Rom. Bei Ausgrabungen in Pompeji haben Forscher einen kunstvoll verzierten Saal gefunden. Bei den Motiven handelt es sich nicht nur um Deko.
Der Archäologische Park von Pompeji ist seit neustem um eine Entdeckung reicher: Forscher haben einen imposanten Bankettsaal mit eleganten schwarzen Wänden ausgegraben, die mit mythologischen Motiven aus dem Trojanischen Krieg verziert sind. Der Raum wurde kürzlich bei Ausgrabungsarbeiten im Bereich des Regio IX auf einer Fläche von 3200 Quadratmetern entdeckt und ist nun in seiner ganzen Pracht zu bewundern.
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„Pompeji ist eine wahre Schatztruhe, die uns immer wieder überrascht und in Erstaunen versetzt, denn jedes Mal entdecken wir etwas Schönes und Bedeutendes“, sagte der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano anlässlich des Fundes. Dabei dienten die Motive nicht nur als Deko, sondern hatten auch eine gesellschaftliche Funktion: Mythologische Figuren an den Wänden der antiken Wohnräume römischer Häuser sollten die Gäste unterhalten und für Gesprächsstoff sorgen.
Ausgrabungen in Pompeji: Diese Motive zieren die Wände
Der Saal ist mit Fresken und Mosaiken verziert, die auf das dritte Jahrhundert datiert werden, was sich aus der künstlerischen Qualität der Gemälde und der Auswahl der Motive schließen lässt. Das vorherrschende Thema sind Helden-Erzählungen, dargestellt durch Götter und Figuren aus dem Trojanischen Krieg. So erheben sich neben Helena und Paris, der in einer Inschrift mit seinem griechischen Namen „Alexandros“ bezeichnet wird, an den Wänden des Saals die Figur der Kassandra, Tochter des Königs Priamos, ebenso wie der Gott Apollo.
„In einem Bankettsaal versammelte man sich nach Sonnenuntergang zum Essen“, erklärte der deutsche Direktor des Parks, Gabriel Zuchtriegel. „Das flackernde Licht der Öllampen ließ die Bilder an den Wänden in Bewegung geraten, vor allem nach einigen Gläsern guten Weins.“
Der Saal, der etwa 15 Meter in der Länge und sechs Meter in der Breite misst, führt zu einem Innenhof mit einer langen Treppe in den ersten Stock. Auch hier wurde nicht an Verschönerungen gespart: Den rauen Putz der Bögen zieren die Skizzen von zwei Gladiatoren-Paaren, gemalt mit Holzkohle, wie die Archäologen herausfanden.
Italienischer Kulturminister: „Wir glauben an dieses weltweite Unikat“
Die Ausgrabungsarbeiten in der Insula 10 der Regio IX sind Teil eines umfassenderen Projekts. Es soll den Schutz des umfangreichen Erbes von Pompeji mit seinen mehr als 13.000 Räumen in 1070 Wohneinheiten wirksamer und nachhaltiger gestalten.
Bei den bisherigen Ausgrabungen in dem Gebiet wurden zwei miteinander verbundene Wohnhäuser entdeckt, darunter ein Haus mit Bäckerei ebenso wie eine Wäscherei, deren Fassade bereits Ende des 19. Jahrhunderts freigelegt wurde. Hinter diesen beiden Häusern kommen prächtige, mit Fresken bemalte Wohnräume zum Vorschein.
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Funde, die die Bedeutung Pompejis in den Augen der Forscher unterstreichen. „Wir glauben an dieses weltweite Unikat, das Pompeji ist, und deshalb haben wir neue Ausgrabungen finanziert. Wir müssen beim Schutz dieser wichtigen Stätte, aber auch bei ihrer Aufwertung, vorankommen“, erklärt Kulturminister Sangiuliano.
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Pompeji und seine Bewohner wurden beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. unter Asche, Schlamm und Lava begraben. Die Stadt wurde dadurch aber teilweise konserviert und im 18. Jahrhundert wiederentdeckt. Die Ausgrabungsstätte gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Italiens.