf geeignet sind.
Können Sie aus dem Stand erklären, was das Besondere am Backen ist?
Bettina Schliephake-Burchardt: Backen ist für Leute, die bereit sind, sich zu konzentrieren und Zeit mitbringen, aber nicht für Freigeister, die sich nicht an Rezepte halten wollen. In gewissem Sinne ist es so etwas wie Slow Food. Und es ist viel mit Tradition verbunden, weil da Rezepte von Generation zu Generation weitergegeben werden. Der Sonntagskuchen ist ein sehr schönes Ritual, weil man da mit der Familie zusammensitzt. Und damit tut man anderen etwas Gutes. In den Kursen, die ich gebe, sage ich: „Es geht nicht darum, dass die Torte besonders perfekt ist, sondern, dass sich jemand für dich Zeit genommen hat. Das ist mehr wert als ein Gutschein für zehn Euro.“
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Wie stark ist eigentlich der Stress, wenn man das beruflich macht?
Schliephake-Burchardt: Ich habe 20 Jahre Hochzeitstorten verkauft, und wenn Sie am Wochenende sieben Stück davon ausliefern, wissen Sie, was Sie getan haben. Das muss auf den Punkt beim Gast sein. Aber inzwischen habe ich mich herausgenommen und bin in die Dozententätigkeit hineingegangen.
TV-Konditorin verrät: Diese Promis haben sie besonders beeindruckt
Sie bewerten die Backkünste anderer – ob beim „Großen Promibacken“ oder als Mitglied des Prüfungsausschusses für die Hamburger Gesellen. Was gibt es für objektive Kriterien?
Schliephake-Burchardt: Es gibt bestimmte Techniken. Es gibt die Frage, wie sauber und wie gearbeitet wurde. Wie ist die Konsistenz? Hat der Kuchen eine bestimmte Note, die ihn zum Highlight macht?
Welche Ihrer prominenten Kandidaten waren besonders gut?
Schliephake-Burchardt: Sarah Harrison hat jede Sendung gewonnen. Das hatten wir vorher und nachher nie. Evi Sachenbacher-Stehle war sehr gut, ebenso Franziska Knuppe.
Und die Herren?
Schliephake-Burchardt: Da muss ich besonders Sportler wie David Odonkor oder Lars Riedle hervorheben. Ich war erstaunt, wie gut die performen konnten. Das liegt vermutlich daran, dass sie es vom Sport wissen, wie sie die Anweisungen eines Trainers umsetzen müssen.
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Sind Sie eine strenge Prüferin?
Schliephake-Burchardt: Mir eilt dieser Ruf voraus – auch beim „Großen Promibacken“. Es muss eben einer streng sein, denn es gibt Regeln. Aber ich bin bei Prüfungen meines Erachtens sehr fair. Außerdem versuche ich das sehr menschlich zu sehen. Wenn eine Torte zusammenbricht, tut mir das selbst weh, und ich möchte da nicht noch in die Wunde hineinstechen, sondern den Grund dafür finden: Was muss man ändern, damit das nicht nochmal passiert?
Bettina Schliephake-Burchardt: „Eine Torte ist ein Luxusprodukt“
Ihr 28-jähriger Sohn ist Bäckermeister. Haben Sie ihm das nahegelegt?
Schliephake-Burchardt: Ich habe ihm alles freigelassen. Er hat erst Koch gelernt, dann Konditor, dann Bäckermeister. Der Konditor lag ihm am wenigsten. Denn dieser Beruf ist noch genauer, was Rezepte und Feinheiten angeht. Das spricht offenbar mehr Frauen an. In Hamburg haben wir im Konditorfach 85 Prozent weibliche Azubis.
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Nun hantieren Sie in dem Beruf mit einer Substanz, die nicht gerade gesundheitsfördernd ist – nämlich Zucker.
Schliephake-Burchardt: Konditoreiware ist nichts, was man in Massen essen sollte. Eine Torte ist ein Luxusprodukt wie Schokolade. Ich halte wenig davon, alles zu verbieten. Wenn man alles ohne Zucker macht, fehlt dem Planeten ein bisschen Spaß. Ein gewisses Maß an Lebensfreude sollte man sich behalten.
Aber Sie tun schon auch etwas für Ihre Fitness?
Schliephake-Burchardt: Ich mache mindestens zweimal die Woche Sport. Es bringt mir nicht großartig Spaß, andererseits esse ich nicht jeden Tag eine Sahnetorte. Ich achte auf jeden Fall auf eine gesunde Ernährung. Andererseits werde ich nicht das Size-Zero-Model sein. Bei 1,92 Meter Körpergröße ist das nicht drin. Und die Zeiten des Bodyshamings sind hoffentlich vorbei.
Schliephake-Burchardt: Das kann die Bestellung der Torte über die Ehe aussagen
Von Ihrem Mann sind Sie seit mehreren Jahren geschieden. Der Stress des Berufs hatte damit aber nichts zu tun?
Schliephake-Burchardt: Ich habe sehr früh geheiratet und wir waren dann 23 Jahre zusammen. Wir verstehen uns immer noch super, haben aber irgendwann festgestellt, dass wir beide zusammen nicht super sind. Es war nicht der Beruf, sondern eine normale Weiterentwicklung.
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Und wenn man dann eine Hochzeitstorte nach der anderen kreiert, blendet man das Ende der eigenen Beziehung aus?
Schliephake-Burchardt: Absolut. Das eine ist Beruf, und das andere privat. Interessanterweise fragt man sich bei manchen Hochzeitstorten: Warum heiraten die? Manchmal kann man schon bei der Bestellung der Torte sagen, welche Ehen nicht funktionieren werden.
Haben Sie da ein Beispiel?
Schliephake-Burchardt: Wenn die Frau dem zukünftigen Ehegatten sagt: „Du bist jetzt ruhig, hier hast du nichts zu melden.“ Da schluckt man schon ein bisschen und überlegt sich, wie lange das gut gehen kann.
Wo finden Sie sonst noch Glück und Erfüllung?
Schliephake-Burchardt: Ich habe sehr viele Ehrenämter, die mit Essen und Backen zu tun haben. Zum Beispiel bin ich bin Vorsitzende einer Feinschmeckervereinigung. Natürlich spielen Freunde und Familie eine große Rolle.
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Ihr Geburtsort ist Miraflores in Peru. Hat der einen bleibenden Eindruck hinterlassen?
Schliephake-Burchardt: Ich war nie wieder in Peru, auch wenn das immer noch ein Thema in Gesprächen im Familienkreis ist. Meine Eltern haben da fünf Jahre gelebt und sind sehr davon beeinflusst worden. Sie waren damals Mitte 20, und wenn man in dem Alter eine Familie gründet und so intensiv im Ausland lebt, ist das prägend. Da lernt man es, liberal zu sein und auf andere Menschen und Lebensformen einzugehen.
Diese Liberalität haben Sie übernommen?
Schliephake-Burchardt: Ich hoffe ja. Davon gehe ich aus.
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Welche Orte haben Sie denn beeindruckt?
Schliephake-Burchardt: Ich bin großer England-Fan. Cake Design kommt ja aus England, so dass ich dort viele Kurse absolviert habe. Ich mag die Engländer. Ich finde sie haben einen ganz eigenen Schlag mit gutem Humor. Ich mag auch komischerweise das Essen. Aber England hat eben mehr zu bieten, als man denkt, weil es sich immer wieder neu entwickelt. Das ist ein bisschen wie Berlin. Ich will dort nicht wohnen, aber da passiert etwas. Es gibt ständig neue Trends und Einflüsse.
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Sie ziehen aber Hamburg als Wohnort vor?
Schliephake-Burchardt: Hamburg ist einfach schön. Es hat viel Lebensqualität, aber mir fehlt dieses Spontanere, was Berlin hat. Ich brauche es eben nur nicht jeden Tag.